Unsere Mentale Gesundheit ist ein wertvolles Gut, das es zu bewahren gilt. Die Corona Pandemie hat viele Spuren hinterlassen, aber auch Erkenntnisse gefördert, wie wir uns schützen können. In einer Welt, die von Social Media dominiert wird, ist es oft eine Herausforderung, sich selbst nicht zu verlieren. Der ständige Vergleich, der Druck zur Selbstdarstellung und die Flut an Informationen können belastend sein und uns vor mentale Dilemmata stellen. Doch es gibt Wege, wie man trotzdem einen gesunden Umgang mit Sozialen Medien pflegen und seine mentale Gesundheit bewahren kann.
„Manchmal überlege ich schon, was die Menschen mit ihrer ganzen Zeit gemacht haben, bevor es das Internet und Soziale Medien gab…“
So oder so ähnlich sagte es kürzlich eine Freundin und ließ mich damit aufhorchen. Diese Frage hatte ich mir auch schon gestellt, nur ein wenig anders. Damals war das Leben definitiv ein anderes, es gab Schnurtelefone, Sammelkarten und abends ein Fernsehprogramm, das die Menschen nach einem anstrengenden Arbeitstag an den Bildschirm lockte. Es gab viele Hausarbeiten, für die die technischen Hilfsmittel noch nicht erfunden waren, oder sie waren einfach zu teuer.
Der Mensch war also auf seine Hände, sein handwerkliches Geschick und sein Gedächtnis (und einen Notizblock) angewiesen, um in der Welt bestehen zu können. Whatsapp gab es noch nicht, um ein Treffen abzusagen, gegen das man sich kürzlich entschieden hatte und der soziale Vergleich bestand zwischen dem eigenen Rasen und dem des Nachbarn, um es vereinfachte auszudrücken. Bevor es Soziale Medien gab, war unser Kopf etwas freier, möchte man meinen.
Das soll nicht heißen, dass früher alles besser war, es war einfach anders, als wir es heute gewohnt sind. Das Internet und Soziale Medien haben unser Leben und unser Verständnis von vielen Dingen grundlegend verändert. Noch interessanter wird die Sache, wenn wir bedenken, dass es schon viele Generationen gibt, die ein Leben ohne Internet und Soziale Medien gar nicht mehr kennen und es sich auch nicht vorstellen wollen. Natürlich gab es auch früher mentale Gesundheitsanliegen, jedoch nicht in der Häufigkeit, in der wir es in den letzten zehn Jahren (vor allem aber während der Corona Pandemie) erlebt haben. Kann es also sein, dass es nur daran liegt, dass sich jetzt jeder öffentlich dazu bekennen kann, oder hat es auch andere Gründe?
Die Schattenseiten von Social Media
Wie alle Dinge haben auch Soziale Medien positive Seiten, dennoch gibt es bei der derzeitigen Nutzungslänge und Häufigkeit einige Bedenken, die uns der permanente Zugang zu Social Media bedeutet. Bei übermäßiger Nutzung kann dieser ständige Konsum und die Beschallung zu Suchtverhalten führen, was wiederum negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben kann.
Vor allem wenn man ein Leben ohne Soziale Medien nicht mehr kennt, kann dieses Suchtverhalten begünstigen und umso stärker ausprägen. Darüber hinaus sind Cybermobbing und der ständige Druck zur Selbstinszenierung nur einige der negativen Aspekte, die die psychische Gesundheit beeinträchtigen können. Es ist wichtig, sich dieser Risiken bewusst zu sein und Strategien zu entwickeln, um ihnen entgegenzuwirken. Genauso kann es sehr befreiend sein, zu wissen, dass man nicht allein ist und es viele Betroffene gibt, denen es ähnlich geht.
Der Einfluss von Social Media auf das Selbstwertgefühl
Wie bereits erwähnt, war der Vergleich mit anderen Menschen auch früher schon präsent, aber nicht in der extremen Form, die wir heute erleben. Heute können wir von überall aus mit anderen Menschen Kontakt aufnehmen und ihre Posts in den Sozialen Medien sehen. Eigentlich ist es ja auch ganz schön, dass man das Leben der anderen mitverfolgen kann, daraus ergibt sich jedoch die Problematik, dass der Vergleich mit unserem eigenen Leben viel stärker provoziert wird, als es früher der Fall war.
Der ständige Vergleich mit scheinbar perfekten Leben und Körpern kann unser Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Für einige mag es vielleicht ein Ansporn und eine Motivation sein, für andere wiederum zermürbend und ermüdend, weil sie noch weit von ihren Zielen entfernt sind. Viele Menschen fühlen sich dann unzulänglich oder unattraktiv, wenn sie die vermeintlich perfekten Bilder und Lebensstile anderer sehen. Das geht bis hin zu Neidgefühlen und depressiven Verstimmungen und es kann zu einem negativen Selbstbild sowie einer geringen Selbstachtung führen. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Social Media oft nur eine inszenierte Version der Realität zeigt und dass niemand perfekt ist. Es ist immer nur ein Ausschnitt, eine Momentaufnahme, die man zur Schau stellt. Ein bisschen ist es wie ein Theaterstück, bei dem niemand hinter die Kulissen blicken kann.
Tipps für einen gesunden Umgang mit Sozialen Medien
Um eine gesunde Beziehung zu Sozialen Medien aufzubauen, ist es entscheidend, Grenzen zu setzen und sich selbst zu schützen. Zu allererst ist es wichtig, eine gesunde Beziehung zu sich selbst und dem eigenen Körper aufzubauen und diese zu bewahren. Darauf können dann weitere Maßnahmen folgen, die es erleichtern, unser Leben abseits von Social Media glücklich zu leben.
Dazu gehören das Festlegen von Bildschirmzeiten, das regelmäßige Überprüfen des eigenen Newsfeeds auf Trigger oder negative Inhalte und das gezielte Entfolgen oder Blockieren von Accounts, die einem nicht guttun (auf welche Art auch immer). Darüber hinaus kann das Praktizieren von Achtsamkeit helfen, sich bewusst zu machen, wie man sich beim Scrollen durch die Social-Media-Feeds fühlt, und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um sich selbst zu beruhigen oder abzulenken. Mir persönlich hat es sehr geholfen, Soziale Medien von meinem Smartphone zu löschen und darauf nur noch ab und zu auf anderen Geräten zuzugreifen, wenn ich mal daran denke. Aber ich muss sagen, so wirklich vermisse ich diese Apps im Alltag nicht. Das geht natürlich nicht, wenn die eigene Arbeit darüber läuft, aber es ist auch dann zumindest möglich, den Konsum darauf zu beschränken.
Hier sind einige weitere Tipps für den Umgang mit Sozialen Medien:
1. Realitätscheck durchführen: Erinnere dich immer wieder daran, dass die meisten Beiträge in Sozialen Medien eine inszenierte Version der Realität sind und nicht unbedingt das wahre (und alltägliche) Leben widerspiegeln. Vergleiche dich nicht mit anderen und erinnere dich daran, dass jeder seine eigene Reise durch das Leben macht. Zu anfang könnte es schwierig sein, aber mit der Zeit wird es dir immer leichter fallen.
2. Detox-Phasen einlegen: Plane regelmäßige Pausen von Sozialen Medien ein, z. B. an Wochenenden, während des Urlaubs oder auch im Alltag. Nutze diese Zeit, um dich offline zu erholen und deine mentalen Batterien wieder aufzuladen. Versuch am Anfang einfach mal, einige Stunde bewusst ohne ‚Bildschirme‘ auszukommen; diese Zeit kannst du dann immer weiter steigern.
3. Filter and unfollow: Überprüfe regelmäßig deine Freundesliste, Follower und Abonnements und entferne Accounts, die dir nicht guttun oder dich negativ beeinflussen. Nutze auch die Funktionen zur Stummschaltung, um nicht ständig abgelenkt zu werden. Denn seien wir mal ehrlich, was kann schon so wichtig sein, dass es nicht einige Stunden warten kann?
4. Achtsamkeit praktizieren: Sei achtsam und sensibel dafür, wie du dich fühlst, wenn du Soziale Medien nutzt, und achte auf mögliche Auslöser für negative Emotionen wie Neid, Angst oder Frustration. Nimm dir bewusst Zeit, um dich zu beruhigen und zu reflektieren, bevor du weitergehst. Vor allem wenn du gerade eine schwierige Zeit durchmachst, kann es sinnvoll sein, von Social Media erstmal komplett Abstand zu nehmen.
5. Offline-Verbindungen pflegen: Investiere Zeit und Energie in echte Beziehungen außerhalb von Sozialen Medien. Verbringe Zeit mit Freunden und Familie, treibe Sport oder engagiere dich in lokalen Gemeinschaftsaktivitäten, um ein Gefühl von Zugehörigkeit und Unterstützung zu erfahren.
6. Grenzen setzen: Definiere klare Grenzen für die Nutzung von Sozialen Medien, einschließlich Bildschirmzeit und spezifischen Zeiten, zu denen du dich einloggst und ausloggst. Vor allem dann, wenn es dir nicht guttut.
Diese Tipps sind erste Schritte auf deinem Weg und helfen dir, den eigenen Konsum zu reflektieren und ihn vielleicht überhaupt erst bewusst zu machen. Es geht nicht darum, Medien zu verbieten oder sie anzuprangern, es geht um einen gesunden Umgang damit. Dieser soll im weiteren Verlauf dafür sorgen, dass wir eine gesunde Einstellung zu Sozialen Medien lernen und verinnerlichen, die uns nicht schadet und die wir selbst nach unseren Bedürfnissen regulieren können.
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