Im Norden Mosambiks breitet sich mutmaßlich islamistischer Terror aus. Dörfer werden ausgeplündert und verbrannt, Menschen müssen fliehen. Der katholische Bischof Luiz Fernando Lisboa befürchtet eine Hungersnot. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Schon seit Ende 2017 wurde die Provinz Cabo Delgado im Norden Mosambiks immer wieder Ziel terroristischer Angriffe. Die Situation spitzt sich indes immer weiter zu: Am 29. und 30. Januar diesen Jahres gab es alleine sechs Angriffe in der Region. Laut Angaben der UNHCR, der Flüchtlingsorganisation der vereinten Nationen, habe es gerade in den letzten Monaten einen deutlichen Anstieg der Attacken gegeben. Bewaffnete Gruppen greifen laut Aussagen von UNHCR-Sprecher Andrej Mahecic immer wieder Dörfer an.
Tod, Folter, Verstümmelungen
„Diejenigen, die fliehen, sprechen von Tötungen, Verstümmelungen und Folter, verbrannten Häusern, zerstörten Ernten und Geschäftsräumen. Uns liegen Berichte über Enthauptungen, Entführungen und das Verschwinden von Frauen und Kindern vor“, so Mahecic. Etwa 100.000 Menschen befinden sich augenblicklich auf der Flucht. Viele von ihnen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Die UNHCR will als Reaktion auf diese Lage ihre Präsenz in der Provinz Cabo Delgado steigern.
Leere Dörfer, unbestellte Ernten
Auch Luiz Fernando Lisboa macht sich Sorgen. Er ist katholischer Bischof von Pemba im Nordosten des afrikanischen Landes. Die Angriffe, so betont auch er, hätten eine allgemeine Fluchtbewegung zur Folge gehabt. Kürzlich erst wurde auf eine landwirtschaftliche Schule mit rund 500 Studierenden ein Anschlag verübt. „Die Schule wurde niedergebrannt. Unsere Sicherheitskräfte können die Angriffe ohne internationale Hilfe nicht eindämmen“, so Bischof Luiz Fernando Lisboa. „Die Dörfer leeren sich, die verbliebenen Einwohner bestellen die Felder nicht mehr.“ Das lasse eine baldige Hungersnot befürchten. Der Landstrich ist dabei nicht nur durch Terror erschüttert, sondern hatte im April des vergangenen Jahres zudem unter dem Wirbelsturm „Kenneth“ zu leiden.
Unklarheit über die Terroristen
Bischof Luiz Fernando Lisboa betont, dass noch immer Unklarheit über die Herkunft der mutmaßlich islamistischen Terroristen besteht. Wer sind ihre Hintermänner? Wie groß sind die Terroreinheiten? Der katholische Bischof vermutet, in Tansania könnte es Rückzugsorte für die Terroristen geben – mit verheerenden Folgen: „Denn wenn es ein internationales Netzwerk gibt, sind die Terroreinheiten stärker und schwieriger aufzuhalten.“ Luiz Fernando Lisboa weiß, dass auch er selbst Opfer des Terrors werden könnte. „Aber ich habe keine Angst. Ich versuche meine Aufgabe zu erfüllen.“ Gerade Missionare würden sich nicht zurückziehen, sondern weiter an der Seite der Menschen stehen. „Sie sind sehr mutig.“
Unterstützung durch „Kirche in Not“
Diese Arbeit wird auch aus Deutschland unterstützt: Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt die Region mit finanziellen Mitteln. So können etwa Fahrzeuge für die Priester beschafft werden und Seminaristen ausgebildet werden. „Kirche in Not“ wurde 1947 vom belgischen Priester Werenfried van Straaten gegründet, um Heimatvertriebenen in Deutschland zu helfen. Mittlerweile ist das päpstliche Hilfswerk in mehr 140 Ländern präsent und unterstützt Christen dort, wo sie verfolgt werden oder für ihre pastorale Arbeit auf Hilfe angewiesen sind – wie etwa im Norden Mosambiks: „Ohne diese Hilfe wäre es sehr schwierig, unsere Arbeit zu machen“, sagt Bischof Luiz Fernando Lisboa.
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit Kirche in Not.
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