In den vergangenen zwei Artikeln habe ich euch von den ersten zwei Teilen meiner Reise mit meinem Bruder Adrian nach Jordanien im September 2024 erzählt. Ihr habt mich in die bewegte und kulturreiche Vergangenheit des Wüstenlandes begleitet. Wir verbrachten zwei Nächte im Beduinen-Camp unter dem Sternenhimmel, cruisten durch Wüste und Berge und wanderten durch die Schluchten der ehemals pulsierenden Handelsstadt Petra, eines der modernen Weltwunder. Im letzten Teil unserer Reise wandten wir uns den Städten Jordaniens zu, die jeweils sehr unterschiedliche Eindrücke auf uns gemacht haben. In diese Städte – Madaba, Amman, Akaba – nehme ich euch heute mit.
Zu einem unbekannten Ziel
Beschwingt und nach einem umfangreichen, sehr schmackhaften Frühstück brachen wir von Dana Village in Richtung Wadi Mujib auf. Wir entschieden uns für die Route entlang des Toten Meers, das ich nun zum ersten Mal von jordanischer Seite aus bestaunen konnte. Vorher kurvten wir noch durch die eindrückliche Berglandschaft, in der wir von einem atemberaubenden Ausblick zum nächsten genialen Fotospot fuhren (leider gingen uns die Fotos davon verloren, mehr dazu später). Nach einigen abenteuerlichen Kurven und Höhenmetern, kamen wir auf dem Level des Toten Meers an, wo wir das Ziel unseres Reisabschnittes erreichten.
Wadi Mujib ist ein wasserführender Canyon, den man laut Google Maps irgendwie besichtigen konnte. Was uns genau erwartete, davon hatten wir keinen blassen Schimmer. Als wir auf den Parkplatz fuhren, liefen dort plötzlich ungewohnt freizügig gekleidete Menschen herum. In Jordanien ist der Dresscode generell ein wenig strenger als in Israel, auch wenn sich an den touristischen Orten nicht allzu sehr daran gehalten wird. Und hier trugen die Menschen Shorts und Badekleidung.

Klettern durchs kühle Nass
Dieser Canyon stellte sich als großer Spaß heraus – das kann ich euch sagen! Wir wurden mit Schwimmwesten ausgestattet und kletterten dann den Fluss hinauf bis zu einem Wasserfall, nach dem es nicht weiterging. Die Felswände waren mit Seilen und dergleichen versehen, sodass wir auch kleinere Wasserfälle erklimmen und gegen die Strömung durchwaten konnten. Dummerweise hatte ich aber keine Kontaktlinsen dabei, weshalb ich immer wieder meine Brille im „wasserdichten“ Beutel in Sicherheit bringen musste.
Erinnert ihr euch daran, dass wir einige Fotos verloren hatten? Das lag daran, dass eben dieser „wasserdichte“ Beutel Adrians Handy nicht geschützt, sondern hat ersaufen lassen. Ein Sack Reis, der in Amman echt schwer zu finden war, konnte es auch nicht mehr retten. Das Handy hat die Reise nicht überlebt. Aber das wussten wir im Wadi noch nicht und konnten deshalb die Klettertour komplett genießen. Der Hinweg ist gut anstrengend gewesen. Auf dem Rückweg konnten wir uns ganze Abschnitte lang in den Fluss legen und treiben lassen. Funfact: Das Naturschutzgebiet, das Wadi Mujib umgibt, ist das am tiefsten gelegene der Welt. Außerdem liegt etwas flussaufwärts der Ort Dhiban, die einstige Hauptstadt des biblischen Moab.
Willkommen in der Hochburg der Mosaike!

Etwas widerwillig ließen wir dieses erfrischende Nass hinter uns und fuhren wieder in die staubige Zivilisation. Auf Empfehlung einer anderen Touristin im Wadi besuchten wir die Stadt der Mosaike – Madaba. An unterschiedlichen Orten der Altstadt befanden sich archäologische Stätten, die von einer christlichen Epoche zeugten, in der die Bewohner auch ganz gut betucht gewesen sein mussten. Einige Kunstwerke sind in Privathäusern erstellt, bzw. in diese zu späterer Zeit integriert worden. Mosaike faszinieren mich ungemein, sind sie doch Zeugnisse kreativer Vorstellungskraft, strategischer Planung und fachmännischen Handwerks. Und in Madaba ist bekanntermaßen sehr viel davon zu finden.
Diese Stadt hat nabatäische und römische Herrschaft erlebt, ist im 4. Jahrhundert n. Chr. Bischofssitz gewesen, im 7. Jahrhundert von den Persern erobert worden und ein Jahrhundert später einem Erdbeben zum Opfer gefallen. Sie wurde erst 1880 von Christen wiederaufgebaut, wobei die vielen berühmten Mosaiken entdeckt wurden. Noch heute bietet Madaba einer für Jordaniens Verhältnisse sehr großen christlichen Community ein Zuhause. In der Stadt leben gut 20 Prozent Christen, während ganz Jordanien 1 Prozent christliche Bevölkerung aufweist.

Die Hauptstadt darf natürlich nicht fehlen
Gott sei Dank sind wir in der Lage gewesen, unser Mietauto im Stadtgewirr wiederzufinden. Abends bezogen wir dann unser Zimmer in Amman, die einzige Unterkunft, die uns auf der Reise etwas enttäuscht hatte. Aber vielleicht waren wir auch einfach zu verwöhnt von den vorigen Orten. Am selben Abend machten wir uns noch auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Auch hier wurden wir nicht allzu sehr mitgerissen vom Stadtbild. Wir empfanden Amman als ziemlich grau und schmutzig.
Möglicherweise sind wir auch an den falschen Stellen unterwegs gewesen. Immerhin ist Amman bevölkerungsreicher als Berlin! Ich wäre durchaus offen dafür, der Stadt noch eine Chance zu geben. Eigentlich lag unser Hotel ziemlich zentral und wir versuchten, die wichtigsten Orte zu besichtigen. Vielleicht hatten die antiken Sehenswürdigkeiten der jordanischen Hauptstadt ein wenig ihre Eindruckskraft auf uns verloren, nachdem wir einerseits bereits in Israel und dann natürlich auch in Petra und Madaba zahlreiche gut erhaltene Ruinen angeschaut hatten.

Trotzdem bekamen wir ein wenig von Ammans Nachtleben mit, zumindest trafen wir in einigen Passagen zahlreiche Menschen auf der Straße an, die ihr Street Food und Süßigkeiten vor Ort verspeisten. Schließlich fanden wir eine Bar, in der live Musik gespielt wurde von ein paar jungen Männern, die sich das Mikro immer wieder herumreichten und auch die Instrumente untereinander weitergaben. Es waren manchmal bis zu sieben Männer an der Darbietung beteiligt. Und bei einigen Liedern sang das gesamte Lokal aus voller Kehle mit. Adrian schloss Bekanntschaft mit seinem Sitznachbarn, der ganz begeistert davon gewesen ist, Touristen in seiner Stadt anzutreffen.
Der krönende Abschluss

Anschließend traten wir die vier-stündige Rückfahrt nach Akaba an, die ich komplett verschlief und Adrian durchfuhr. Anscheinend hatte mich all die Aufregung und das Entdecken neuer Orte mehr angestrengt, als ich währenddessen mitbekommen hatte. Für Akaba hatten wir uns zum krönenden Abschluss ein schickes Hotel ausgesucht, das in Jordanien bezahlbar war und in Deutschland exorbitant teuer gewesen wäre (kleine dramatische Überspitzung). Als Hauptfaktor, warum wir uns für dieses Hotel entschieden hatten, diente der Pool auf dem Dach des Gebäudes. An diesem Abend hatten wir den Pool ganz für uns alleine, weshalb wir von dort auch nicht nach der offiziellen Schließzeit vertrieben wurden.
Um dem Ganzen noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen, begaben wir uns nach Sonnenuntergang (es war immer noch unglaublich heiß und schwül) auf die Hilton-Dachterrasse, um dort Cocktails zu genießen und die lokalen Gepflogenheiten zu ehren, indem wir eine Shisha bestellten. So richtig kann ich den Reiz dieser Wasserpfeifen nicht nachvollziehen. Trotzdem war damit der Abend – natürlich ebenfalls bei live Musik – wundervoll abgerundet.

Und nicht nur der Abend war abgerundet. Die gesamte Reise war es. Wir hatten sie vorher nicht allzu sehr durchgeplant. Über manche Stationen und Unterkünfte hatten wir auch erst nach und nach entschieden. So war es möglich, dass wir einen variierenden und bunten Eindruck in mein momentanes Nachbarland erhaschen konnten. Die Tour war richtig schön und logisch aufgebaut; mit den Energie-intensivsten Aktivitäten am Anfang und dem größeren Komfort am Ende; natürlich viel Hitze und Staub, und den ganz unterschiedlichen Orten, an denen wir willkommen geheißen wurden. Es war eine wunderschöne Reise, danke dafür!
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