Die Ukraine ist vom Krieg schwer getroffen. Der orthodoxe Bischof Vasyl Tuchapets aus Charkiw spricht mit dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ über die Lage seiner Gemeinde und die Rolle der Kirche im Krieg. Von Benedikt Bögle.
Seit beinahe acht Monaten hält der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die ganze Welt in Atem – und die Menschen in dem angegriffenen Land leiden unter dem Krieg. Im Gespräch mit dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ erinnert sich Bischof Vasyl Tuchapets aus Charkiw an die ersten Tage des Krieges: Er wurde von der Bombardierung geweckt, eilte zu seiner Kathedrale, sah die Menschen seiner Stadt in Panik.
Während viele Menschen versuchen, das Land zu verlassen, gab Bischof Tuchapets eine andere Anweisung: Keiner seiner Priester sollte seine Gemeinde verlassen. Er selbst blieb in Charkiw. Da orthodoxe Priester oft verheiratet sind, mussten viele von ihnen ihre Familien retten, dann aber in das umkämpfte Gebiet zurückkehren. Der Bischof weiß, was er von ihnen verlangte. Er sagt aber auch: „Die Priester sollen keine Angst haben. Wenn sie weggingen, wäre das ein großer Verlust für alle.“
„Danke, dass Sie geblieben sind“
Die Menschen seien für diesen Dienst dankbar, sagt Bischof Tuchapets gegenüber „Kirche in Not“: „Danke, dass Sie bei uns geblieben sind“, hätten viele von ihnen gesagt. Die Menschen seien auf eine gegenwärtige und offene Kirche angewiesen: „Sie wollen beten. Sie haben Fragen und suchen nach Antworten. Manche wollen auch nach Jahren heiraten oder ihr Kind taufen lassen“, so der orthodoxe Bischof.
Besonders leiden die Kinder
Gerade die Kinder würden leiden. Sie mussten die letzten Monate immer wieder – und oft allein – in Luftschutzkellern, Bunkern oder Wohnungen verbringen. Die Kirche kümmert sich um sie. Ordensfrauen organisieren Sport oder Spiele, geben Religionsunterricht. Auch Feriencamps finden unter dem Titel „Ferien mit Gott“ statt, geben Abwechslung. Während des Krieges wurden diese Angebote nicht gestoppt; sie wurden sogar weiter erhöht.
Der Krieg hat vieles verändert im Bistum von Bischof Tuchapets, das etwa so groß ist wie Österreich. Gottesdienst feiert er nicht mehr in seiner Kathedrale, die nun als Lager für Lebensmittel und Hilfsgüter genutzt wird, sondern in der Unterkirche. Sorge hat der Bischof vor den kommenden Monaten: „Der Winter wird schwierig. Wir brauchen weiterhin Hilfe“, sagt er.
„Kirche in Not“ unterstützt Ukraine
Unterstützt wird die Diözese von Bischof Tuchapets auch vom Hilfswerk „Kirche in Not“. Es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Prämonstratenser Pater Werenfried van Straaten gegründet, der sich nach dem Hass des Krieges für Völkerverständigung einsetzen wollte. Heute hat sich das Werk der Lage der Christenheit auf der ganzen Welt verschrieben: Regelmäßig berichtet das Hilfswerk über die Lage der weltweiten Religionsfreiheit.
Auf der ganzen Welt unterstützt „Kirche in Not“ verfolgte und bedrängte Christen – vom Irak über Nigeria bis in den Libanon. Auch in der Ukraine ist das Hilfswerk aktiv. Es unterstützt nicht nur die Gemeinden von Bischof Tuchapets, sondern auch viele andere Projekte. Bischof Tuchapets ist dankbar: „Möge der Herr Sie für alle Unterstützung segnen, die für die Arbeit unserer Kirche so wichtig ist!“
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