Mit dem Aschermittwoch beginnt für Christen weltweit die österliche Bußzeit, auch „Fastenzeit“ genannt. 40 Tage lang bereiten sich die Gläubigen auf das Osterfest vor – das wichtigste Fest der Christenheit. Matthias Chrobok schaut in einer Reihe auf den Aschermittwoch und die Tradition des Fastens.
Das „Alaaf“ und „Helau“ sind verstummt. Der Kater vom Vortag ist vielleicht schon auskuriert. Ekstase, Ausgiebigkeit und Feierei sind zu Ende und machen der Umkehr und Besinnung Platz. Doch geht das einfach so? Schalter umlegen und ab dafür?
Am Aschermittwoch wird gefastet
Seit ich denken kann, war der Aschermittwoch in unserer Familie immer etwas Besonderes. Als Jugendlicher habe ich mich dafür interessiert, warum der Gottesdienst liturgisch so ganz anders ist: Esertönt kein Halleluja vor dem Evangelium und auch das Hochgebet wird nicht gesungen. Total spannend, oder?
Ich bin katholisch aufgewachsen und in unserer Familie haben wir am Aschermittwoch nie Fleisch gegessen. Seit ich mich erinnern kann, war das so. Fasten, das ist nämlich im engeren Sinne: Täglich nur eine Mahlzeit und zwei kleine Stärkungen dazwischen. Die Kirche schreibt aber auch vor, am Aschermittwoch und Karfreitag nicht nur zu fasten, sondern auch nur eine fleischlose Mahlzeit zu sich zu nehmen. Klingt veraltet, kann aber eine Abwechslung zum Alltag sein.
40 Tage Vorbereitung auf Ostern
Den Aschermittwoch in seiner heutigen Form gibt es seit dem 6. Jahrhundert. Dabei fällt die Zahl 40 auf. Wer genau rechnet, kommt bis Ostern auf 46 Tage. Doch unter Ausschluss von Karfreitag und Karsamstag sowie den fünf Sonntagen, ergeben sich 40 Tage, die eine Vorgeschichte haben. 40 Tage und Nächte hat es während der Sintflut geregnet und die Erde wurde „gereinigt“, 40 Jahre lang hat Moses das Volk durch die Wüste bis ins Gelobte Land geführt. 40 Tage und Nächte ging der Prophet Elija zum Gottesberg Horeb, um dem Herrn dort zu begegnen.
Auch Jesus zog es nach seiner Taufe durch Johannes in die Wüste. Er fastete und betete und wurde vom Teufel in die Versuchung geführt. Gesündigt hat er nicht, denn er ist ja schließlich Gottes Sohn. Aber dadurch zeigt er uns: Er geht mit uns durch alle Hügel und Täler unseres Lebens, in die größten Versuchungen hinein – selbst den Tod, den er am Kreuz sterben wird, lässt er nicht aus.
In der Wüste, in der Jesus sich aufhält, geschieht Gottesbegegnung. In dieser Wüstenzeit, in der Jesus nichts hat und hungert, bleibt er Gott und seinem Auftrag treu. Auch die Christen sind in diese Wüstenzeit hineingerufen und können ihre Vorsätze dementsprechend fassen: Täglich die Bibel lesen, beten, die heilige Messe bewusster feiern, Gott treu bleiben und für die Menschen um sich herum da sein.
Das Aschenkreuz erinnert an die Vergänglichkeit
In den abendlichen Gottesdiensten nimmt die Verteilung des Aschenkreuzes die zentrale Rolle ein – und das seit dem 10. Jahrhundert. Gewonnen wird die Asche meist aus dem Verbrennen der Palmzweige des vergangenen Palmsonntags. Asche und Bußgewand galten von jeher als Zeichen der Buße. Letzteres hat die Zeit nicht überdauert. Die Asche hat sich bis heute gehalten und wird den Gläubigen im Gottesdienst auf den Kopf gestreut, mit den Worten „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ (vgl. Gen 3,19). Das lässt mich immer besonders berührt zurück, da mir klar wird: Wir sind nur kurze Zeit hier auf Erden – vergeuden wir diese wertvolle Lebenszeit nicht.
Fasten nützt uns, nicht Gott
In der Fastenzeit lautet Devise: Sich zurücknehmen, aushalten und auf Dinge verzichten, die uns scheinbar guttun. Sind wir da nicht ein wenig aus der Übung? Fasten ist ein Sich-mäßigen, eine Übung für uns. Gott möchte nicht, dass wir uns knechten, sondern „das Leben in Fülle haben“ (vgl. Joh 10,10). Es könnte auch gesagt werden: Überfluss überflüssig machen in der Zeit vor Ostern, damit wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren und den in den Mittelpunkt stellen, der unseren Glauben begründet: Jesus Christus. Fasten und alte Gewohnheiten ausmerzen, um uns freizumachen und Christus Raum zu geben – idealerweise auch über die Fastenzeit hinaus.
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