Nach dem Tod ihres Mannes beschloss Johanna-Franziska von Chantal, ein Leben für Gott zu führen. Gemeinsam mit dem heiligen Franz von Sales gründete sie einen Orden, der sich schon zu ihren Lebzeiten stark verbreitete. Von Benedikt Bögle.
Erst zwanzig Jahre war die 1572 geborene Johanna-Franziska alt, als sie ihren Ehemann heiratete. Man könnte nun an eine erzwungene Ehe denken – doch im Gegenteil: Johanna-Franziska und ihr Mann Christoph, Baron von Rabutin-Chantal, führten eine glückliche Ehe. Gemeinsam hatten sie sechs Kinder, als Christoph 1601 bei einem Jagdunfall ums Leben kam. Johanna-Franziska führte nun ein noch frömmeres und intensiveres Leben als zuvor und fragte sich, was Gott für sie und ihre Zukunft vorhatte. Sie wollte ihr Leben Gott weihen und sich der Nächstenliebe widmen.
Ordensgründung mit Franz von Sales
Doch wie sollte das gehen? Zunächst lebte Johanna-Franziska nach dem Tod ihres Ehemannes ehelos. Sie pflegte Kontakte mit dem Karmelitinnen-Kloster von Dijon, entschied sich dann aber doch dagegen, einzutreten. Nachdem ihre Kinder alt genug waren, um auf eigenen Beinen zu stehen, gründete Johanna-Franziska gemeinsam mit Franz von Sales den Orden „Von der Heimsuchung Mariens“. Franz von Sales war Bischof von Genf und ein begnadeter Prediger. Der Orden, den er gemeinsam mit Johanna-Franziska gründete, sollte weniger strengen Regeln folgen als andere Orden.
Vielfalt der Orden
Schon in den ersten Jahrhunderten des Christentums begannen fromme Gläubige, als Mönche zu leben. Sie taten das teilweise als Einsiedler, teilweise als kleine Gemeinschaften. Im sechsten Jahrhundert formulierte der heilige Benedikt eine Ordensregel; der Benediktinerorden breitete sich danach über Europa und die ganze Welt aus. In den folgenden Jahrhunderten bildeten sich immer neue Ordensgemeinschaften, die sich in ihrer Spiritualität unterschieden. Manche Orden, wie etwa die Karthäuser, lebten völlig abgeschieden, andere, wie beispielsweise der von Ignatius von Loyola gegründete Jesuitenorden, legte viel Wert auf ein Wirken in der Welt. Manche folgten sehr strengen Regeln, andere waren weniger streng ausgerichtet.
Gott suchen
Bei allen Unterschieden haben die Ordensgemeinschaften doch eines gemeinsam: Sie sind eine Gemeinschaft von Menschen, die Gott in ihrem Leben suchen wollen. Das war auch das Ziel der heiligen Johanna-Franziska von Chantal. Ihr Orden legte großen Wert auf ein heiligmäßiges Leben und eine tiefe, individuelle Beziehung zu Jesus Christus. Und das mit Erfolg: Als Johanna-Franziska 1641 starb, gab es bereits 44 Ordensniederlassungen, in denen Frauen lebten, die ihrem Beispiel folgten und Gott suchen wollten.
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