21 Jahre alt, drei eigene Alben veröffentlicht und knapp 1.000.000 Abonnenten auf YouTube. Für viele Jugendliche ist das ein Traum, für Sina aus Deutschland ist er wahr geworden. Im Interview mit ihr bekomme ich Einblicke hinter die Kulissen und eine Menge inspirierende Antworten.
Als Schlagzeuger schaue ich mir immer wieder unterschiedliche Drumcover auf YouTube an. Vor ein paar Wochen wurde ich durch ein Cover von Jump (Van Halen) auf den Kanal der damals 14-jährigen Sina aufmerksam. Jeder Schlagzeuger weiß, dass dieser Klassiker seine Tücken hat. Sina meisterte aber nicht nur diesen Hit, sondern stellte in den folgenden Jahren, auch anhand zahlreicher anderer Rock Klassiker, ihr Talent unter Beweis. Neben Drumcover finden sich seither immer mehr eigene Kompositionen und eine Vielzahl von Kollaborationen mit anderen sehr talentierten MusikerInnen. Am 22.05.2020 veröffentlichte sie ihr 3. Album Chi Might III. Ihre positive Ausstrahlung und ihr Talent überzeugten mich. Ich habe mit ihr gesprochen.
Sina, wie bist du zum Schlagzeug gekommen? Hätte es für dich auch ein anderes Instrument sein können?
Nein, nicht wirklich. Ich bin aufgewachsen in einem Haus voller Gitarren und anderen Saiteninstrumenten. Mein Vater ist professioneller Gitarrist, das Instrument hat mich aber trotzdem nie wirklich interessiert. Als mein Vater dann ein Schlagzeug gekauft hat, als ich ca. 9 Jahre alt war, haben wir aber relativ schnell festgestellt, dass das Schlagzeug mein Instrument wird. Ich habe scheinbar kein ausgeprägtes Talent für die harmonischen und melodischen Komponenten der Musik, dafür liegt mir der Rhythmus.
In dem ein oder anderen Video von dir kann man ein bisschen hinter die Kulissen schauen. Wer unterstützt und motiviert dich und wie?
Ich habe meinen Vater gerade schon erwähnt. Wir arbeiten zusammen an den Videos, allein würde ich das zeitlich gar nicht schaffen. Die ständig wachsende Anzahl der Subscriber auf Youtube motiviert uns, weiterzumachen. Es ist einfach schön, ein so direktes Feedback zu bekommen für das, was man hochlädt.
Knapp 1.000.000 Abonnenten auf YouTube und das mit Anfang 20, davon können andere nur träumen. Wie gehen deine Freunde damit um, es gibt sicher auch Neid, in den Kommentaren, aber auch im echten Leben. Wie gehst du damit um?
Natürlich ist nicht alles nett, was die Leute so in den Kommentaren schreiben, aber die allermeisten Kommentare, die ich bekomme, sind wirklich positiv und motivierend, deshalb nehmen mich so gemeine „Aussetzer“ nicht besonders mit. Im „echten Leben“ bekomme ich von dem Ganzen gar nicht so viel mit. Meine Freunde gehen mit mir um wie immer.
Bekommst du viele Anfragen von Leuten, die mit dir kollaborieren wollen? Wie wählst du aus, mit wem du zusammenarbeitest?
Ja, sehr viele. Leider bekomme ich mehr Anfragen als ich tatsächlich annehmen kann. Welche Collaborators ich auswähle, ist sehr subjektiv, ich kann das nicht wirklich erklären. Am wichtigsten ist dabei natürlich, dass mir gefällt, was die gefragte Person macht und ob mir der Song gefällt, den die Person covern möchte oder sogar selbst geschrieben hat.
Was ist das für ein Gefühl, Kommentare von Leuten zu lesen, die überall auf der Welt verteilt sind?
Das ist ein unglaubliches Gefühl, buchstäblich. Wenn ich so durch die Kommentare scrolle, realisiere ich eigentlich gar nicht, dass all diese Leute auf meine Videos reagieren. Es fällt mir schwer, mir so viele Menschen vorzustellen.
Die Fills und Rhythmen in deinen Drumcover orientieren sich oft dicht am Original. Wie oft hörst du dir die Songs an, um die Rhythmen rauszuhören? Musst du viel üben für ein Cover?
Das kommt sehr auf das Stück an. An schwierigen Stücken übe ich manchmal mehrere Monate, an einfacheren Songs auch manchmal nur eine halbe Stunde. Ich habe ein ziemlich gutes Kurzzeitgedächtnis für Fills und Grooves, deshalb kann ich pro Woche ein neues Video hochladen. Oft vergesse ich aber nach einem Video schnell wieder die genauen Fills.
Warst du schon mal richtig genervt vom Schlagzeug spielen, sodass du das Set eine Weile nicht angefasst hast?
Nein. Dadurch, dass wir sehr regelmäßig neue Videos hochladen, warten inzwischen viele meiner Subscriber auf ein neues Video zur gewohnten Zeit. Dadurch bin ich ständig dabei, neue Videos aufzunehmen oder an Nebenprojekten zu arbeiten. Für eine längere Pause bleibt da keine Zeit. Das Spielen macht aber auch fast immer viel Spaß.
Weil du hauptsächlich Drum Cover machst, gehen die Einnahmen von YouTube nicht an dich, sondern an die Urheber der Songs, richtig? Wie kann man dich trotzdem unterstützen?
Genauso ist es. Ich lade auch eigene Songs hoch, insbesondere mein Chi Might Projekt ist da zu nennen. Die YouTube-Einnahmen dieser Videos gehen natürlich an mich, aber verglichen mit den Views, die ich auf meine Cover Videos bekomme, ist das zu vernachlässigen. Um mich zu unterstützen, kann man mich auf der Seite „Patreon.com“ finden. Dort kann man pro Video einen beliebigen Betrag spenden, der dann in die zukünftigen Videoproduktionen fließt.
Was sind deine Ziele, worauf arbeitest du hin? Möchtest du Schlagzeug studieren, oder hast du ganz andere Pläne?
Ich habe ein Jahr am Drummers Institute in Krefeld verbracht. Als nächstes möchte ich an der ArtEZ in Arnheim Schlagzeug studieren.
Was für einen Tipp würdest du anderen Drummern geben, um Fortschritte zu machen?
Das ist eine schwierige Frage, ich denke der Lernprozess ist bei jedem Menschen anders. Mir hilft es sehr, regelmäßig zu spielen und mich ab und zu neuen Herausforderungen zu stellen. Insbesondere einen Song einmal aufzunehmen, wenn man ihn gelernt hat, ist eine sehr gute Motivation.
Generell sollte man nicht vergessen, auch die „einfachen“ Passagen eines Songs zu lernen. Wenn man nur die Fills oder schwierigen Takte übt und die nach einiger Zeit perfekt beherrscht, aber den Groove eines Stückes nicht gut spielen kann, dann hilft das keinem. Wenn man den Groove gut spielt, aber einige Fills vereinfachen muss, um ein Stück sauber zu spielen, kann man trotzdem live auftreten und ein Großteil des Publikums würde wahrscheinlich gar nichts merken.
Vielen Dank für das Interview!
Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, schaut doch mal auf ihrem Kanal vorbei!
Mike Knife
Die besten Drum-Cover die ich je gehört habe !!! In a gadda da vida THE BEST !!!