Bei Tageslicht ist auf dem 4,36 Meter langen und 1,10 Meter breiten Leinentuch, das in einer Seitenkapelle des Turiner Doms aufbewahrt wird, nicht viel zu erkennen. Das Tuch weist einige klar erkennbare Blutspuren und deutliche Feuerschäden am Rande auf. Erst auf einem Negativabdruck des Grabtuches wird deutlich erkennbar, dass das Tuch die Vorder- und Rückseite eines Menschen zeigt. Genauere Untersuchungen belegten, dass die feinen Abdrücke auf dem Tuch weder aufgemalt noch sonst durch Menschenhand hinzugefügt worden sind. Selbst Forschern ist es kaum erklärlich, wie die hauchdünnen Partikel, die das Abbild eines gekreuzigten Mannes zeigen, auf die Oberfläche des Tuches gekommen sind. Eine mittelalterliche Fälschung kommt jedenfalls kaum infrage. Auch die Blutspuren am Rücken, an den Knien, am Kopf, an den Händen, Füßen und an der Seite sind keine Attrappe, sondern stammen von einem Menschen mit der Blutgruppe AB, die gerade in Israel häufig vorkommt. Auf dem Grabtuch hat sich die DNS des Blutes erhalten, weil die dort vorhandenen Spuren von Myrrhe und Aloe konservierend wirken.
Wie kamen die Spuren auf das Tuch?
Unter dem Mikroskop wird deutlich, dass die Spuren auf dem Grabtuch dreidimensionaler Natur sind. Sie stammen von einem dreidimensionalen Objekt, das seine Umrisse auf dem Tuch als Mikrospuren von 0,2 Mikrometern hinterlassen hat und später in sich zusammengesackt ist – fast wie bei einer Auferstehung. Der Italienische Forscher Professor Giulio Fanti aus Padua vermutet, die minimalen Verfärbungen bzw. Vergilbungen auf der Oberfläche des Tuches seien durch eine von dem betreffenden Objekt ausgehende starke Strahlung auf das Grabtuch gekommen. Eine chemische Reaktionen des Tuches mit einem menschlichen Körper, einem Relief oder einem anderen Objekt, schieden jedenfalls aufgrund der minimalen Tiefe der Verfärbungen auf den obersten Fasern des Tuches aus. Im Übrigen finden sich an der Oberfläche des Tuches keine Verwesungsspuren. Sicher ist, dass das Bild auf dem Tuch erst nach den Blutflecken, also nach der Grablegung des blutenden Körpers entstanden ist. Unter den Blutflecken wurde nämlich keine Verfärbung festgestellt. Die Vergilbung des Tuches kann allein auf eine starke Strahlung zurückgeführt werden, die nach der Grablegung vom Leichnam selbst ausgegangen ist.
Der Mann auf dem Grabtuch – Jesus von Nazareth?
Der Leichnam des gekreuzigten Mannes auf dem Grabtuch weist signifikante Ähnlichkeiten mit dem gepeinigten und gekreuzigten Jesus von Nazareth auf, wie wir ihn aus den Berichten der Evangelien kennen. So finden wir auf dem Grabtuch zahlreiche Blutspuren, die eigentlich nur von einer Geißelung und Kreuzigung stammen können. Den Rücken des Gekreuzigten zeichnen zahlreiche kleinere Wunden, die in dieser Form nur bei einer römischen Geißelung entstanden sein können. Nach dem Gesetz des Mose durften bei einer Geißelung höchstens 39 Schläge ausgeteilt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass Forscher am Körper des Gekreuzigten 117 Wunden (39 mal 3) zählten, die von Schlägen aus zwei Richtungen stammen.
Die Blutspuren am Kopf des Gekreuzigten deuten auf eine Dornenkrone bzw. korrekterweise eine Dornenhaube hin, die dem Mann auf dem Grabtuch schmerzhaft aufgesetzt worden sein muss. Am linken Knie, an der Ferse und der angebrochenen Nase des Gekreuzigten, finden sich blutige Schürfwunden mit Resten von Straßenschmutz, die von ihrer Zusammensetzung her genau in die Gegend von Jerusalem passen. Auch die Pollen auf dem Grabtuch verweisen auf Pflanzen, die in Jerusalem genau im März und April blühen. Auf dem Grabtuch sind weiterhin gut die Wunden an Händen, Füßen und an der rechten Seite des Brustkorbes zu erkennen, genau wie es die Evangelien beschreiben. Die Hände des Gekreuzigten sind aufeinander gelegt. Dabei sind die nach innen gekrümmten Daumen nicht zu erkennen. Genau diese Anwinkelung der Daumen geschieht bei einer Nervenverletzung durch die Durchbohrung eines Handgelenks, wie wir heute aus der Medizin wissen. Genau diese und andere anatomische Feinheiten auf dem Grabtuch waren im Mittelalter allerdings noch nicht bekannt, weshalb eine Fälschung des Tuches eigentlich ausscheidet.
Datierung und Echtheit des Grabtuches?
Dennoch ist die Datierung des Grabtuches bis heute umstritten. Bei Untersuchungen im Jahre 1988 wurde ein kleiner Streifen vom Rande des Grabtuches von drei unabhängigen Forschungsinstituten der Radiokarbonmethode unterzogen. Als Ergebnis stellte sich heraus, das Grabtuch müsse aus der Zeit von 1260-1390 n. Chr. stammen. Dieses Ergebnis wurde seitdem von zahlreichen Forschern infrage gestellt. Bereits die starke Streuung der Untersuchungsergebnisse wies darauf hin, dass die Fasern des Grabtuches aus verschiedenen Epochen stammen müssten. Dies unterstrich auch eine Untersuchung der Oberfläche des Grabtuches, das an zahlreichen Stellen repariert, nachgebessert und verunreinigt worden war. Auch die Beschädigung des Grabtuches bei einem Brand könnte das Ergebnis der Untersuchungen verfälscht haben.
Für eine Datierung des Grabtuches auf das Todesjahr Jesu, vermutlich das Jahr 30 n. Chr., sprechen viele kleine Details, die eine mittelalterliche Fälschung geradezu unmöglich machen. Die Abdrücke des Körpers sind anatomisch so exakt, dass sie nur von einem wahren menschlichen Körper stammen können. Die Blutspuren entsprechen genau den Wundmalen einer römischen Geißelung und Kreuzigung. Auf dem Grabtuch fand man im Übrigen auf den Augen des Gekreuzigten die Abdrücke von Münzen, die in den Jahren 29-32 n. Chr. vom römischen Statthalter Pontius Pilatus geprägt worden waren. Das Grabtuch ist nach einem antiken Verfahren hergestellt worden. Sein Weg von Jerusalem nach Frankreich und Turin lässt sich genau verfolgen. Schließlich sind die Spuren auf dem Turiner Grabtuch mit den Zeugnissen des Bluttuches von Oviedo und des Schleiers von Manoppello identisch. Wer ist also der Mann auf dem Grabtuch? Ist es der gekreuzigte und auferstandene Herr? Abschließend lässt sich diese Frage nicht beantworten. Aber wir können mit Johannes daran glauben: „Es ist der Herr“ (Joh 21,7).
Mehr Informationen gibt es unter www.malteser.de.
Zouyene, Dietmut
Nach allem, was ich bisher über das Grabtuch erfahren habe, bin ich von dessen Echtheit überzeugt.