Seien wir mal ehrlich, je enger eine Beziehung wird, umso schneller kommen auch mal Streitpunkte auf. Vor allem wenn sich zwei Menschen mit starken Persönlichkeiten und Ansichten verbinden, kann es durchaus mal zu Uneinigkeiten kommen. Außerdem führen stressige und schwierige Lebenslagen häufig zu mehr Streitereien in Beziehungen. Das ist normal und kein Grund, an einer Beziehung zu zweifeln. Es treffen in Beziehungen häufig Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen aufeinander und da ist es nicht verwunderlich, dass nicht alles von Beginn an 100-prozentig aufeinander abgestimmt ist. Was du tun kannst, um euren Umgang miteinander um einiges zu verbessern, Streitigkeiten zu reduzieren und eure Beziehung auf ein neues Level zu heben, lernst du in diesem Artikel.
Streitigkeiten als selbstverständlicher Bestandteil von Beziehungen
Wir neigen im Streit dazu, schnell den Fehler bei der anderen Person zu sehen. Sätze die mit „Aber DU…“ beginnen, sind da nicht selten. Das Problem dabei ist, dass wir Sätze mit einem „ABER“ schon als schwierig wahrnehmen. Wenn dann noch ein angreifendes „DU“ folgt, macht dein Gegenüber sowieso schon zu. Er*sie fühlt sich dann gekrängt, denkt, du suchst den Fehler sowieso nur bei ihm*ihr und versucht gar nicht mehr, auf dich zuzugehen. Dadurch entstehen Pattsituationen, in denen beide auf ihrem Standpunkt beharren und man sich voneinander entfernt.
Meistens führt dies dann dazu, dass eine Person verletzt und beleidigt ist, die andere dann irgendwann einknickt und wieder auf sein Gegenüber zugeht. In anderen Beziehungen kann es zur Folge haben, dass Themen einfach nicht mehr weiter besprochen werden und infolgedessen immer wieder in Streitereien hochkommen. Ich finde Diskussionen und kleine Streite sind in Beziehungen normal, das muss nicht gleich das Ende eurer Beziehung bedeuten. Auch in Freundschaften oder innerhalb von Familien sind solche Auseinandersetzungen miteinander normal, auch wenn nicht jede Familie so gut darin ist.
Bedürfnisse äußern und klar kommunizieren
Was mir immer häufiger auffällt, ist, dass es uns sehr schwer fällt, unsere eigenen Emotionen und Bedürfnisse klar zu äußern. Viele Menschen sind wunderbar darin, in den anderen etwas zu interpretieren, was diese Person so gar nicht gemeint hat. Man fühlt sich verurteilt, angegriffen oder abgewertet. Dabei meinte die Gegenseite ihre Aussage so gar nicht. Da hilft es, klar zu kommunizieren, wie der Satz bei dir angekommen ist. Zum Beispiel: „Deine Aussage wirkt auf mich so, als ob du meinst, dass du es besser wüsstest und mich korrigieren möchtest“. Dann hat die andere Person die Chance, auf deine Interpretation zu reagieren und zu erklären, wie die Aussage eigentlich gemeint war.
Bei Themen, bei denen ihr euch inhaltlich uneinig seid, kann es schnell zu verhärteten Fronten kommen. Es lohnt sich daher, die eigenen Bedürfnisse hier klar zu formulieren, um der anderen Person die Möglichkeit zu geben, dich zu verstehen. Einfache Formulierungen wie „Du willst mich ja gar nicht anhören“ oder „Ich will das so aber nicht“ sind nicht sehr hilfreich. Nehmen wir mal das Beispiel einer gemeinsamen Wohnungssuche: „Ich würde diese Wohnung bevorzugen, weil sie näher an meiner Arbeit liegt. Das würde mir den Weg morgens sehr erleichtern“ ist eine bessere Form der Erklärung als „Nee, die Wohnung, die du favorisierst, ist einfach nur richtig blöd“. Damit stellst du nicht die Wahl der anderen Seite in Frage, sondern erklärst dein Bedürfnis und warum du die andere Wohnung bevorzugst.
Ich-Botschaften formulieren
Das oberste Ziel, um die Streitkultur miteinander zu verbessern ist, in der ICH-Form zu formulieren, statt ein DU zu nutzen. Du kannst nie wissen, was in der anderen Person vor sich geht oder ob sie etwas mit Absicht getan oder gesagt hat. Wir neigen aber dazu, dies schnell in die Aussagen zu interpretieren. Dies hat häufig etwas mit vergangenen Erfahrungen aus unserer Kindheit oder alten Beziehungen zu tun. Vertraue deinem Partner*in, dass sie*er es gut mit dir meint. Schließlich seid ihr zusammen. Jedoch steht auch er*sie für die eigenen Bedürfnisse ein und das ist auch in Ordnung.
Ganz wichtig bei Aushandlungsprozessen ist, dass ihr das Gefühl habt, auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren. Wenn dem nicht so ist, solltet ihr dies ansprechen und der anderen Seite die Möglichkeit geben, eure Wahrnehmung zu reflektieren. Ein deutlicher Angriff ist auch hier wieder nicht hilfreich. Besser wäre: „Ich fühle mich nicht ernst genommen. Bitte höre auch mein Argument an“.
Erfahrungen beeinflussen unsere Gefühle
Ich denke, insgesamt wird in unserer Bevölkerung viel zu wenig über unsere Bedürfnisse und Gefühle gesprochen. Dabei machen unsere Gefühle einen wichtigen Bestandteil unseres Lebens aus. Sie zeigen uns, wie wir Situationen bewerten und verleiten uns häufig zu einer bestimmten Reaktion. Gerade dein Partner*in ist eine Person, der du dein inneres Gefühlsleben zeigen darfst. Dies kann eure Beziehung auf eine sehr innige und verbindende Ebene führen.
Gefühle entstehen häufig auf Grundlagen von Gedanken und Glaubenssätzen, die wir natürlich beeinflussen können. Diese Erfahrungen, die wir gemacht haben, führen zu unseren heutigen Gefühlen und damit häufig zu unserem Verhalten. Das heißt aber nicht, dass wir diese Erfahrungen nicht auch überschreiben könnten. Deshalb ist es in Diskussionen und beim Streiten sehr wichtig, dass du differenzierst, ob du gerade alte Erfahrungen von Ex-Partner*innen oder aus der Familie auf deinen aktuellen Partner*in oder Freund*in überträgst. Das ist zwar natürlich, aber nicht fair. Sprich offen mit der Gegenseite darüber und erkläre deine Bedenken. Dann kann sie dich besser verstehen und deine Reaktion nachvollziehen. So könnt ihr gemeinsam an neuen Lernerfahrungen arbeiten.
Kompromissbereitschaft statt Angriffslust
Streiten will gelernt sein und das Ganze hört sich natürlich super einfach an, ist aber sehr viel Arbeit. Doch es lohnt sich. Ohne Angriffe und verletzliche Streitargumente werdet ihr eine engere und harmonischere Beziehung führen. Wenn es doch nochmal zu einem festgefahrenen Streit kommt, versucht mal, eine halbe Stunde auseinander zu gehen und beruhigt euch wieder. Unser Gehirn kann in diesem Zustand nicht mehr rational denken, sondern steckt im Verteidigungsmodus fest. Nach einer Beruhigungsphase ist man wieder kompromissbereiter und kann das Thema mit Abstand betrachten.
Ich wünsche euch in Zukunft auf jeden Fall harmonischere Absprachen statt vorwurfsvoller Streitereien und freue mich auf eure Rückmeldungen zu dieser Methode! Mir hat sie sehr geholfen, weniger zu streiten und besser für mich zu sorgen, indem ich meine Bedürfnisse klar formuliere.
Ich wünsche dir ganz viel Liebe!
Deine Catarina
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