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In Zeiten von Smartphone, What’s App und Social Media muss doch eigentlich jeder rund um die Uhr erreichbar sein, oder? Aber was, wenn du mal für einen ganzen Tag darauf verzichten würdest? Obwohl es mir nicht leichtgefallen ist, habe ich mich der Herausforderung gestellt. In diesem Artikel erzähle euch, warum ich mich für einen Stille Tag entschieden habe und wie meine Erfahrungen damit waren.
Viele gläubige Christen nutzen die Passionszeit, um bewusst auf etwas zu verzichten. Fasten ist dazu da, sich wieder neu auf die eigene Gottesbeziehung auszurichten, aber auch, um sich bewusst zu machen, was im Leben wirklich zählt. Durch das Fasten merkt man, woran das Herz wirklich hängt und wo materielle Dinge, aber auch Wünsche oder Beziehungen einen höheren Stellenwert als Gott bekommen haben. Der Gott der Bibel möchte, dass unser ganzes Herz und unser ganzes Leben ihm gehört: „Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft“ (5. Mose, 6,5).
Zeit der Stille
Ich merke, dass ich mich oft abhängig davon mache, wie häufig ich What’s App Nachrichten bekomme oder mich unter Druck gesetzt fühle, sofort auf sämtliche Nachrichten antworten zu müssen. Daher beschloss ich , dieses Jahr vor Ostern einen Tag auf Social Media, Smartphone und WLan zu verzichten. Ich wollte stattdessen die Zeit, die ich am Smartphone hänge, nutzen, um in der Bibel zu lesen, zu beten und mich mit mir selbst beschäftigen. Mir fällt es nicht leicht, mit mir allein zu sein. Ich liebe es, Menschen um mich zu haben. Vielleicht lenkt es mich aber auch davon ab, an die wunden Punkte in meinem Leben zu kommen. Ist es nicht so, dass wir uns einfach nicht die Zeit nehmen, um über unser Leben, unsere Gefühle und unsere Beziehungen zu anderen Menschen zu reflektieren? Gerade, weil wir in dem ständigen Karussell unseres Alltags wie gefangen sind?
Zeiten der Stille schaffen auch Räume für die Begegnung mit Gott. Seine sanfte Stimme überhören wir leicht im Stress des Alltags. Jesus Christus selbst, hat sich während der Zeit seines Wirkens immer wieder zurückgezogen und Begegnung mit dem Vater gesucht: „Und am Morgen, noch vor Tage, stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort“ (Mk 1, 35).
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Einen Tag offline
Eine Kommilitonin war so nett und stellte mir ihre Wohnung für meinen Stille Tag zur Verfügung. So konnte ich ungestört und fernab von meinem Alltag die Stille suchen. Anfangs war ich noch etwas unruhig. Wenn es nun doch irgendeinen Notfall gab und niemand mich erreichen konnte? Hinter dieser Frage steckt allerdings viel mehr. Vielleicht die Angst, nicht mehr gebraucht zu werden oder ersetzbar zu sein? Für mich war dies ein erster Punkt, an dem ich mich neu ausrichten konnte. Als Sozialarbeiterin bin ich viel für andere Menschen da und unterstütze sie. Ich tue es von Herzen gerne, aber es gibt mir auch ein gutes Gefühl, gebraucht zu werden. Zu erkennen, dass die Menschen auch ohne mich zurechtkommen und ich nicht immer verantwortlich für sie bin, hat mich entlastet. Als Christ kann ich diese Verantwortung getrost an Gott abgeben. Außerdem komme ich so weg davon, mir Bestätigung und Anerkennung durch die Hilfe, die ich leiste, zu verdienen.
Meinen Stille Tag startete ich mit einigen Lobpreisliedern auf meiner Gitarre. Anschließend las ich die Passionsgeschichte in der Bibel. Viel Zeit verbrachte ich damit, über mein Leben zu reflektieren. Wo komme ich her? Und wo will ich hin? Solche Fragen helfen, um herauszufinden, wo man gerade steht. Innehalten, um sich neu zu orientieren und Ziele wieder in den Blick zu nehmen. Aber auch, um dankbar auf Vergangenes zurückzublicken oder Dinge ins Reine zu bringen, bei denen man in der Vergangenheit schuldig geworden ist.
Mein persönliches Fazit
Ich habe, trotz anfänglicher Skepsis, die Stille genossen. Auch, wenn es ein komisches Gefühl war, alleine in einer Wohnung zu sitzen, nur mit einer Gitarre, Bibel und Schreibzeug, hat mir der Abstand zu What’s App und Co. gut getan. Ich habe gemerkt, dass ich plötzlich meine Umwelt viel intensiver wahrgenommen habe. Zum Beispiel das Zwitschern der Vögel. Wenn ich ständig am Smartphone hänge, bin ich viel zu abgelenkt, um mitzubekommen, was um mich herum passiert.
Am Wichtigsten war aber, glaube ich, die Erfahrung, dass es geht. Innerhalb der 24 Stunden hatte ich keine Nachrichten bekommen, die wirklich dringend waren und deren Beantwortung nicht auch mal einen Tag hätte warten können. Ich kann tatsächlich mal einen Tag ohne WLan auskommen. Es geht auch ohne! Probiert’s mal aus! 😉
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