Ich war dabei: bei der Internationalen Wallfahrt des Erzbistum Köln im Oktober 2025. Schon zwölf Jahre zuvor, kurz nach der Wahl von Papst Franziskus (2013-2025), durfte ich schon einmal während der Messdiener-Wallfahrt in Rom dabei sein. Doch jetzt war meine Wallfahrt viel intensiver, viel spiritueller. Lest hier meinen Reisebericht.

Santa Maria Maggiore – Matthäus 2,18
„Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren nicht mehr.“
Maria die Mutter Jesu, hat mich schon immer tief berührt. Ein Ausdruck der Verehrung für diese wirklich stärkste aller Frauen, ist ohne Zweifel die Basilika Santa Maria Maggiore. Sie wurde im 5. Jahrhundert errichtet, als die erste Basilika eines Papstes im Auftrag von Papst Coelestin I (422-432).
Ihre eindrucksvollste Reliquie ist die Krippe Christi. In den vergangenen Jahrhunderten haben die Päpste den Segen: „Urbi et Orbi“ von ihrem Balkon aus gespendet. Hier ist mir bewusst geworden, wie stark und mit welcher Willenskraft die Mutter Jesu den Sohn Gottes empfangen und geboren hat. Es erinnert auch sehr viel an der Geschichte des römischen Palästinas an die Entwicklung des § 218 in Deutschland. Auch das römische Palästina wurde vor Christi Geburt durch die Parther besetzt und wenige Jahre vorher von Pompeius Magnus (106 vor Christus bis 48 vor Christus) eingenommen.
Viele Kinder hungerten oder starben und viele jüdische Familien waren nach den vielen verlustreichen Kriegen oftmals desillusioniert. Es war eine ähnliche Zeit, wie in Deutschland nach dem verlorenen ersten Weltkrieg. Doch anders als Frauen wie Käthe Kollwitz (1867-1945) hat die Mutter Jesu als erste Lebensschützerin eine klare Haltung bewiesen. Sie hat dieses Kind, was gewiss nicht einfach gewesen ist, trotz aller Widrigkeiten ihrer Zeit ausgetragen und gegen jeden Widerstand großgezogen. Eine Frau, die unter einem Patriarchen leidet, bekennt nicht aus freien Stücken: Der Mächtige hat Großes an mir getan.“ (Lukas 1,49). Das kann nur eine Frau sagen, die wahre Größe bewiesen hat.

Doch die Basilika hat mich auch im Herzen tief demütig gemacht. Offiziellen Statistiken zufolge werden inzwischen 90% aller Menschen mit Trisomie 21 noch im Mutterleib getötet. Heute ist es Christus mit Trisomie 21, der in dieser vergoldeten Krippe thront. Auch hat mich das Grabmal von Papst Pius IX (1846-1878) beeindruckt. Demütig kniet dieser vor der der dortigen Ikone Salus Populus Romanus.
Der selige Papst Pius IX wusste, dass er von den Truppen Garibaldis (1807-1882) am 20. September 1870 im Zuge der italienischen Einigungskriege entmachtet werden würde und dennoch vertraute er sein Leben und die Stadt Rom der Führung Mariens an. Ein solches Vertrauen ist für Christen, die stets die unveräußerliche Würde des Menschen betont haben, mehr als vorbildlich.
Der heilige Apostel Petrus
Das Grab des Apostels Petrus befindet sich neben dem von Kaiser Caligula (12-41) errichteten Circus an den südlichen Abhängen des vatikanischen Hügels. Zur Vollendung seiner Spielstätte ließ Caligula den Vatikanischen Obelisken, der sich noch heute auf dem Petersplatz befindet, mit speziellen Schiffen, vermutlich den Nemi Schiffen, von Ägypten nach Rom bringen und in der Spina des Circus installieren.
Reste der Spina, sowie der Außenmauer, sind noch vorhanden. Doch galt das Vatikanische Feld stets als eine verrufene Gegend, der römische Historiker Tacitus (55-120) schreibt, dort würden Schlangen leben, die so groß seien, dass sie ein kleines Kind verschlingen könnten. Das Gebiet Trans Tiberim, welches heute der römische Stadtteil Trasteverre ist, war das Siedlungsgebiet vieler Ausländer und auch jüdischer Gemeinden. Dort ließ sich auch der Apostel Petrus, jener Mann den Jesus als seinen Nachfolger bestimmt hatte nieder. Er starb dort nach dem verheerenden römischen Stadtbrand im Jahre 64 als erstes Opfer der Neronischen Christenverfolgung, eben in jenem Circus, den Caligula wenige Jahrzehnte zuvor hatte errichten lassen und wurde auf dem oben genannten Gräberfeld in einem Stützmauer beigesetzt.

Kurz vor unserer Ankunft in Rom hat mich ein guter Freund eingeladen, am Morgen des 21. Oktober direkt am Grab des Apostels mit Professor Ralph Weimann die Heilige Messe zu feiern. Wir durften die Lesung von der Heilung des Gelähmten durch Petrus und Johannes an der schönen Pforte des Tempels in Jerusalem aus der Apostelgeschichte 3,1-11 hören.
Die Predigt von Ralph Weimann hat mich sehr tief berührt: „Der Geist ist immer unsterblich. Alles Gute, dass wir tun, schreiben wir in unsere Seele und damit treten wir letztlich vor Gott. Mitglieder unserer Reisegruppe werden von der St. Augustinus-Behindertenhilfe in Neuss unterstützt. Ich wurde von ihrer Betreuerin gebeten, für ein Miteinander von Behinderten und Nicht-Behinderten zu beten. Sie benötigen sehr viel Unterstützung um ihren Alltag zu bewältigen.
Die Spiritualität von Menschen mit Behinderung wird oftmals übersehen und dennoch hat sich diese Gruppe auf den Weg nach Rom gemacht. Am Grab des Apostels Petrus durfte ich nun diese Lesung hören. Müssen nicht manchmal diejenigen, die selbst keine Einschränkung haben von ihrer Unbefangenheit geheilt werden und hat Gott nicht gerade Behinderten oftmals eine gewisse Unbefangenheit tief in ihre Seele geschrieben? Diese Erfahrung hat mich tief berührt und ich hoffe, dass sich auch andere Lämmer Christi vom Nachfolger Petri auf diese Weise weiden lassen (Johannes 21,15).
Die Generalaudienz mit Papst Leo XIV
Am Tag darauf hatten die Mitglieder unserer Reisegruppe, die Unterstützung von der St- Augustinus -Behindertenhilfe in Neuss erhalten, ein besonderes Erlebnis. Sie durften während der Generalaudienz mit Papst Leo XIV sprechen. Entsprechend ihren Angaben, habe der Papst nach ihrem Namen gefragt und drei ihrer Teilnehmer gesegnet. Eine von ihnen kann ausschließlich nonverbal kommunizieren. Sie hat eine sehr ausgeprägte Mimik und macht mit Hilfe dieser sowie ihrer Gestik auf ihre Emotionen aufmerksam. Auch nimmt sie diese bei ihren Mitmenschen verstärkt wahr.

Ein weiteres Mädchen, welches Trisomie 21 hat ist ebenfalls gesegnet worden. Ich finde es persönlich wichtig, dass der Papst an diesem Tag deutlich gemacht hat, dass gerade diese Menschen unter dem persönlichen Schutz Christi stehen. Es sind Menschen, die viel zu häufig einfach übersehen werden. Viele Nicht-Behinderte sind oftmals im Umgang mit Behinderten sehr unbeholfen. Papst Leo XIV sollte uns allen ein Beispiel, darin sein unsere Unbeholfenheit zu überwinden.
Die Grotte
Am Abend haben wir an einer Prozession zur Lourdes Grotte in den Vatikanischen Gärten teilgenommen. Diese wurden erstmals unter Papst Nikolaus III (1277-1280) erwähnt. Im äußersten Norden sind noch heute die Reste des mittelalterlichen Hühnerhofes sichtbar. Auch ist hier deutlich erkenntlich, dass der Petersdom in den Hängen des Vatikanischen Hügels errichtet wurde. Es war mein erstes Mal, dass ich so tief im Landesinneren gewesen bin. Es hat mich sehr bewegt, gemeinsam mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp dort den Rosenkranz in verschiedenen Sprachen beten zu dürfen.

Der Petersdom
“Ich wurde von einem Gefühl der tiefen Gnade erfüllt, als ich nach dem Durchschreiten der Heiligen Pforte in der ersten Reihe sitzen durfte.”
Der erste Petersdom wurde im Jahr 324 von Kaiser Konstantin dem Großen (gestorben um 337 nach Christus), über dem bereits oben erwähnten Grab des Apostels Petrus errichtet. Papst Julius II (1503-1513) befand zu Beginn seines Pontifikates, dass der bis dahin 1.200 Jahre alte Bau seiner Aufgabe als Grablege des Apostels Petrus nicht mehr gerecht werde und befahl daher einen Neubau. Dieser Neubau konnte am 18. November 1626 von Papst Urban VIII (1623-1644) feierlich eingeweiht werden.
Ich wurde von einem Gefühl der tiefen Gnade erfüllt, als ich nach dem Durchschreiten der Heiligen Pforte in der ersten Reihe sitzen durfte. Der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, erinnerte in seiner Predigt daran, dass Jesus von sich selbst gesagt hat, dass ER die Pforte zum Ewigen Leben ist.“ Der Erzbischof sprach auch über die vorangegangene Prozession über die Via della Conciliazione, welche zum päpstlichen Jubeljahr 1950 vollendet werden konnte.

Das Entscheidende sei, die Prozession mit unserer Seele gegangen zu sein, so der Erzbischof. Meiner Auffassung nach, verhält es sich so jedoch mit allen Herausforderungen, denen wir im Leben begegnen. Das, was uns gelingen soll, wird uns nur aus Überzeugung gelingen. Jedes Ideal verliert seinen Wert, sofern es nicht aus Überzeugung gelebt wird. Der Erzbischof führte seine Gedanken noch weiter aus und meinte, dass, wir durch die Eucharistie an die Pforte unseres Lebens gelangten und dort erkennen würden, ob diese offen oder geschlossen sei. Die Pforte unseres Lebens hat, nur Christus am Kreuz überwunden.“
Der Erzbischof rief uns in Erinnerung, dass Christus auch am Kreuz die Macht des Todes überwunden habe. Besonders schön fand ich, dass er unseren verstorbenen Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (1933-2017) zitiert hat, der stets zu sagen pflegte: „Der Tod ist ein Übergang von der einen Hand Gottes in die andere“, dennoch und das dürfen wir nicht vergessen, werden wir der letzten Versuchung ausgesetzt bleiben. In dieser Situation, vertraute Jesus ganz auf seinen Vater. Diese Predigt hat mich innerlich auf die Deutsche Fürbitte, die ich im Petersdom für die Ehrenamtlichen in der Kirche vortragen durfte, vorbereitet. Es war für mich eine große Gnade, so nah am Altar sitzen zu dürfen. Gott ist so gut.
Sao Paolo fuori le Mura – Apostelgeschichte 9,4
„Saul, Saul warum verfolgst du mich?“
Auch der Apostel Paulus fiel im Jahre 64 als Reaktion auf den Brand Roms der Neronischen Christenverfolgung zum Opfer. Paulus der römischen Bürger war, genoss das Vorrecht, durch das Schwert an dem Ort „Tre Fontane“ enthauptet zu werden. Er wurde anschließend von den Mitgliedern seiner Gemeinde an der Via Ostiense beigesetzt. Die erste Basilika über seinem Grab wurde ebenfalls im Jahr 324 geweiht und bereits um das Jahr 386 erheblich vergrößert. Diese antike Großkirche wurde im Jahr 1823 durch ein Feuer stark beschädigt. Der Neubau, welcher sich an dem Vorbild des Vorgängers orientierte, konnte bereits im Jahr 1854 von Papst Pius IX (1846-1878) geweiht werden.

Doch seit unserer Ankunft in Rom begleiteten uns jeden Tag beim Betreten der Kirchen strenge Sicherheitskontrollen. Seit der Eskalation der Asylkrise und der daraufhin gestiegenen Kriminalität in Europa, werden in vielen europäischen Ländern Kirchen kontrolliert und Weihnachtsmärkte hermetisch abgeriegelt. Die meisten Migranten sind islamisch sozialisiert. Ihre Moscheen brauchen keinen Schutz. Als wir nun an unserem letzten Abend die Sicherheitsvorkehrungen zu der Basilika Sao Paolo fuori le Mura passierten, um auch dort die Heilige Pforte zu durchschreiten, erging es mir wie dem Apostel Paulus, dessen Grab dort verehrt wird. Ich wurde vom Pferd gerissen (Apostelgeschichte 9,4).
Der Heilige Apostel Paulus gilt als der Apostel der Heiden. Er hatte den Mut, dort zu predigen wo es gefährlich wurde. Der Erzbischof von Köln Rainer Maria Kardinal Woelki bezeichnete den Apostel Paulus in seiner Predigt, als eine der geschichtsträchtigsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Später in einem persönlichen Gespräch ging er noch näher auf dieses Bild ein. Ich konnte ihm die Frage stellen, ob in unseren Tagen nicht Muslime die neuen Heiden seien und inwiefern der Missionsauftrag Jesu auch ihnen gegenüber gelte.

Seine Antwort macht mich auch jetzt noch sehr nachdenklich: Der Missionsauftrag Jesu gilt grundsätzlich jeder Person gegenüber. Jeder ist eingeladen als Christ zu leben.“ Weiter berichtete der Erzbischof, dass kürzlich ein Pfarrer in Bonn 40 Muslime getauft habe. „Der christliche Glaube hat sie so überzeugt, dass sie beschlossen, künftig selbst als Christen leben zu wollen.“
In den frühen Tagen der Kirche sowie im Mittelalter sind die Christen zu den Heiden gegangen, um dem Missionsauftrag Jesu gerecht zu werden. Nun kommen die neuen Heiden zu uns. So wie die Apostel in den ersten Tagen starben, so gibt es auch jetzt wieder Märtyrer. Die am meisten verfolgte Gemeinschaft der Welt, ist die Gemeinschaft Christi. Uns fehlt oft die Standhaftigkeit, denen entgegen zu treten die uns verfolgen. Es braucht Missionare wie Paulus, die immer das Gespräch gesucht haben. Es braucht Missionare, die standhaft bleiben, bis zum Schluss. Es braucht Missionare, die neue Sicherheitsvorkehrungen zu fremden Herzen überwinden. Heiliger Apostel Paulus steh uns bei Amen!






20 Jahre Nightfever: Wie die Initiative Jugendliche weltweit begeistert
Ich habe mit meinem Ehemann ebenfalls an dieser Pilgerfahrt teilgenommen und bin von diesem Artikel sehr berührt. Er verbindet nicht nur den geschichtlichen Hintergrund mit unsren Pilgertagen, sondern zeigt eindrücklich, dass es nicht nur im Jubeljahr auf die Herzenshaltung ankommt. Das Herz aber ist unabhängig von Handicaps. Ja nach den Erfahrungen in dieser Woche mit der Gruppe der Augustinerhilfe scheint mir, dass das Herz bei den Behinderten und deren Betreuerinnen besonders ausgeprägt ist. Dass der Autor nicht nur berichtet, sondern selber diese Tage als Gnade erfahren und gelebt hat, durfte ich ganz besonders miterleben, als wir nebeneinander in Paulus vor den Mauern die Messe mitgefeiert haben. Nochmals herzlichen Dank für diesen vielschichtigen Erlebnisbericht.
Ingeborg Rüttermann
Ich habe mit meinem Ehemann ebenfalls an dieser Pilgerfahrt teilgenommen und bin von diesem Artikel sehr berührt. Er verbindet nicht nur den geschichtlichen Hintergrund mit unsren Pilgertagen, sondern zeigt eindrücklich, dass es nicht nur im Jubeljahr auf die Herzenshaltung ankommt. Das Herz aber ist unabhängig von Handicaps. Ja nach den Erfahrungen in dieser Woche mit der Gruppe der Augustinerhilfe scheint mir, dass das Herz bei den Behinderten und deren Betreuerinnen besonders ausgeprägt ist. Dass der Autor nicht nur berichtet, sondern selber diese Tage als Gnade erfahren und gelebt hat, durfte ich ganz besonders miterleben, als wir nebeneinander in Paulus vor den Mauern die Messe mitgefeiert haben. Nochmals herzlichen Dank für diesen vielschichtigen Erlebnisbericht.
Ingeborg Rüttermann
Es war eine sehr schöne Wallfahrt 😉 😉