In einer Welt voller Hektik, Nachrichten und Lärm suchen immer mehr Menschen nach einem seltenen und kostbaren Gut: innerer Ruhe. Doch warum fällt es uns heutzutage so schwer zur Ruhe zu kommen und wieso kommt sie in unserem Alltag zu kurz? Was bedeutet Ruhe wirklich, und warum ist sie so wichtig für unser Wohlbefinden und vor allem, wie können wir sie erreichen? All das und noch viel mehr erfahrt ihr in diesem Artikel.
Ruhe ist in unserer modernen Gesellschaft zu einem echten Sehnsuchtsbegriff geworden. Angesichts eines Lebensstils, der von ständiger Erreichbarkeit, hohen Anforderungen und einem endlosen Strom an Informationen geprägt ist, fragen sich viele Menschen: Wo finde ich Ruhe?
Diese Frage führt uns nicht nur zu einem besseren Verständnis unserer Bedürfnisse, sondern auch zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem, was es bedeutet, wirklich zu leben. Ruhe bedeutet für jeden etwas anderes und doch haben wir alle eine ähnliche Vorstellung davon, deswegen ist es sehr wichtig, die Sache immer unter dem individuellen Aspekt zu betrachten.
Was ist überhaupt Ruhe?
Ruhe begreifen wir in erster Linie als die Abwesenheit von Lärm und weiteren Störfaktoren. Doch innere Ruhe ist auch etwas, was wir in uns selbst und nicht im Außen finden können und sie ist noch so vieles mehr. Es handelt sich um einen Zustand inneren Friedens und Gelassenheit, der es uns ermöglicht, inmitten des Chaos klar zu denken und emotional ausgeglichen zu bleiben.
Sie gibt uns die Möglichkeit, wir selbst zu sein und in Verbindung zu unserer eigenen Persönlichkeit zu treten und diese Verbindung nicht zu verlieren. Ruhe bedeutet, sich von den vielen äußeren Ablenkungen zu lösen und in sich selbst ein Gefühl der Sicherheit und des Wohlbefindens zu schaffen. Gewissermaßen ist es unsere Sicherheit, die wir in uns selbst spüren und bewahren sollten, denn von außen werden immer wieder Situationen kommen, die uns ablenken werden.
Für manche ist diese Ruhe ein Moment der Stille in der Natur, für andere das Eintauchen in ein gutes Buch oder das Praktizieren von Meditation. Was auch immer Ruhe für den Einzelnen bedeutet, sie ist ein Zustand, den viele von uns im hektischen Alltag verzweifelt suchen.
Warum sehnen wir uns nach Ruhe?
Wir kennen den hektischen Alltag mittlerweile viel zu gut, denn selbst in der Schule war er schon nicht ganz entspannt. Damals hatten wir noch nicht die Verpflichtung, Rechnungen zu bezahlen, einzukaufen und den ganzen Haushalt zu schmeißen. Klausuren, Projekte und Engagement, all das forderte Zeit und Kraft. Und auch wenn uns all das Spaß machen sollte, so ist es auf Dauer doch ermüdend, wenn uns die Zeit für uns selbst und die Ruhe fehlt.
Spätestens im Erwachsenenleben haben wir eine Vielzahl an Anforderungen zu leisten, die alle Zeit und Energie kosten. Unsere Sehnsucht nach Ruhe entspringt oft dem Gefühl der Überforderung, das durch die Anforderungen des modernen Lebens entsteht. Ständige Erreichbarkeit durch Smartphones, die Unmenge an Informationen und die hohen Erwartungen in Beruf und Privatleben können zu Stress und Erschöpfung führen. Diese permanente Anspannung hinterlässt Spuren – sowohl körperlich als auch seelisch. Ruhe bietet einen Ausgleich zu dieser Anspannung, eine Möglichkeit, Kraft zu schöpfen, sich zu regenerieren und wieder in Balance zu kommen. Sie hilft uns, den Fokus auf das Wesentliche zu richten und eine tiefere Verbindung zu uns selbst herzustellen.
Die psychologischen und gesundheitlichen Vorteile von Ruhe
Ruhe ist nicht nur ein emotionaler oder geistiger Zustand, sondern auch ein entscheidender Faktor für unsere Gesundheit. Zahlreiche Studien belegen, dass regelmäßige Phasen der Ruhe und Entspannung Stress abbauen, den Blutdruck senken und das Immunsystem stärken können. Psychologisch gesehen hilft uns Ruhe dabei, Ängste und Depressionen zu lindern, die Konzentration zu verbessern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Indem wir uns regelmäßig Zeit für Ruhe nehmen, investieren wir aktiv in unsere Gesundheit und Lebensqualität und bauen eine Verbindung zu uns selbst auf. Zwar sind die gesundheitlichen Vorteile ein wesentlicher Faktor, dennoch dürfen wir auch nicht das gute Gefühl vergessen, das uns Ruhe beschert. Wie wir alle wissen, können uns Pausen wesentlich produktiver und leistungsfähiger machen, als das stumme ‚Durcharbeiten‘. Auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht wie leere Zeit erscheinen, sind bewusste Pausen ein Garant dafür, dass wir zur Ruhe kommen und uns unserer selbst bewusst werden.
Die Hindernisse auf dem Weg zur Ruhe
Trotz unseres Wunsches nach Ruhe fällt es vielen Menschen schwer, sie in ihrem Alltag zu finden, was zum Teil an den oben genannten Gründen liegt, aber auch darin, dass wir innerlich oft gebraucht werden wollen. Ein Hauptgrund dafür ist die Angst vor dem Alleinsein oder vor der Konfrontation mit eigenen Gedanken und Gefühlen, die in ruhigen Momenten stärker in den Vordergrund treten können. Viele flüchten sich daher in Ablenkungen wie soziale Medien, Fernsehen oder andere Aktivitäten, die verhindern, dass sie wirklich zur Ruhe kommen.
Das kann zwar manchmal wohltuend sein und uns auf andere Gedanken bringen, dennoch sollten wir es damit nicht übertreiben. Denn unser Kopf vergisst nicht, er verdrängt nur. Und solange wir verdrängte Emotionen oder Gedanken mit uns herumtragen, laufen wir Gefahr, dass sie in ungeahntem Ausmaß wieder hervorkommen. Das kann zu Panikattacken, emotionalen Ausbrüchen und anderen extremen Reaktionen führen, die uns viel mehr schädigen. Darüber hinaus gibt es gesellschaftliche Erwartungen, ständig produktiv und erreichbar zu sein, die uns daran hindern, uns die notwendigen Auszeiten zu gönnen und das hat mitunter verheerende Folgen für uns selbst.
Die Rolle der Konditionierung
Die Selbstverständlichkeit, mit der uns viele Berufe, Freunde und Freizeitaktivitäten Erreichbarkeit abverlangen ist im Grunde sehr belastend für unsere Ruhepausen und auch die Me-Time leidet häufig darunter. Wenn wir das Gefühl haben, wir müssten Zeit für uns nehmen, dann wartet schon die nächste Nachricht auf uns, die beantwortet werden möchte. Im Grunde ist all das eine Konditionierung: Wir alle schauen sofort auf unser Smartphone, sobald es vibriert oder klingelt.
Zu groß ist unsere Neugier, die durch eine Nachricht belohnt wird und damit unser Belohnungssystem aktiviert. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass eine Email oder Nachricht voller Arbeitsanweisungen nicht wirklich eine Belohnung sei. Dennoch reagiert unser Gehirn darauf. Passiert das über Tage, Monate und Jahre hinweg, wie es bei den meisten von uns ist, hat uns das Smartphone erfolgreich konditioniert. Vielleicht werden wir nicht im engeren Sinne süchtig danach, und dennoch lässt sich eine deutliche Tendenz dahin nicht leugnen. Dennoch gibt es Wege und Optionen, die wir nutzen können, um es auszutricksen.
Wege zur inneren Ruhe
Der Weg zur inneren Ruhe erfordert bewusste Entscheidungen und das Einüben neuer Gewohnheiten. Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und so müssen wir uns auch manchmal an diesen Ursprung zurückbegeben, um uns selbst zu verstehen und uns helfen zu können. Es gibt mehrere Möglichkeiten, Ruhe zu etablieren und bewusst zu praktizieren:
Achtsamkeit und Meditation:
Regelmäßige Achtsamkeitsübungen oder Meditation helfen dabei, den Geist zu beruhigen und eine tiefere Verbindung zum gegenwärtigen Moment herzustellen. Sie fördern die innere Ruhe, indem sie uns lehren, Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten oder von ihnen überwältigt zu werden.
Zeit in der Natur verbringen:
Seit jeher gilt die Natur als eine Kraftquelle und ein niemals endendes Erlebnis, das uns erden kann. Die Natur bietet eine kraftvolle Umgebung für Ruhe und Erholung. Ob ein Spaziergang im Wald, das Lauschen der Wellen am Meer oder einfach das Sitzen in einem Park – die Natur kann uns helfen, uns zu erden und wieder in Einklang mit uns selbst zu kommen.
Bewusste Pausen im Alltag:
Bewusste Pausen sind etwas, was wir viel zu selten machen. Diese Pausen können kurze Momente der Stille, Atemübungen oder einfach das Genießen einer Tasse Tee sein, diese Rituale dauern nicht lange und geben uns trotzdem den Moment Ruhe im Alltag, der uns helfen kann. Wichtig ist, diese Zeiten wirklich zur Erholung zu nutzen und nicht von neuen Aufgaben oder Ablenkungen durchdringen zu lassen.
Klare Grenzen setzen:
Wir neigen meistens dazu, uns viel zu viel aufzuhalsen, auch wenn wir merken, dass wir überfordert sind. Deswegen ist es für unsere innere Ruhe unentbehrlich, gesunde Grenzen zu setzen und sie zu kommunizieren. Wir müssen die Angst loslassen, andere zu enttäuschen, dadurch dass wir nein sagen. Indem wir Prioritäten setzen und uns nicht überlasten, schaffen wir Raum für Ruhe und Selbstfürsorge. Dazu gehört auch, eine Nachricht nicht sofort zu beantworten, wenn wir gerade mit uns beschäftigt sind.
Digital Detox:
Ohne Frage ist das etwas, was jedem von uns guttun würde. Wir sind von sehr vielen Medien uns Ablenkungen umgeben, die uns Zeit und Energie kosten. Deswegen müssen wir einen Überblick darüber behalten, wie viel Zeit wir online verbringen, insbesondere auf sozialen Medien. Diese Plattformen können eine Quelle von Stress und Überforderung sein. Eine bewusste „digitale Entgiftung“ hilft dabei, den Geist zu klären und Raum für Ruhe zu schaffen. Dadurch lernen wir nochmal bewusster damit umzugehen.
Ruhe als Lebensphilosophie:
Die Sehnsucht nach Ruhe ist ein tiefer, menschlicher Wunsch, der uns daran erinnert, wie wichtig es ist, in einer lauten und hektischen Welt den Frieden in uns selbst zu finden. Ruhe ist nicht nur ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für unser Wohlbefinden. Ruhe ist nicht nur ein Zustand, den wir ab und zu suchen sollten, sondern eine Lebensphilosophie, die wir in unser tägliches Leben integrieren können.
Es geht darum, die Hektik bewusst zu reduzieren, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und in einem Tempo zu leben, das uns gut tut. Indem wir Ruhe als festen Bestandteil unseres Lebens ansehen, können wir nachhaltiger leben, unsere Beziehungen vertiefen und mehr Zufriedenheit in unserem Leben willkommen heißen.
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