Toxische Beziehungen haben es oft echt in sich, gerade für die Opfer ist es eine Erfahrung, die sehr prägend ist. Der toxische Part einer Beziehung ist nicht selten ein/e Narzisst/in und tut alles dafür, den Partner an sich zu binden und zu manipulieren. Aber warum neigen Narzissten zu toxischen Beziehungen und wie können wir uns davor schützen, ein Opfer oder sogar Mittäter zu werden?
Eine toxische Beziehung erkennt man als Laie meistens nicht sofort, wenn man es endlich tut, ist es meistens schon zu spät und man steckt mittendrin. Dabei ist es nicht so, dass die toxischen Züge eines Partners oder der Beziehung selbst über die Zeit zunehmen, sondern vielmehr sind die Red Flags bereits zu Anfang der Beziehung bereits vollumfänglich vorhanden.
Sie maskieren sich nur gut und werden oft mit den Anzeichen echter Hollywood-Liebe und Romantik verwechselt. Hier sei aber gesagt, dass ich aus meiner eigenen Erfahrung spreche und nicht jedes toxische Anzeichen unbedingt als Kriterium für einen narzisstischen Partner oder gar eine toxische Beziehung steht. Es ist eher so, dass wenn mehrere der Red Flags zutreffen und eindeutig sind, die Wahrscheinlichkeit für eine toxische Beziehung sowie einen toxischen Partner steigt.
Was ist eine toxische Beziehung überhaupt?
Eine hundertprozentige Definition gibt es leider nicht, dennoch gibt es einige Kriterien, die eine toxische Beziehung aufweisen kann, die für die Toxizität sprechen und bei denen wir hellhörig werden sollten. So ist es beispielsweise sehr häufig eine emotionale Abhängigkeit des Partners und häufige Manipulationsversuche, die ausbeuterische Züge annehmen können.
Auch wenn sie sich vielleicht eine Zeit lang gut anfühlen, tun toxische Beziehungen nicht gut, sie können starke seelische Auswirkungen haben und depressiv machen. Grund dafür sind die viele Kritik, sinkendes Selbstwertgefühl und Schuldzuweisungen des toxischen Partners. Durch diese bewirkt er/sie eine Abhängigkeit und emotionale Instabilität, die dauerhaft an ihn/sie binden soll. Einige Red Flags und Green Flags bei Beziehungen findet ihr in meinen Artikeln hier und hier.
Warum sind Narzissten oft Teil einer toxischen Beziehung?
Toxische Verhaltensweisen können mit Sicherheit von allen Menschen stammen, denn wir sind alle nicht perfekt und haben unsere Macken. Dennoch gibt es eine sehr starke Auffälligkeit, wenn es um den Zusammenhang von Naszissmus und toxischen Beziehungen geht. Narzissmus ist eine psychische Störung, die sich durch ein extrem hohes Maß an Egoismus, Arroganz und Selbstherrlichkeit auszeichnet. Auf der anderen Seite sind Empathie und Mitgefühl häufig sehr schwach ausgeprägt, was sich in Rücksichtslosigkeit sowie Ausbeutung von anderen äußert.
Durch die fehlende oder geringe Empathie fehlt bereits eine sehr wichtige Grundlage für zwischenmenschliche Beziehungen und Liebesbeziehungen, was es für diese Menschen sehr schwierig macht. Sie behelfen sich aus diesem Mangel heraus oft damit, dass sie (vielleicht auch unbewusst) bestimmte Mechanismen erlernen, die sie dafür nutzen, ihren Egoismus und die Selbstherrlichkeit zu verschleiern. Damit schaffen sie es auch, sich gut anzupassen, beliebt zu sein und andere für ihre Zwecke auszunutzen. Sie werden oft als sehr charmant, gesellig, extrovertiert und erfolgreich wahrgenommen, weil niemand realisiert, dass sie immer eine Maske tragen, hinter der sich ihre wirkliche ausbeuterische Natur verbirgt.
Wie erkennt man einen Narzissten?
Natürlich trägt jeder von uns einen mehr oder weniger ausgeprägten Egoismus in sich, was aber kennzeichnend für Narzissten ist, ist eine extreme Ausprägung davon. Diese äußert sich beispielsweise darin, dass der Narzisst sehr gerne über sich selbst und nur sich selbst spricht. Der Fokus in einem Gespräch liegt immer bei ihm/ihr, sobald es um etwas oder jemand anderen geht, schalten sie ab.
Sie lieben es, bewundert zu werden, lechzen förmlich nach Anerkennung von außen, andere hingegen behandeln sie abwertend oder kritisieren sie. Denn sie müssen sich dadurch aufwerten, dass sie andere schlechtmachen. Wehe dem, der einen Narzissten kritisiert: darauf reagieren sie überaus empfindlich, selbst wenn es sich ‚nur‘ um objektive oder berechtigte Kritik handelt, diese wird sehr persönlich genommen.
Etwas, was Narzissten ihr Leben lang begleitet, sind Schuldgefühle, aber nicht die eigenen. Ihre Manipulationsversuche bestehen häufig aus Schuldzuweisungen, die die anderen in eine niedrigere Lage bringen und sie gefügig machen sollen.
Warum sind Narzissten so… narzisstisch?
Darauf gibt es keine konkrete Antwort, es ist möglich, dass daran sehr viele Prozesse beteiligt sind, die sich nur schwer voneinander abgrenze lassen. Es gibt jedoch zwei vielversprechende Möglichkeiten, woraus eine narzisstische Persönlichkeitsstörung resultieren könnte. Einerseits wird vermutet, dass Narzissten in ihrer Kindheit von den Eltern verhätschelt worden sind. Sie wurden als jemand Besonderes behandelt und waren der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie könnten so sehr verwöhnt worden sein, oder ihnen wurden keine Grenzen gesetzt.
Das vermittelte ihnen den Eindruck, dass sie auch der Mittelpunkt der Welt sein müssten. Die andere Theorie vermutet eher das genaue Gegenteil. So könnte der Narzissmus daraus resultieren, dass in der Kindheit ein hohes Maß an Forderung, aber ein geringes Maß a Anerkennung vorhanden war. Liebe wurde an Leistungen oder an Bedingungen geknüpft und somit als Belohnung verwendet. Daraus ergibt sich ein geringes Selbstwertgefühl, Schamgefühle und der Leistungszwang, die die Wirklichkeit kompensieren müssen. Oft spielt auch die emotionale Kälte oder Distanziertheit der Eltern eine große Rolle bei der Entstehung von narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen. Es kommt auch vor, dass der Narzissmus durch Modelllernen vorgelebt und erworben wird.
It‘s a Match!
Wie du siehst, sind Narzissten und ihre Persönlichkeitsmerkmale sehr vielfältig und komplex.
Aus ihren Persönlichkeitsmerkmalen ergibt sich jedoch eine Anfälligkeit für das Führen von toxischen Beziehungen. Durch ihr übersteigertes Bedürfnis nach Anerkennung, Bewunderung und den Hang zur Manipulation suchen sie sich bewusst Partner aus, die diese Verhaltensweisen akzeptieren und tolerieren. NNicht zu vergessen ist auch, dass Nnarzissten sehr charismatisch sein können.
Manche Narzissten suchen sich Partner mit einem geringen Selbstwertgefühl aus, da diese Bewunderung für den Narzissten haben und ihn vielleicht vergöttern. Aber es gibt auch Narzissten die sich bewusst erfolgreiche Menschen mit einem starken Selbstbewusstsein suchen, da diese ihre eigene Persönlichkeit scheinbar aufwerten können, sei es durch ihren beruflichen oder finanziellen Erfolg, ihren Status oder ihr Aussehen. Dadurch, dass sie diese an sich binden und nach und nach zerstören können, fühlen sich Narzissten mächtig und behalten die Kontrolle (und genau das sind die Kriterien einer ‚guten Beziehung‘ für einen Narzissten).
Wie kann man sich vor Narzissten und toxischen Beziehungen schützen?
Toxische Beziehungen sind mittlerweile medial präsent, sie befinden sich in einem öffentlichen Diskurs und haben in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit gewonnen. Dadurch wird es auch leichter, sich darüber zu informieren oder eine solche Beziehung zu identifizieren. Dennoch werden sowohl Narzissmus als auch toxische Beziehungen als Begriffe sehr inflationär gebraucht, Grund dafür sind unter anderem auch die schwierige Abgrenzung und die Unsicherheit.
Wichtig für den eigenen Schutz sind in jedem Fall sind die Reflexion der eigenen Persönlichkeit und der Beziehungen, die man führt. Bei einem Verdacht, solltest du dich immer ausreichend darüber informieren, was Red Flags und mögliche Anzeichen dafür sind, dass du dich in einer toxischen Beziehung befindest.
Leider kommt es häufig vor, dass die Manipulation eines Narzissten große Auswirkungen auf die eigene Realitätswahrnehmung und das Selbstbewusstsein hat. Trotzdem ist es nicht unmöglich, sich aus einer solchen Beziehung zu befreien. Wichtig ist es in jedem Fall, seine gesunden Beziehungen zu behalten, sein Selbstbewusstsein zu stärken und an sich selbst zu arbeiten, denn zwar ist man selbst vielleicht nicht der Täter in der toxischen Beziehung, aber eine gewisse Verantwortung an einer Beziehung tragen immer beide Partner.
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