Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt den Wiederaufbau in Syrien nach dem Erdbeben im Februar. Beschädigte Häuser sollen wiederaufgebaut werden. Von Benedikt Bögle.
Das verheerende Erdbeben in der Türkei und in Syrien Anfang Februar tötete zahllose Menschen und nahm Menschen ihr Zuhause. Der Wiederaufbau ist gerade in Syrien schwierig. Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt die Menschen in Syrien nun mit einem weiteren Projekt beim Aufbau ihres Landes. Mehrere Wochen nach dem Erdbeben leben, Angaben von „Kirche in Not“ zufolge, noch immer mindestens tausend Menschen in Notunterkünften, die von der Kirche zur Verfügung gestellt werden.
Wenig internationale Hilfe
Dabei kommt allerdings wenig Hilfe von internationaler Seite. Xavier Bisits ist der Projektreferent des Hilfswerks für Syrien und den Libanon. Er sagt: „Die Kirche ist oft die einzige Quelle der Hilfe für die Menschen. Sie berichten, dass sie weder von den Vereinten Nationen noch von anderen internationalen Organisationen Hilfe bekommen.“ Und weiter: „Die einzigen Helfer, die ich gesehen habe, stammen aus dem Libanon. Die Welt darf Syrien nicht vergessen.“
250 Häuser sollen aufgebaut werden
In der Region Latakia will „Kirche in Not“ nun bei der Instandsetzung von 250 Häusern helfen. Diese Gebäude seien so stark beschädigt, dass sie nicht bewohnt werden können, sagt Bisits. Vor Ort kümmert sich ein ökumenischer Ausschuss der Kirchen um den Wiederaufbau; der Ausschuss hat ein Gremium von Ingenieuren eingesetzt, die die beschädigten Häuser begutachten sollen.
Anschließend sollen die Renovierungsarbeiten begonnen werden. „Ich bin beeindruckt davon, wie die Kirchen zusammenarbeiten, um die Hilfsgelder effektiv zu verwalten“, sagt Bisits. Zusätzlich zahlt „Kirche in Not“ Mietbeihilfen für Menschen, die nach dem Erdbeben nicht mehr in ihre Wohnungen zurückkönnen. Ebenfalls wird die von Klöstern und Pfarreien organisierte Nothilfe unterstützt.
„Ein Meer des Schmerzes“
Bereits direkt nach dem Erdbeben hatte „Kirche in Not“ die Region unterstützt. Als Soforthilfe wurde eine halbe Million Euro nach Syrien geschickt; damit sollte die Versorgung mit Lebensmitteln sichergestellt werden. Dabei war Syrien bereits vor dem Erdbeben schwer getroffen: Seit 12 Jahren befindet sich das Land im Bürgerkrieg, die Wirtschaft ist zusammengebrochen, Sanktionen treffen das Land. Die Katastrophe sei, so sagt Xavier Bisits, „mehr, als viele Menschen ertragen können.“ Der Nuntius des Papstes in Syrien, Mario Kardinal Zenari, fasste seine Eindrücke so zusammen: „Ich habe ein Meer des Schmerzes gesehen.“
Um gezielt helfen zu können, setzte sich „Kirche in Not“ auch für eine Lockerung der Sanktionen ein. Vor allem die christliche Minderheit im Land habe stark zu leiden. Der Präsident von „Kirche in Not“, Thomas Heine-Geldern, sagte daher nach dem Erdbeben: „In ihrem Namen bitte ich darum, den bestehenden internationalen Rechtsrahmen umzusetzen, der humanitäre Ausnahmen von dem Embargo zulässt.“
Sorge um das Christentum
Xavier Bisits hat aber auch Sorge um das Christentum. Immer mehr Christen würden Syrien verlassen. „Das Christentum in der Region stirbt, wenn noch mehr Menschen gehen. In einer schweren Notsituation wie dieser ist es wichtig, praktische Hilfe zu leisten – und auch weiterhin seelsorgerische und geistliche Projekte zu unterstützen“, sagt Xavier Bisits.
Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Prämonstratenser Werenfried van Straaten gegründet. Es sollte der Völkerverständigung dienen und kümmerte sich um Heimatvertriebene. Heute setzt sich „Kirche in Not“ weltweit für Religionsfreiheit ein. Das Hilfswerk beobachtet die weltweite Lage und Entwicklung der Religionsfreiheit und unterstützt zahlreiche Projekte finanziell.
Schreibe einen Kommentar