Der Heilige Benedikt prägte Europa und die christlichen Orden wie kaum ein anderer. Das liegt besonders an seiner Ordensregel, die seit beinahe 1500 Jahren die Lebensgrundlage für unzählige Nonnen und Mönche bildet. Woran das liegt, erklärt Benedikt Bögle. Am 21.03. ist sein Namenstag.
„Der Gesegnete“ bedeutet der Name des Heiligen Benedikts übersetzt. Der für die Geschichte Europas und die Entwicklung des christlichen Mönchtums so wichtige Mann scheint zunächst aber nicht viel Glück gehabt zu haben. Er verließ seine Heimat Norcia in Umbrien, um in Rom zu studieren. Der Sittenwandel in der ewigen Stadt scheint aber so furchtbar und für Benedikt unerträglich gewesen zu sein, sodass er das Studium aufgab und Einsiedler wurde.
Zwei Giftanschläge
Drei Jahre verbrachte er in einer Höhle, ein Mönch eines naheliegenden Klosters versorgte ihn jeden Tag mit einem Laib Brot. In dieser Gemeinschaft scheint Benedikt schon als junger Mann so großen Eindruck hinterlassen zu haben, dass die Mönche ihn zum Abt, also zum Vorsteher ihrer Gemeinschaft wählten. Seine Regeln für dieses Kloster scheinen so streng gewesen zu sein, dass die Mönche ihn vergiften wollten – vergeblich. Daraufhin wurde Benedikt zum Vorsteher einiger kleiner Klöster, rund um die ursprüngliche Grotte. Auch die neuen Mönche wollten ihn mit einem vergifteten Brot umbringen, allerdings trug ein Rabe der Legende nach dieses Brot weg, bevor Benedikt davon essen konnte. Alles in allem: Ein unglücklicher Start in das Mönchsleben.
Klöster werden zu Bildungsinstitutionen
Benedikt zog daraufhin mit einigen Mönchen nach Montecassino südlich von Rom. Dort entstand auch seine Klosterregel, die Benediktsregel. Für die damalige Zeit wurde das Mönchstum enorm wichtig: Mit dem Niedergang des Kaisertums in Italien lösten sich auch die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen auf. Es war eine unsichere Zeit, in der besonders die Bildung immer mehr verloren zu gehen drohte. In dieser Situation übernahmen die Klöster die Rolle von Bildungsinstitutionen. Sie begannen Bücher abzuschreiben, die Mönche konnten daher auch lesen und schreiben.
Unzählige Menschen leben nach der Regel
Im Vorwort zu seiner Regel schildert Benedikt, an wen er sie richtet: „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“ Diesen Mönchen will er durch seine Regel die Möglichkeit geben, ein erfülltes Leben im Kreise der Mitbrüder im Kloster zu führen. Nach dieser Regel, die wohl beinahe 1500 Jahre alt ist, leben noch heute unzählige Mönche und Nonnen auf der ganzen Welt. Einer von ihnen ist Pater Ambrosius Nüchtern, Priester und Mönch im oberbayerischen Kloster Ettal.
Regel bietet rechtes Maß

Er wurde Benediktiner, weil er überzeugt ist, die Lebensweise nach der Benediktsregel „könnte meinem Naturell dienlich sein, nämlich das rechte Maß durch die geistliche Weisung zu erhalten“, so Pater Ambrosius. Die Regel sei zeitlos, so der Mönch weiter, noch heute könne danach gelebt werden. Sicher, es sei nicht immer einfach nach dieser Regel zu leben. Entscheidend etwa sei der Gehorsam des Mönches dem Abt gegenüber. Wo der Mönch mehr den eigenen Willen in den Mittelpunkt stellt, könne man sich nicht mehr auf den Dialog mit dem Klostervorsteher einlassen. „Es handelt sich aber nicht um einen Kadavergehorsam. Unter Gehorsam versteht Benedikt das Hören auf Christus und sein Wort“, sagt Pater Ambrosius.
Bete und arbeite!
Für die Benediktiner ist die Regel ihres Ordensgründers so wichtig, dass sie bei den täglichen Mahlzeiten immer einen Abschnitt aus der Regel lesen. Dreimal pro Jahr hören sie damit die Vorgaben für ihr gemeinsames Leben. Besonders wichtig ist einer der Grundsätze dieser Regel: „Ora et labora“ – „Bete und arbeite“. Das steht so überhaupt nicht der Regel, zumindest nicht wörtlich. Der Sache nach aber stimmt es: Für Benedikt ist ein streng geregelter Alltag wichtig, in dem Arbeit und Gebet in einem gesunden Verhältnis stehen. Damit wird den Mönchen ermöglicht, eine gute Ausbildung, einen befriedigenden Tätigkeitsbereich und zugleich einen überschaubaren Wirkkreis zu haben, wie Pater Ambrosius sagt: „Der Einzelne ist so nicht nur ein Rädchen und erfüllt nicht nur eine bestimmte Aufgabe, sondern er kann Person bleiben.“
Benediktsregel als Kompass
Auf diese Art kann die Regel nicht nur ein Vorbild für Menschen sein, die im Kloster leben. Sie kann auch für Christinnen und Christen außerhalb des Klosters zu einem Kompass für das eigene Leben werden: Die Arbeit ist wichtig, weil der Mensch einen Sinn im Leben braucht, etwas, das er selbst schaffen kann, etwas für das er wichtig ist. Und gleichzeitig kann die Arbeit nicht alles sein. Der Mensch ist auch ein geistliches Wesen, das das Gebet und die spirituelle Beschäftigung braucht. Benedikt starb wohl am 21. März 540, vielleicht aber auch erst 560. Sein Wirken und seine Regel prägten Europa und prägen es bis heute – so intensiv, dass Papst Paul VI. ihn zum Patron Europas ernannte. So war Benedikt also wirklich „der Gesegnete“. Und mehr noch: Segen für andere.
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