Aller Anfang ist schwer, wie man so schön sagt. Genau so ging es mir auch während meiner ersten Tage in der Sprachschule ‚Cultura Italiana‘ in Bologna mit dem Italienischlernen. Wie mein Start in den Sprachschule war und wie meine Zimmersuche ausgegangen ist, erfahrt ihr hier.
Gleich einen Tag nach meiner Ankunft in Bologna hatte auch schon mein Sprachkurs begonnen. Am Vormittag, als es schon sehr sehr heiß war, suchte ich zusammen mit meinen Eltern und Navi die Sprachschule in der Bologneser Altstadt. Dies war allerdings nicht einfach, da sämtliche Straßen wegen Bauarbeiten gesperrt waren und mir schon an diesem Tag die Vorliebe der Italiener für Einbahnstraßen auffiel.
Nach einer kleinen Verspätung und ein paar Umwegen, haben wir die Schule trotzdem gefunden. Als Nächstes stellte sich die Frage, wo wir denn in dem Gebäude die Schule finden, da meine deutsche SIM-Karte unerwarteter Weise in Italien nicht funktioniert. Die Sprachenschule befand sich im ersten Stock eines mittelalterlichen Palazzo. Leider war der Aufzug nur ziemlich klein, wie in den meisten italienischen Altbauen. Daher passte mein Fahrrad, welches ich wie einen Rollstuhl benutze, nicht hinein. Die Tasten des Aufzugs konnte ich auch nicht alleine erreichen, da ich kleinwüchsig bin. Danach kam ich auch schon gleich in den größten Raum der Schule, wo der Schulleiter Massimo einen Einführungsvortrag für alle neuen Sprachschüler auf Italienisch hielt. Trotz meiner eher geringen Italienischkenntnisse, verstand ich zu meiner Zufriedenheit mehr als ich gedacht hätte.
Come si parla italiano? – Wie spricht man Italienisch?
In Deutschland musste ich vorher einen schriftlichen Selbsttest ausfüllen, damit meine Italienischkenntnisse für einen passenden Kurs beurteilt werden konnten. Vor Ort gab es noch ein Prüfungsgespräch mit einer Italienischlehrerin. In dem Gespräch versuchte ich mich an so viele Wörter wie möglich zu erinnern und mir fielen sogar immer mehr ein. Trotzdem fiel mir das Sprechen sehr schwer.
Gleich nach dem Vortrag begann auch schon die erste Schulstunde mit Grammatik. Der Grammatikstoff bereitete mir weniger Probleme, dafür aber meine nicht ausreichend vorhandenen Wortschatzkenntnisse. Seit ungefähr vier Monaten hatte ich mich eher wenig mit Italienisch beschäftigen können, da ich den letzten Italienischkurs, den ich freiwillig machen wollte, wegen Überschneidungen mit anderen Pflichtkursen nicht belegen konnte. Und ich musste mich mit der Sprache umstellen. Mit meinen Eltern sprach ich Deutsch. Mit vielen weiteren Sprachschülern manchmal Englisch und im Unterricht und mit den Lehrern nur auf Italienisch. Dies führte zu ganz merkwürdigen Situationen. Auf einmal sind mir einige Wörter dann auf Lateinisch eingefallen, aber nicht auf Italienisch.
Auch der Umgang mit italienischen Floskeln war mir erst unbekannt. Meist werde ich bis heute zu Beginn eines Gesprächs unter Freunden und Bekannten „Tutto bene?“ angesprochen, was wörtlich übersetzt „Alles gut?“ bedeutet. Das war für mich erst etwas ungewohnt und vor allem wusste ich nicht genau, was ich darauf antworten sollte. Mir wurde auch erst langsam bewusst, wie groß der Einfluss von anderen Sprachen auf das Italienische ist. Jemandem am Ende der Woche ein „Buon weekend“ zu wünschen, was übersetzt „Schönes Wochenende“ heißt, ist ein ganz normaler Gruß und „il weekend“ ist noch nicht einmal umgangsprachlich. Selbst die namhafte Zeitung La Repubblica schreibt „weekend“.
In einer weiteren Unterrichtstunde wurde das Sprechen geübt. Dazu wurden die Gruppen neu gemischt, da die Grammatikkenntnisse und Sprachfähigkeiten sich sehr unterscheiden können. Ein spanischer Sprachschüler wird wegen der Ähnlichkeit zur italienischen Sprache sicher schneller gut Italienisch sprechen können, als beispielsweise ein Japaner. Um das Sprechen zu üben, wurden verschiedene Aspekte der italienischen Kultur und des Brauchtums angesprochen. Beispielsweise lernte ich so die Bedeutung von italienischen Gesten kennen.
So vielfältig wie der Unterricht ist, so sind es auch die Sprachschüler. Ich bin bis heute immer noch sehr beeindruckt, in welchen Ländern der Welt Italienisch gelernt wird, was für mich ein großes Indiz ist, wie sehr auch die italienische Kultur geschätzt wird. Gleich in den ersten beiden Wochen lernte ich eine Brasilianerin und ihre Tochter kennen, die beide extra aus Brasilien gekommen sind, um Italienisch zu lernen. Zum Ende ihrer Zeit an der Schule brachten sie typisch brasilianische Schokolade mit.
Erste Eindrücke von Italien und Bologna
Während ich mich für mein Auslandsjahr beworben hatte, haben mir einige Bekannte, die Bologna besichtigt haben, erzählt, wie pulsierend, aber auch stressig das Leben in Bologna ihnen vorkam. Mein erster Eindruck war, dass die Stadt sehr groß ist. Da ich selbst auch einer eher kleineren Großstadt komme, kam mir das Leben dort wie in München vor. Jedenfalls stelle ich es mir so vor.
Schon bei meiner Ankunft in Bologna habe ich Straßenschilder mit Schneeketten gesehen. Angesichts der brütenden Hitze kam mir das unvorstellbar vor, dass es im Winter so kalt werden könnte. Für mich teils sehr lustig, meinen Eltern eher ärgerlich, waren die sogenannten Fensterputzer. Steht man in Bologna auf einer der Hauptverkehrsstraßen an der Ampel, kann es ohne Weiteres passieren, dass ein Herr kommt und ohne Nachfrage an der Frontscheibe des Autos, trotz wütender Ablehnung, rumwischt. Danach verlangt er einen Wucherpreis von bis zu fünf Euro für die ungewollte Arbeit. Ein anderes Mal hat ein junger Mann mitten auf der Straße bei einer roten Ampel jongliert, das habe ich vorher noch nie gesehen.
Der mittelalterliche Stadtkern von Bologna hat es mir sofort angetan. So viele mittelalterliche Bauten, welche für sofort wie eine kleine Zeitreise waren. Und die vielen Arkadengänge, wofür Bologna weltweit bekannt ist. Ein Traum. Sehr überrascht hat mich das italienische Fernsehen. Auf einmal kamen Serien wie „Il comissario Rex“ oder „Il nostro Robbie“. Ich hätte nicht gedacht, dass deutsche Serien, die mich durch meine Kindheit und Jugend begleitet haben, heute in Italien so beliebt sind. Ebenfalls überraschte mich die Wertigkeit der Berichterstattung. So wurde beispielsweise über sämtliche Staus am Wochenende berichtet, oder dass der Sternschnuppenstrom „Perseiden“ wieder aktiv ist.
Sogar vom italienischen Lidl war ich überrascht. Ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo mir im Supermarkt noch nie ein Lebensmittel in einer anderen Sprache als Deutsch aufgefallen ist, ist dies dort die Regel. Irgendwann habe ich auch eine Flipstüte mit deutscher Aufschrift entdeckt. Etwas enttäuschend fand ich in dem Moment, dass der Lidl auch sämtliche deutsche Lebensmittel wie Brezen oder dunkles Brot hat. Ich hatte mir vorgenommen, mit Absicht in Italien keine deutschen Lebensmittel zu essen, damit ich mich auch auf etwas in Deutschland freuen konnte.
Wie die Zimmersuche ausgegangen ist
Während ich meinen Sprachkurs angemeldet hatte, habe ich auch schon nach einem Apartment der Sprachschule angefragt. Nur leider konnte diese so schnell keines finden. Da meine private Suche leider ebenfalls erfolgslos blieb, bemühte sich die Sprachschule noch einmal, mir bei der Suche zu helfen. Sie gaben mir die Telefonnummer einer Vermieterin.
Mit hochrotem Kopf und zitternden Händen versuchte ich sie anzurufen, meine bis dahin schon etwas besseren Sprachkenntnisse sollten wohl auf die erste Probe gestellt werden. Leider ging niemand ran und am nächsten Tag überließ ich die Kontaktaufnahme dann lieber doch den sehr hilfsbereiten Sekretärinnen Martina und Annalisa. Leider hat es auch diesmal nicht geklappt. Jetzt war das erste Problem die Flügeltüren, welche so eng waren, dass mein Fahrrad, das ich wegen meiner Behinderung zur Fortbewegung brauche, nicht durchpasste. Ansonsten hätte in der Wohnung alles gepasst und die Vermieterin hat meine Eltern und mich noch zum Kaffee eingeladen. Dabei schlug ich mich nach ungefähr zwei Wochen Sprachunterricht schon viel besser durch das Gespräch, was mich sehr freute.
Letztendlich galt es, trotzdem eine Lösung zu finden, wo ich die letzten fünf Wochen meines Sprachkurses bleiben sollte. Meine Eltern hatten für zwei Wochen ein Apartment mit Küche und Bad auf dem Campingplatz gebucht. Mein Vater fand einen Mitarbeiter namens Signore Danielle, der sehr gut Deutsch spricht. Es bestand für mich die Möglichkeit ein Apartment für mich alleine auf dem Campingplatz zu buchen, allerdings musste ich dann jeden Tag mit dem Taxi zur Sprachschule fahren, da die Busverbindung in die Innenstadt zeitlich nicht gepasst hat. Die Sprachschule suchte zur gleichen Zeit gute Hotelangebote in der Nähe heraus. Nach längerem Überlegen entschied ich mich dann auf dem Campingplatz zu bleiben.
Nach den zwei Wochen Zimmersuche mussten meine Eltern wieder nach Deutschland zurückfahren und mein richtiges italienisches Leben begann. Was ich dabei alles Neues über das italienische Leben in Bologna kennengelernt habe, erfahrt ihr in meinem nächsten Bericht.
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