Wir leben im Informationszeitalter. Aufgrund der Fortschritte in Technologie und Medien haben wir Zugang zu den verschiedensten Themen, die weltweit die Gedanken beschäftigen. Und dank der Globalisierung können Nationen, die durch Kontinente getrennt sind, kommunizieren, als wären sie Nachbarn. Doch die Grenzen zwischen Fluch und Segen sind schmal und insbesondere in diesen Zeiten wird deutlich, wie fragil die Freiheit unseres Austauschs ist.

Wie schmal sie tatsächlich sein können, spiegelt sich insbesondere in unserer heutigen Krisenzeit wieder. Dank des weltweiten Austauschs konnten wir feststellen, dass einige seltene Fälle von Lungenentzündung, die in Wuhan, China, begannen, tatsächlich die Auswirkungen eines tödlichen Virus waren, das sich auf der ganzen Welt ausbreitete. Infolgedessen konnten viele Länder sich bereits besser vorbereiten, Informationen über das Virus einholen und die besten Schutzmaßnahmen vorbereiten. Zugleich profitierte man vom regen Austausch der Länder untereinander.
Aber leider führt der gleiche Informationsaustausch auch zu einer Welle der Desinformation. In Bezug auf das Virus werden falsche Informationen, sowohl mit schädlichen Gesundheitsratschlägen als auch mit sinnlosen Verschwörungstheorien, verbreitet. Einige Regierungen halten Informationen vor ihrem Publikum zurück, und viele Politiker haben die Pandemie zu ihren Gunsten genutzt, um die Medien zu kontrollieren.
Der Zustand der Presse weltweit
In Deutschland gibt es ein Gesetz das heißt: Journalisten dürfen frei berichten. Auf der Rangliste der Pressefreiheit liegt Deutschland auf Platz 11 (lt. RSF). Natürlich können wir es besser machen, aber unter Berücksichtigung der 180 klassifizierten Länder ist die Zahl gar nicht so schlecht. Bei anderen Nationen ist das jedoch anders. Viele kämpfen weiterhin gegen die Zensur von Informationen durch die Regierung. In vielen Ländern gibt es große, wenn nicht völlige, Unterdrückung der Medien. Hier wird das Recht auf freie Meinungsäußerung schlichtweg nicht respektiert. Dieser traurige Zustand zeigt sich gerade jetzt, zur Zeit der Pandemie in seiner vollen Deutlichkeit und kehrt in das öffentliche Bewusstsein zurück.
Nach einem Bericht von Reporter Ohne Grenzen (RSF) sind Journalisten in China spurlos verschwunden, nachdem sie kritisch über den Zustand der Pandemie in Wuhan berichtet hatten. Andere Journalisten und Kommentatoren werden verhaftet oder unter Hausarrest gestellt, wenn sie den Umgang der Regierung mit der Krise kritisieren. Politiker haben teilweise Gesetze zur Pressefreiheit außer Kraft gesetzt, wie es in Honduras vorkommt. Im Gegenteil plant die ungarische Regierung die Durchsetzung eines Gesetzes über Notstandsverordnungen, wonach „die Veröffentlichung falscher oder verzerrter Berichte“ bis zu fünf Jahre Haft bedeuten kann. In anderen Ländern wie dem Iran wurden Journalisten aufgrund ihrer Reportagen über die Lage der Pandemie „zu Verhören vorgeladen“. Manche Nachrichtenportale sind außerdem in verschiedenen Nationen suspendiert. Von Lateinamerika bis Asien gibt es in Zeiten des Coronavirus klare Einschränkungen der freien Meinungsbildung und- äußerung.

Die Bedeutung der Pressefreiheit
Wir müssen die Presse schützen und die Pressefreiheit fördern. Aber was bedeutet der Begriff überhaupt? Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) wird Pressefreiheit als „die Freiheit, Tatsachen, Meinungen (Gedanken), Stellungnahmen und Wertungen durch jede Art von Druckerzeugnissen (z. B. Bücher, Zeitungen, Flugblätter) zu verbreiten“ beschrieben. In diesen Zeiten ist es wichtiger denn je, sich an den Wert eines transparenten, mutigen und objektiven Journalismus zu erinnern.
Glücklicherweise gibt es einen Tag dafür. Seit 1933 wird der Internationaler Tag der Pressefreiheit jeden 3. Mai gefeiert. Laut UNESCO werden an diesem Tag diejenigen Journalisten geehrt, die durch berufliche Entscheidung ihr Leben riskiert haben, um der Gesellschaft ehrliche Nachrichten zu liefern und den freien Informationsfluss zu fördern.
Dieses Datum fällt mit dem Jahrestag der Deklaration von Windhoek zusammen, in der afrikanische Journalisten die Grundsätze einer freien Presse zum Ausdruck brachten. Dieses Dokument hat weltweiten Einfluss gehabt, da es eine entscheidende Bestätigung der internationalen Gemeinschaft ist, sich für die Informationsfreiheit einzusetzen. Nach 87 Jahren der Veröffentlichung dieses Dokuments bleibt jedoch noch viel zu tun, um eine unparteiische und faire Presse zu erreichen.
Die Rolle der Jugend in der Presse
Selbst wenn es sehr gefährlich ist, gibt es immer noch mutige Journalisten, die die Wahrheit herausfinden und uns davon erzählen wollen. Es ist unser Job, sie zu unterstützen; vor allem jetzt in Zeiten von Corona. Wir alle können unseren Beitrag leisten, indem wir uns gegen die Ungerechtigkeit, Fake News und Zensur aussprechen. Wir alle, AutorInnen und LeserInnen, können den Unterschied machen. Der Geschäftsführer von Reporter Ohne Grenzen, Christian Mihr, äußert, dass wir bereit sein müssen, uns aus „vielfältigen Quellen zu informieren und das Handeln der Behörden auch kritisch zu hinterfragen“. Und wir alle sollten das tun.
Manchmal denken wir, wir haben keinen Mut, unsere Stimmen zu benutzen, aber wir alle haben ihn in uns. Wir müssen es einfach loslassen. Für manche ist es anstrengender als für andere. Deswegen sollten wir unseren Mitmenschen helfen, wenn sie sich nicht selbst helfen können, und die Stimme aller Personen sein, die nicht gehört werden können. Wenn wir ohne Vorbehalt sprechen und kein Blatt vor den Mund nehmen, erfahren wir, dass es Menschen mit ähnlichen Gedanken gibt, und dass sie bereit sind, sich zusammenzuschließen, um das zu ändern, was in der Gesellschaft fehlt.
Wir, die Jugend, sind wirklich die Zukunft der Welt. Wir sind die nächsten Politiker, Ärzte, Journalisten und Künstler. Egal was wir beruflich machen, wir sind diejenigen, die entscheiden werden, ob wir einen Unterschied für die Welt bringen wollen oder ob unsere früheren Bräuche zum Niedergang führen werden. Wenn wir in einer Welt leben wollen, die die Verbreitung freier Informationen respektiert, müssen wir gegen den Strom schwimmen. In vielen Ländern sind Unterdrückung und Zensur offensichtlicher als in Deutschland. Aber ganz egal, wo man wohnt, wir alle sind in der Lage uns gegenseitig zu unterstützen und unsere Stimme gegen Korruption, Zensur und politische, soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit zu benutzen.
Deswegen lade ich Euch, liebe LeserInnen, dazu ein, Vertreter des Wandels zu sein — wir sollen diejenigen sein, die sagen können: „Gemeinsam haben wir eine transparente, freie Presse in der Welt vorangebracht.“
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