Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ verteilt 1.500 Lebensmittelpakete in der Region von Tyros und Sidon. Sie sollen armen Familien zugutekommen. Dort leiden die Menschen unter einer langanhaltenden wirtschaftlichen Krise. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Seit längerem schon ist die Situation im Libanon kritisch. Die Menschen haben mit einer langanhaltenden Wirtschaftskrise zu kämpfen – dazu aber kommen weitere Probleme: So leidet auch der Libanon unter der Corona-Pandemie. Auch die verheerende Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 destabilisierte die Lage weiter. Viele Menschen leben in extremer Armut – den meisten Menschen bleibt weniger als ein Euro am Tag.
80 Prozent leben in Armut
So geht es auch den Bewohnern im Dorf Aaddousiyyeh, das zwischen Tyros und Sidon liegt. Dort lebt etwa die 73 Jahre alte Nohada. Sie ist Witwe. Ihr Sohn hat vor Jahren das Land verlassen – wie viele andere Libanesen, die wegen der dauerhaften Krise auswandern und sich in anderen Ländern niederlassen. Nohada fehlt es am Notwendigsten; ohne die Hilfe ihrer Nachbarin könnte sie wohl nicht überleben. Dieses Leid nimmt auch Pfarrer Geryes wahr. Der 29-jährige Priester ist für das Dorf verantwortlich und berichtet von der extremen Armut: „Vor der Krise waren etwa 20 Prozent unserer Gemeindemitglieder arm, heute sind es 80 Prozent.“
„Die Menschen sind verzweifelt“
Auch der Bischof wusste keine Lösung: Die Gemeinde von Pfarrer Geryes liegt in der Erzeparchie Tyros. Heute leben in diesem Gebiet noch rund 500.000 Christen. Früher waren es noch mehr: Der bis 1990 wütende Bürgerkrieg vertrieb ebenso Christen aus dem Land wie der Krieg zwischen Hisbollah und Israel, die andauernde Krise mit Inflation und Nahrungsknappheit. „Die Menschen sind verzweifelt, es fehlt an allem: Lebensmittel, Strom, Medikamente, Milch. Auf allen Ebenen brauchen sie Hilfe, um überleben zu können“, sagt Erzbischof Charbel Abdallah.
Hilferuf an „Kirche in Not“
Er sah keine andere Lösung, als sich an das päpstliche Hilfswerk “Kirche in Not” zu wenden. Das Hilfswerk hatte schon zahlreiche Projekte im Libanon unterstützt. Fünf Millionen Euro kamen zuletzt in Syrien und im Libanon an. Das Hilfswerk unterstützt auch den Wiederaufbau der Hauptstadt Beirut nach der gewaltigen Explosion 2020. Das Hilfswerk „Kirche in Not“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um die Völkerversöhnung voranzutreiben. Heute setzt es sich für verfolgte Christen auf der ganzen Welt ein und unterstützt in Not lebende Christen.
1.500 Lebensmittelpakete für die Ärmsten
So auch die Gemeinde von Pfarrer Geryes und die Erzeparchie von Tyros. 1.500 Lebensmittelpakete können durch die Unterstützung von „Kirche in Not“ nun verteilt werden – sie werden an besonders arme Familien verteilt und enthalten Grundnahrungsmittel wie Brot, Reis oder Mehl, Öl und anderes. Die Finanzierung dieser Pakete ist zunächst bis Juli gesichert. „Diese Hilfe bedeutet uns viel. Die Menschen im Libanon freuen sich, dass sie solche Solidarität erfahren. Wir danken allen Wohltätern von ,Kirche in Not‘ von Herzen. Die Lebensmittelpakete helfen unseren Leuten, ihren Alltag zu meistern“, sagt Erzbischof Abdallah.
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