Wir wollen und brauchen ständig mehr. Viel Zeit zum Leben bleibt dabei nicht. Ein Denkanstoß.

Wann war das letzte Mal, dass du dich in vollkommener Stille hingesetzt und dich lediglich auf die reine Existenz konzentriert hast? Inmitten von Vollzeitjobs oder Ausbildungsstress ist das gar nicht so einfach, richtig? Hinzu kommt die ständige Beschallung durch die Medien, soziale Verpflichtungen und Konsumzwang. Wir sind dauerbeschäftigt und stets überflutet von zahlreichen Reizen. Davon lösen, können wir uns auch nicht so leicht. Das Leben in unserer Gesellschaft ist davon geprägt, immer schneller immer mehr besitzen und sein zu wollen.
Wer jemand sein will, muss sich in die Arbeit stürzen
Im Endeffekt ist es zu Teilen unsere eigene Definition von Erfolg, welche die Geschwindigkeit unseres Lebens steuert. Wer ein erfolgreiches Leben damit gleichsetzt, Luxusvillen auf der ganzen Welt zu besitzen und in einem Büro in der Chefetage zu sitzen, tendiert vermutlich eher dazu, viel zu arbeiten. Schließlich ist viel Arbeit eine Voraussetzung für (materielles) Eigentum. Diese Einstellung findet sich natürlich nicht nur in den höheren Gesellschaftsklassen. Unser gesamtes gesellschaftliches System baut darauf auf. Wer jemand sein will, muss sich in die Arbeit stürzen und die Karriereleiter emporsteigen.
Relevant sind dabei selbstverständlich auch soziale Erwartungen. Wer kennt es nicht? Unsere Eltern wünschen sich für uns etwas Handfestes, einen sicheren Hafen. Unsere Freunde hingegen sehen uns irgendwo im Nirgendwo die Welt retten. Was wir wollen, findet kein Gehör. Oftmals bleibt uns auch nichts anderes übrig, da es um das reine Überleben geht. Letztendlich sollte dennoch das Ziel sein, unsere eigene Definition von Erfolg zu finden, die uns selbst zufrieden stellt, und nicht die Menschen um uns herum. Denn obwohl es natürlich legitim ist, gerne zu arbeiten, sollten wir uns von dem Gedanken lösen, dass materieller und finanzieller Wohlstand die allgemeingültige Voraussetzung für Glück und Zufriedenheit ist. Es heißt schließlich nicht umsonst, dass Glück nicht bezahlbar ist. Wir sehen Erfolge nur in großen Dingen und verlieren den Blick für das kleine.
Wer dankbar ist, verlangt nicht nach mehr
Die Schlüssel dazu sind Dankbarkeit und Achtsamkeit. Wer dankbar ist, für das, was er oder sie bereits besitzt, verlangt nicht nach mehr. Wenn wir für das, was wir bereits haben, nicht dankbar sind, werden wir mit den Dingen, die wir konsumieren, nie zufrieden sein. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Sei es auf sozialen Medien oder in der U-Bahn, es wimmelt nur so vor Werbung. Ständig werden wir dazu verleitet mehr zu verlangen. Wir konsumieren und konsumieren ohne Rücksicht auf Verluste, nur um unsere vermeintlichen Bedürfnisse zu stillen. Wer am anderen Ende unseres Planeten den Preis dafür zahlt, spielt keine Rolle. Der Schutz unserer Umwelt ist keine relevante Variable.
Wir müssen realisieren, was wir wirklich brauchen und unseren Konsum herunterfahren, wenn wir bewusster und langsamer leben wollen. Zu viele Dinge zu besitzen und zu wollen lenkt uns davon ab, was wirklich wichtig ist. Um das Bewusstsein dafür zu üben, ist es ausreichend, sich zumindest fünf Minuten am Tag Zeit zu nehmen und sich selbst einfach nur wahrzunehmen. Wer sich besser wahrnimmt, kann besser einschätzen, was er oder sie wirklich benötigt. Das betrifft natürlich nicht nur die materiellen Dinge, sondern auch, wie viel wir in unseren Alltag integrieren. Wer nur von Abgabe zu Abgabe hetzt oder sich in zahlreichen Terminen verliert, an dem zieht das Leben vorbei.
Langsamkeit ist ein Luxusgut
Zweifellos ist Langsamkeit ein Luxusgut. Nicht jeder befindet sich in einer so privilegierten Position, herunterzufahren zu können ohne sich Sorgen um Finanzen oder dergleichen machen zu müssen. Versuchen wir es einfach so gut, wie wir können. Manchmal genügt es, sich fünf Minuten am Tag Zeit zu nehmen, in denen die eigene Wahrnehmung ganz allein dem Atmen gewidmet wird. Es sind immerhin die kleinen Schritte, die viel bewirken können.
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