Über den Verfasser des Matthäusevangeliums gibt es keine sicheren Erkenntnisse. Klar aber ist: Sein Evangelium fasziniert seit zweitausend Jahren Menschen. Durch Matthäus sind viele Jesus Christus begegnet.
Eigentlich ist es doch erstaunlich: Kaum ein Buch wird und wurde je so häufig gelesen wie die Bücher der Heiligen Schrift. Mit an der Spitze stehen dabei die Evangelien aus dem Neuen Testament, die vom Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi handeln. Über die Autoren dieser Schriften aber wissen wir eigentlich kaum etwas, zumindest nichts Gesichertes. So etwa über den heiligen Evangelisten Matthäus.
Autor war wohl Judenchrist
Aus dem Evangelium des Matthäus kann man bestimmte Informationen über den Autor herleiten. So zeigt sich etwa aus dem Umgang mit der Heiligen Schrift des Judentums und aus der spezifischen Kenntnis jüdischer Bräuche, dass Matthäus ein Judenchrist war: Er wurde also als Jude geboren, kam aber später zum Glauben an Jesus Christus und konnte sich so als Christ bezeichnen. Sein Evangelium richtet sich möglicherweise an eine Gemeinde von Christen in Syrien.
Entstanden zwischen 70 und 90 nach Christus
Matthäus scheint sein Evangelium zwischen 70 und 90 nach Christus geschrieben zu haben. Die Bibelwissenschaft ist sich heute sehr sicher, dass das älteste der vier Evangelien das des Markus ist. Was Markus berichtet, erzählen auch Matthäus und Lukas – diese beiden haben aber weitere Begebenheiten im Repertoire, die sie beide kennen, die aber bei Markus fehlen. Zudem gibt es sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas sogenanntes „Eigengut“, Berichte, die sich nur beim jeweiligen Evangelisten, aber nicht auch in den anderen Evangelien finden. Das bringt die Bibelwissenschaft zu der Vermutung, Markus habe ein Evangelium geschrieben, das für Matthäus und Lukas eine Art Vorlage darstellt. Gleichzeitig haben die beiden eine weitere Quelle, die sie gemeinsam nutzen. Und dann kommen für Matthäus und Lukas noch Berichte dazu, von denen nur sie Kenntnis erlangt haben.
Missionar in Afrika?
Die kirchliche Tradition lehrt ab dem zweiten Jahrhundert, der Evangelist Matthäus sei zugleich der Apostel Matthäus. Der Legende zufolge soll Matthäus nach dem Tod Jesu als Missionar nach Äthiopien gereist sein und sogar bis nach Mesopotamien gekommen sein. Gesichert ist davon nichts. Sicher ist nur, dass seit beinahe zweitausend Jahren unzählige Menschen das Evangelium des Matthäus in der Hand hielten und durch diese Schrift Jesus von Nazareth kennengelernt haben – insofern zählt Matthäus sicherlich zu den erfolgreichsten Missionaren der Kirchengeschichte.
Christentum und Judentum
Sein Evangelium beginnt mit der Geburt Jesu und dem Besuch der Sterndeuter aus dem Osten. Es folgen die Taten Jesu, seine Heilungen und seine Predigten. Matthäus hat das längste der vier Evangelien verfasst. Ständig befindet er sich im Dialog mit den Heiligen Schriften des Judentums. Immer wieder sieht Matthäus im Leben Jesu etwas erfüllt, dass bereits in anderen Büchern der Bibel angedeutet ist oder vorhergesagt wurde. Matthäus zeigt damit besonders stark, dass das Christentum von seinen jüdischen Wurzeln unmöglich getrennt werden kann – so wie sich Matthäus als Judenchrist wohl auch nie von seinen jüdischen Wurzeln getrennt hat.
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