Alle glücklichen Beziehungen sind gleich, doch jede toxische Beziehung ist auf ihre eigene Art toxisch. So könnte es heutzutage heißen. Toxische Beziehungen sind leider keine Seltenheit und sie alle sind einzigartig und nicht pauschalisierbar. Das macht es oft schwer für uns, sie als solche zu erkennen. Was sind die Anzeichen einer toxischen Tendenz in einer Beziehung und wie können wir sie besser machen oder an ihnen arbeiten?
Viele toxische Eigenschaften und Verhaltensweisen werden in unserer Gesellschaft toleriert und akzeptiert. Meistens geben wir uns geschlagen und akzeptieren sie, manchmal um des Friedens, und manchmal um der Bequemlichkeit willen. Dennoch gibt es einige davon, die wir erkennen sollten, um daran arbeiten zu können. Leider ist vieles an Hilfs-Literatur nicht wirklich hilfreich, wenn es darum geht, die richtige Beziehung zu pflegen. Und in den meisten Fällen waren unsere Eltern nicht das perfekte Beispiel.
Kaufrausch statt Lösungen
Wer kennt es nicht: Wir sind Geschöpfe, die vieles kompensieren können. Wir kompensieren so manche negativen Gefühle mit Essen, Sport oder Shopping, um uns besser zu fühlen. Das klappt zuweilen auch ziemlich gut und manchmal kann es uns über vieles hinweghelfen. Dennoch ist alles in Maßen gut. Wenn du in einer Beziehung bist und mit Konflikten zu kämpfen hast, musst du achtsam sein. Manchmal kompensieren wir auch in Beziehungen: Anstatt einen Konflikt auszudiskutieren, flüchten wir uns in teure Geschenke und Reisen. Nicht jede Reise und jedes Geschenk gehört dazu, manchmal brauchen wir einfach einen Tapetenwechsel. Dennoch sollten wir gut darauf achten, was womit kompensiert wird.
Durch Geschenke und Reisen empfinden wir vor allem positive Emotionen, die uns glücklich machen. Darauf setzt auch diese Taktik. Statt uns mit den negativen Seiten der Beziehung auseinanderzusetzen, verdrängen wir vielleicht lieber und flüchten uns in einen Kauf- oder Reiserausch. Doch das Fatale ist: Wir können nicht vor uns selbst weglaufen. Unsere Probleme haben wir auch auf den Malediven im Gepäck. Oberflächliche Freuden werden uns also nicht davor retten, dass diese Probleme irgendwann ans Licht kommen. Egal, wie sehr wir uns bemühen, sie unter den Teppich zu kehren. Leider führt ein solches Verhalten auch dauerhaft zu einer Konditionierung: Wenn etwas Schlechtes passiert, erwarten wir eine Entschädigung von unserem Partner. Und das ist nicht Sinn einer Beziehung. Stattdessen müssen wir reden. Vertrauen. Verändern wollen. Und vor allem daran arbeiten.
Die ‚Liste‘
Listen kennen wir alle grundsätzlich als etwas Positives und Produktives. Aber hier hat diese Liste eine etwas andere Bedeutung. In diesem Fall haben wir diese Liste im Kopf und schreiben darin immer die Fehler unseres Partners auf. Wir notieren uns innerlich die Kleinigkeiten, die er oder sie falsch macht und konzentrieren uns darauf. Wenn der richtige Zeitpunkt kommt, dann finden wir immer Verwendung dafür, um unserem Partner Vorwürfe zu machen. Wenn beide in der Beziehung eine solche Liste im Kopf führen, dann kann es zu Folgen führen, die toxisch für die Beziehung werden können. Dann wird die Beziehung irgendwann nur noch zu einer Schlacht, in der jeder mit seinen Waffen (aus der Liste), dem anderen Vorwürfe machen kann. Dann wird der Partner nur noch danach beurteilt, wie sehr und wobei er in den vergangenen Monaten versagt hat.
Seine Fehler und Schwächen rücken dabei immer mehr in den Mittelpunkt und irgendwann sind wir auch nicht mehr bereit, darüber hinwegzusehen. Es kommt immer der Moment, wenn die gesamte Stimmung einer solchen Beziehung ‚kippt‘. Ab diesem Moment gibt es eigentlich nur noch selten ein Zurück. Es kommt zu einer Abwärtsspirale aus Beleidigungen, Schuldzuweisungen und inneren Wutausbrüchen, die eigentlich nur noch auf eines zusteuern: Das Ende einer quälenden Beziehung. Oder aber, wir raffen uns auf und nehmen die Verantwortung an, etwas zu verändern. Unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und aus der Opferrolle zu schlüpfen. Dann konzentrieren wir uns endlich auf die aktuellen Probleme und wie wir damit umgehen können, anstatt uns für Dinge aus der Vergangenheit zu beschuldigen.
Die liebe Eifersucht
Vor allem bekannt als Zeichen wahrer Liebe, zumindest in so manchen Teeniefilmen. Wir kennen es auch mit Sicherheit aus einer unserer ersten Beziehungen und haben uns manchmal damit wohlgefühlt. Das kommt vor allem davon, dass die Filmindustrie und andere Konzerne unsere Träume und Ideale vorgeben. Wir bekommen täglich von allen Seite die Bilder, wie wir, wie unser Partner und wie unser Leben sein sollte. Die Frage danach, was wir wirklich wollen, ist also damit fast gelöst: Wir wollen das, was man uns verkauft. So ähnlich ist es eigentlich auch bei Eifersucht: Wir kennen sie als etwas Erstrebenswertes. Vielleicht glauben wir sogar, dass Liebe ohne Eifersucht nicht funktionieren kann. Oder unser Selbstwertgefühl treibt uns zu der Eifersucht.
Es ist also immer auch ein verzweifelter Versuch, Kontrolle über den Partner und sein Verhalten zu erlangen. Das führt sehr oft zu verrückten Aktionen, Stalking oder kurzen Handydiebstählen. Leider ist genau dieses Verhalten kontraproduktiv für Liebe. Statt bedingungslos und liebevoll zu sein, werden wir kontrollierend und manipulativ. Dadurch vermitteln wir auch Vertrauensprobleme und mangelndes Selbstwertgefühl. Wenn jemand versucht, uns zu kontrollieren, dann wollen wir uns dem vielmehr entziehen (außer wir halten es für die Äußerung reinster Liebe). Leider hat es auch zur Folge, dass wir immer weniger vertrauen können und damit darauf reduziert werden, dass wir unsere Impulse nicht kontrollieren können.
Wenn wir dem Partner nicht vertrauen, warum ist er überhaupt noch unser Partner? Wir müssen Vertrauen lernen. Natürlich ist Eifersucht, die sich in Grenzen hält, völlig natürlich. Wenn sie jedoch größere Ausmaße annimmt, sollten wir wachsam werden. Anstatt den Partner zu kontrollieren und ihm zu misstrauen, müssen wir an uns selbst arbeiten. An unserem Selbstvertrauen, an unseren Einstellungen. Wir müssen hinterfragen und Lösungen finden.
Wir tolerieren schlechte Beziehungen in unserem Leben aus sehr vielen Gründen: Vielleicht ist unser Selbstwertgefühl sehr niedrig, vielleicht sind wir nicht achtsam genug, oder wir können nicht gut mit unseren eigenen Emotionen umgehen. Und leider liegt darin auch oft die Ursache für unsere ungesunden Beziehungen und unser Verhalten. Der erste Schritt ist immer der zu uns selbst und unseren eigenen Emotionen.
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