Die Sicherheitsbranche wächst in allen Bereichen, vom Objektschutz bis zur Informationssicherheit. Aus diesem Grund hat die Sicherheitsbranche auch in der Zeit von Corona ein Umsatzwachstum zu verzeichnen. Er wird in den nächsten Jahrzehnten weiter steigen, was unmittelbar zu einem Bedarf an Fachkräften führt. Aber wie wird man Sicherheitsfachkraft? Wie baut man sich eine Karriere in der Sicherheitsbranche auf und wie wird sie beschleunigt? Ein Überblick über Job- und Karrieremöglichkeiten im Security-Sektor:
Die Sicherheitsbranche braucht qualifizierte Mitarbeiter
Der BDSW, der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft, gibt an, dass innerhalb der Sicherheitsbranche der Marktanteil des Objektschutzes bei 50% liegt. Es folgt die Flughafensicherheit mit 11%, daraufhin die Notruf- und Leitstelle mit 10%. Geld- und Wertdienste, Bahnschutz (safety&rail) sowie Detekteien sind ebenfalls enthalten. Einzelhandels- und Revierkontrolldienste liegen im einstelligen Prozentbereich zwischen 7 und 4 %. In der Statistik ist die IT-Sicherheit nicht enthalten, sie gibt aber einen guten Eindruck über den Umfang der Tätigkeit. Mitarbeiter in der Sicherheitsbranche müssen je nach Tätigkeit besonders qualifiziert sein, um Jobs in der Flughafensicherheit und andere Positionen mit hohem Einfluss- und Verantwortungspotenzial anzunehmen. Das Stichwort ist hier die Sachkundeprüfung nach § 34a GewO.
Stetig steigende Umsätze in der Branche zeigen, dass es eine anhaltende Nachfrage gibt
Dem BDSW liegen aktuelle Statistiken vor, die zeigen, dass der Umsatz der Branche im Verhältnis zu den privaten Unternehmen seit 2005 kontinuierlich gestiegen ist. Der Umsatz wird voraussichtlich im Jahr 2021 einen Spitzenwert von etwa 9 Milliarden Euro erreichen. Wichtig zu wissen: Die BDSW-Statistik betrachtet nur die Umsatzentwicklung in Deutschland. Ähnliche Entwicklungen sind aber auch in anderen Ländern zu erwarten. Dies ist vor allem für große Sicherheitsunternehmen von entscheidender Bedeutung, da diese häufig nicht nur überregional, sondern auch international agieren können – und entsprechendes Wachstumspotential haben.
Die Sachkundeprüfung nach Paragraf 34a GewO
Eine Ausbildung oder Weiterbildung kann helfen, die Qualifikationen zu erwerben, die für eine Tätigkeit in der Sicherheitsbranche erforderlich sind. Nach Abschluss der Ausbildung lernen Sicherheitsfachkräfte, in Stresssituationen angemessen zu reagieren. Nach oben gegebenen Angaben des BDSW ist der Objektschutz die wichtigste Aufgabe. Es folgen der Personenschutz, der Streifendienst und der Schutz bei Veranstaltungen. Potenzielle Arbeitgeber finden sich daneben in Detekteien und im IT-Sicherheitsbereich.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Sicherheitsfachkraft ist die Sachkundeprüfung nach § 34a der Gewerbeordnung (GewO). Die Prüfung ermöglicht den Einsatz in den unterschiedlichsten Situationen. Diese Flexibilität, die die Sicherheitsfachkraft nutzen kann, ist auch für Arbeitgeber von Vorteil. Die Sachkundeprüfung nach § 34a ermöglicht Streifengänge in öffentlichen Bereichen, wie z.B. in Fußgängerzonen, Einkaufszentren, Parks und Personenkontrollen in Diskotheken. Für die Prüfung sind folgende Kenntnisse erforderlich:
- Sicherheits- und Bewachungsdienste: Unfallverhütungsvorschriften
- Gewerbeschutzrecht
- Grundkenntnisse der Sicherheitstechnik
- Datenschutzrecht
- Recht der öffentlichen Ordnung und der öffentlichen Sicherheit
- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
- Deeskalationstechniken – Verhalten in Konflikt- oder Gefahrensituationen, soziale Kompetenz
- Strafrecht und Strafverfahren
- Umgang mit Waffen
Zunehmende Digitalisierung bedeutet mehr Sicherheitsbedenken in der Informationstechnologie
Digitalisierung und Industrie 4.0 sind zwei wichtige Trends, welche die Industrie und zunehmen auch den Alltag derzeit prägen. Industrie 4.0 wird oft als die vierte industrielle Revolution bezeichnet und bezieht sich auf die Integration digitaler und physischer Technologien in der Fabrikumgebung. Dazu gehören Dinge wie cyber-physische Systeme, das Internet der Dinge und Cloud Computing. Die Digitalisierung hingegen beschreibt die Nutzung digitaler Technologien zur Schaffung neuer Werte aus Daten.
Diese beiden Trends sind eng miteinander verknüpft, da Industrie 4.0 ohne Digitalisierung nicht möglich wäre. Sie bieten aber auch Chancen und Herausforderungen für die Hersteller. Einerseits kann Industrie 4.0 den Herstellern dabei helfen, agiler zu werden und auf Veränderungen im Markt zu reagieren. Das hat auf zweierlei Art und Weise Auswirkungen auf die Sicherheitsbranche: Zum einen müssen auch diese zunehmend digitaler und flexibler werden. Zum anderen steigt dadurch speziell der Bedarf an Fachkräften im Bereich Cyber-Security:
Die IT-Branche ist eine der wichtigsten Branchen der Digitalisierung und wächst entsprechend. Die Prognose der IT-Sicherheitsausgaben in Deutschland von 2017 bis 2025 zeigt dies deutlich: Die Ausgaben für IT-Sicherheit steigen kontinuierlich von 3,7 Milliarden Euro im Jahr 2017 auf knapp 9 Milliarden Euro im Jahr 2025. Im Jahr 2021 werden die Gesamtausgaben bei 6,2 Milliarden Euro liegen. Damit ist die Marktentwicklung, leicht verspätet, hinsichtlich der Größe mit der Sicherheitsbranche ohne IT vergleichbar.
Die IT-Sicherheitsbranche selbst entwickelt sich damit auch vom sekundären zum tertiären Sektor. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi) hat einen Bericht (PDF) erstellt, der diesen Trend erklärt. Abbildung 24 zeigt, dass der Produktionswert der Branche seit 2005 ansteigt. Er könnte bis 2020 einen Spitzenwert von 13 Milliarden Euro erreichen. Die Zahl der Beschäftigten in der IT-Sicherheitsbranche wächst stetig. Bis 2020 werden es zwischen 70.000 und 85.000 sein. Es ist entsprechend keine Überraschung, dass Sicherheitsexperten sehr gefragt sind.
Der Boom in der Branche schafft eine Nachfrage nach allen Bildungsniveaus
Wer sich für eine Karriere in der Sicherheitsbranche interessiert, kann eine Lehre oder ein Studium absolvieren. Beide können auch nacheinander absolviert werden. In der Branche gibt es sowohl hoch als auch niedrig qualifizierte Möglichkeiten. Sicherheitsmanagement und Sicherheitstechnik sind geeignete Studiengänge für ersteres. Diese Studiengänge können entweder durch einen Schulabschluss oder auch nach Abschluss einer Lehre begonnen werden. Höhere Bildungsabschlüsse wie ein Hochschulstudium sind in der Regel Voraussetzung für die Leitung von Sicherheitsunternehmen oder die Lehrtätigkeit in einem bestimmten Bereich. Sie können sich auch für ein Studium der Cybersicherheit entscheiden. Dazu gehören sowohl allgemeine Informatik- und Informationstechnologiekurse als auch spezialisierte Kurse. Es gibt viele Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der Cybersicherheit: Nahezu jedes größere Unternehmen hat dafür gar eine eigene IT Abteilung.
Das Einstiegsgehalt für Sicherheitskräfte ist so breit gefächert wie die Beschäftigungsmöglichkeiten und Ausbildungswege. Der monatliche Mindestlohn liegt zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Mit zunehmender Verantwortung steigt das Gehalt schnell an und kann, bei entsprechender Verantwortung oder Expertenwissen, auch die 100.000 Euro/Jahr Grenze überschreiten. Das Gehalt hängt vordergründig zudem von dem Unternehmen und seinem Standort ab.
Sicherheitsbranche und Corona
Die Corona-Pandemie ist für einen erheblichen Anstieg des Umsatzwachstums der Branche zwischen 2020 und 2021 verantwortlich: Viele Unternehmen und Organisatoren wurden verpflichtet, Kontrollen durchzuführen. Bei diesen Kontrollen kann es sich um Personenkontrollen, Einlasskontrollen oder andere Arten von Kontrollen handeln, je nach dem gesetzlichen Rahmen. Häufig werden Sicherheitsunternehmen mit der Durchführung dieser Kontrollen beauftragt. Nach jahrzehntelangem stetigem Wachstum deutet die steigende Zahl der im Jahr 2019 registrierten Sicherheitsunternehmen auf eine größere Nachfrage hin.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit einem externen Redakteur.
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