Zahlreiche junge Menschen in Deutschland finanzieren sich ihr Studium über ein Stipendium. Doch die Finanzierung ist nur ein Teil der Förderung. Ich bin Stipendiatin beim Evangelischen Studienwerk Villigst. Darum hat es mich überzeugt.
Durch Corona hat sich die Lage vor dem Studium verschärft: Man fühlt sich allein, hadert vielleicht sogar mit der Studiumsentscheidung und immer wieder kommt die Frage auf, wie man das Studium finanziell stemmen kann. So habe ich mich vor meinem Studium gefühlt – und konnte diese Schwierigkeiten und Unsicherheiten dank eines Stipendiums beim Evangelischen Studienwerk Villigst beantworten. Im Folgenden gebe ich dir ein paar Tipps, wie auch du von einem Stipendium profitieren kannst und was das Besondere an Villigst ist.
Meine erste Veranstaltung als Stipendiatin war die digitale Einführungswoche drei Tage vor Beginn meines Studiums. Normalerweise findet diese Veranstaltung in Villigst vor Ort statt, aber das Evangelische Studienwerk hat online das Beste daraus gemacht. Schon in den ersten Minuten schafften sie es, trotz der räumlichen Distanz, eine Gemeinschaft und eine Zugehörigkeit herzustellen. Über kleine Aufgaben und Spielchen lernte man die Menschen auf dem Bildschirm kennen und konnte sich öffnen.
Nichts ist schwieriger, als wenn du dein Studium beginnst und das Gefühl hast, allein zu sein, weil du deine Kommiliton:innen nicht kennst und auf dich allein gestellt bist. Doch dank des Evangelischen Studienwerkes hatte ich diese Bedenken bereits in der Woche vor Beginn meines Studiums nicht mehr. Ich fühlte mich nicht mehr allein und hatte keine Angst vor organisatorischen Problemen. Denn ich wusste, da sind ganz viele Villigster:innen, die auch Probleme lösen können. Ich fühlte mich aufgenommen und aufgehoben in einer Gemeinschaft.
Mehr als nur eine Finanzspritze
So merkte ich schnell, ein Stipendium ist nicht nur für die finanzielle Unterstützung nützlich: Es ist vielmehr eine Sicherheit in unsicheren Zeiten und fördert dich auch ideell. Neben vielen Diskussionsrunden bietet es dir auch zahlreiche Projekte zu den unterschiedlichsten Themen – normalerweise auch vor Ort – an.
Aber du kannst auch deine eigenen Veranstaltungen planen und mit Unterstützung umsetzen. Außerdem begegnest du in der Zeit beim Evangelischen Studienwerk verschiedenen Menschen (zum Teil erstmal online). Dabei hast du die Chance, verschiedene Kulturen aus anderen Ländern kennenzulernen.
Das Besondere an Villigst
Villigst unterscheidet sich für mich von den anderen Studienwerken nicht nur durch ein größeres christliches Angebot. Einzigartig ist die große stipendiatische Mitbestimmung. In Villigst wird nicht nur über das Seminarprogramm abgestimmt, sondern Villiger:innen können unter anderem ihr Sommerprogramm selbst mitgestalten.
Das demokratische Verständnis geht sogar so weit, dass es eine Auswahlverpflichtung gibt. Das heißt, jede:r Stipendiat:in nimmt, zum Beispiel als Mitauswählende:r in der Vorauswahl, oder als Betreuer:in an der Auswahl von Neustipendiat:innnen teil. Im Gegensatz zu einigen anderen Förderungen ist ein Stipendium bei Villigst nicht an eine bestimmte Leistung im Studium geknüpft.
Wie kannst du nun selbst Teil von Villigst werden?
Der Bewerbungsprozess
Es gibt einen Bewerbungszeitraum vom 15. Oktober bis 01. März (Wintersemester) und vom 15. April bis 01. September (Sommersemester). In diesem Zeitraum musst du dich bei Villigst anmelden und die geforderten Unterlagen zukommen lassen. Benötigt werden ein tabellarischer und ein ausführlicher Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und ein gesellschaftliches und fachliches Gutachten für dein Studium neben dem Zeugnis.
Hast Du Deine Unterlagen vollständig eingereicht, dann wirst du zur Vorauswahl eingeladen. Achtung: Die Vorauswahlplätze sind begrenzt und werden nach einem sogenannten “Windhundverfahren” vergeben, d.h. je früher du deine vollständige Bewerbung einreichst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du eingeladen wirst.
Bei der Vorauswahl findet ein Gespräch mit Expert:innen aus Villigst, Studienwerksleiter:innen und mit Stipendiat:innen selbst statt, um dich besser kennenzulernen. Dabei geht es darum, herauszufinden, welche Werte du vertrittst, welche Persönlichkeit in dir steckt, ob du auch über den Tellerrand hinausblicken kannst und damit natürlich, ob du für Villigst geeignet bist. Hast du hier eine positive Rückmeldung bekommen und wirst zur Hauptauswahl eingeladen, dann hast du den größten Teil geschafft! Die Hauptauswahl ähnelt der Vorauswahl und es wird nochmal ein Teil an Bewerber:innen aussortiert.
Voraussetzungen
Villigst nimmt nur Studierende auf, die noch nicht das vierte Semester erreicht haben. Du musst die Staatsangehörigkeit der EU, der Schweiz haben oder eine Förderberechtigung nach §8 BAföG. Ein Nachweis von ehrenamtlichen Engagements und von der fachlichen Eignung für das geplante Studium wird gefordert. Du musst eine gültige Hochschulzugangsberechtigung besitzen oder in Kürze erlangen.
Der (geplante) Studiengang ist ein Präsenz- und Vollzeitstudiengang an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule. Es werden keine Teilzeitstudiengänge, Fernstudiengänge, duale oder ausbildungsintegrierte Studiengänge gefördert. Dabei darfst du noch kein abgeschlossenes Studium haben. Da es ein evangelisches Stipendium ist, ist es von Vorteil, Mitglied in der evangelischen Kirche zu sein. Es ist aber nicht zwingend notwendig. Das Studienwerk nimmt auch Menschen anderer Religionen an, genauso wie Atheisten.
Du kannst das!
Das Wichtigste ist, dass man Vertrauen in sich selbst hat und keine Angst vor den Gesprächen der Hauptauswahl. „Mich nehmen die doch eh nicht“ oder „Mein Abitur wird nicht das Beste“ sind schlechte Einstellungen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es doch so schön. Und zu verlieren, hast du ja hierbei nichts.
Die Noten spielen bei Villigst nur eine kleine Rolle. Viel bedeutender ist deine Persönlichkeit und ob du dich engagierst. Auch vor der Hauptauswahl braucht man keine Angst haben, denn alle sind wirklich sehr nett und wollen dich NICHT „in die Pfanne hauen“. Sei einfach du selbst und dann wird es ein angenehmes Gespräch werden. Weiteren Fragen werden auf www.evstudienwerk.de beantwortet.
Mandy
Herzlichen Dank für diese kompetente und interessante Zusammenstellung.
Du hast einen tollen Schreibstil, der sich wunderbar lesen lässt.
Ich freue mich schon darauf, mehr von Dir zu lesen.
Ainhoa Gil Grürmann
Hallo Jasmin,
Ich heiße Ainhoa, bin 18 Jahre und ich bin bei meiner Recherche auf deinen interessanten Erfahrungsbericht über das Evangelische Studienwerk Villigst gestoßen. Besonders inspiriert mich wie sehr dich das Stipendium ermutigt und deine persönliche Haltung verändert hat.
Ich habe mich dieses Jahr auch für das Stipendium beworben und warte auf einen Termin für mein Auswahlgespräch. Das ist auch der Grund, weswegen ich dich anschreibe. Ich bin sehr nervös, weil ich nicht weiß, was mich erwartet, trotzdem versuche mich so gut wie möglich vorzubereiten.
Bisher achte ich auf die neuesten Nachrichten, ich versuche mein Wissen über unser politisches System auf den besten Stand zu bringen und ich recherchiere zu verschiedenen ethischen Fragestellung oder Situationen. Mir ist klar, dass ich bei diesem Gespräch keine Antworten auf Fragen erbringen muss, sondern reflektiert und struktiert mit denen umgehen soll. Ich möchte dich aber zusätzlich fragen, ob du noch einen Tipp für mich hast. Hast du dich auf eine besondere Weise vorbereitet? ist die Konkurrenz hoch? Wie fühlte es sich an im Gespräch zu ?
Viele Grüße,
Ainhoa