“Die Rente ist sicher” – Dieser Satz von Norbert Blüm (CDU) ist vielen noch in Erinnerung, auch wenn er schon Jahrzehnte alt ist. Mittlerweile hat sich vieles verändert und immer mehr junge Menschen stellen sich die Frage: Ist meine Rente wirklich sicher? Und wenn ja: Reicht sie überhaupt, um im Alter immer noch genug Geld zu haben? Wer jetzt die Frage beantwortet, kann das Altern deutlich entspannter angehen.
Die Rentenlücke wächst: Warum junge Menschen alarmiert sein sollten
In Deutschland wird die gesetzliche Rente durch ein Umlageverfahren finanziert. Das heißt: Die aktuell arbeitende Generation zahlt für die heutige Rentnergeneration ein. Doch das System stößt an seine Grenzen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wird die Zahl der Menschen im Rentenalter bis 2035 auf über 20 Millionen steigen – das sind rund vier Millionen mehr als heute. Gleichzeitig schrumpft die Zahl der Erwerbstätigen. Während 1962 noch sechs Beitragszahler auf einen Rentner kamen, sind es heute nur noch knapp drei – Tendenz fallend.
Für junge Menschen bedeutet das: Die Aussicht auf eine auskömmliche Rente allein durch staatliche Leistungen wird immer trüber. Laut Rentenversicherungsbericht 2023 lag das durchschnittliche monatliche Rentenniveau bei etwa 1.620 Euro brutto – hinzukommen Steuern. Für viele ist das kaum genug, um die steigenden Lebenshaltungskosten im Alter zu decken – erst recht, wenn man die Inflation von 2-3 Prozent im Jahr hinzurechnet. Dann ist das monatliche Rentenniveau nochmals deutlich weniger wert.
Altersarmut: Kein Randproblem mehr
Altersarmut ist längst kein Ausnahmephänomen mehr. Nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbands waren 2023 rund 18,7 % aller Rentner:innen in Deutschland von Armut bedroht – Tendenz steigend. Besonders betroffen sind Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien, Alleinerziehende und Geringverdiener:innen. Auch wir, die junge Generation, sind gefährdet: Denn wer heute nicht vorsorgt, könnte morgen auf Grundsicherung angewiesen sein.
Warum die gesetzliche Rente nicht mehr ausreicht
Die demografische Entwicklung macht deutlich: Unser Rentensystem braucht eine Reform. Der Wirtschaftsrat der CDU warnt bereits seit Jahren vor der wachsenden Belastung der jungen Generation. In einem Positionspapier fordert er: „Die gesetzliche Rente allein wird nicht reichen. Wir brauchen ein nachhaltiges Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge.“
Diese dritte Säule – die private Vorsorge – ist für uns junge Leute die große Herausforderung. Aber sie bietet auch Chancen. Welche Möglichkeiten gibt es, um im Alter prinzipiell auszusorgen?
Private Altersvorsorge: Ohne Eigeninitiative geht nichts mehr
Wenn ich mit meinen Kommiliton:innen über Altersvorsorge spreche, sehe ich oft ratlose Gesichter. Wer denkt mit Anfang 20 schon an die Rente? Und doch ist genau das der richtige Zeitpunkt, um die Weichen zu stellen. Denn Zeit ist beim Sparen der größte Hebel. Wer früh anfängt, profitiert vom Zinseszinseffekt – also von Rendite auf Rendite.
Riester-Rente: Ein Modell mit Imageproblem
Ein viel diskutiertes Instrument der privaten Altersvorsorge ist die Riester-Rente. Sie wurde 2002 eingeführt, um die sinkende gesetzliche Rente zu kompensieren. Dabei erhält man staatliche Zulagen und Steuervorteile – besonders für Familien mit Kindern und Geringverdiener:innen kann das attraktiv sein.
Doch die Riester-Rente leidet unter einem schlechten Image. Hohe Abschlusskosten, geringe Renditen und eine komplizierte Bürokratie haben das Vertrauen vieler junger Menschen erschüttert. Der Wirtschaftsrat der CDU fordert daher eine grundlegende Reform: „Wir brauchen eine neue Form der geförderten Altersvorsorge, die transparent, flexibel und kostengünstig ist – etwa in Form eines staatlich organisierten Standardprodukts.“
Aktienfonds als Rendite-Booster: Chancen und Risiken
Eine Alternative zur Riester-Rente sind Aktienfonds. Diese bündeln das Geld vieler Anleger:innen und investieren es breit gestreut in Aktienmärkte. Besonders sogenannte ETF-Fonds (Exchange Traded Funds) sind beliebt, weil sie kostengünstig sind und den Markt passiv abbilden.
Was spricht dafür?
- Hohe Renditechancen: Historisch gesehen lagen die durchschnittlichen Jahresrenditen breit gestreuter Aktienindizes wie dem MSCI World bei rund 7 %.
- Inflationsschutz: Anders als Sparbücher oder Tagesgeldkonten können Aktienfonds die Geldentwertung ausgleichen.
- Flexibilität: ETFs sind jederzeit handelbar und transparent.
Aber: Aktienfonds sind auch mit Risiken verbunden. Kurzfristige Kursschwankungen können zu Verlusten führen. Deshalb ist ein langer Anlagehorizont – idealerweise über 15 Jahre – entscheidend. Wer nervös wird, sobald der Kurs fällt, sollte besser auf risikoärmere Anlagen setzen oder sich gut beraten lassen. Außerdem sind Aktien ETFs wenig vielversprechend, wenn man sich in ein paar Jahren eine eigene Immobilie leisten oder einen hohen Betrag in Reisen, ein Auto oder andere teure Konsumgüter investieren möchte.
Sicherheit durch Diversifikation: So baust Du ein stabiles Depot auf
Ein gut gestreutes Portfolio reduziert das Risiko. Als Faustregel gilt: Setze nicht alles auf eine Karte! Investiere lieber in globale ETFs wie den MSCI World oder den FTSE All-World. Diese beinhalten Hunderte von Unternehmen weltweit und minimieren das Risiko einzelner Ausfälle. Du willst noch sicherer unterwegs sein? Kombiniere Aktien-ETFs mit Anleihen-ETFs oder Tagesgeld – je nach Risikoneigung.
Realistisch sparen: So viel solltest Du monatlich zurücklegen
Viele junge Menschen denken: „Ich habe doch gar nichts übrig zum Sparen!“ Dabei muss es nicht gleich ein großer Betrag sein. Entscheidend ist die Regelmäßigkeit. Finanzexperten empfehlen, etwa 10 % des Nettoeinkommens langfristig fürs Alter zu sparen. Das wären bei einem Nebenjob mit 800 Euro schon 80 Euro im Monat. Wer mehr verdienen kann, sollte auch mehr zurücklegen.
Staatliche Förderung nutzen: Mehr rausholen durch Zulagen
Neben der Riester-Rente gibt es auch andere Förderungen: Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist ein beliebtes Modell, bei dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam vorsorgen. Viele Unternehmen bieten Zuschüsse oder eigene Vorsorgeprogramme. Auch hier gilt: Früh informieren und die Möglichkeiten ausschöpfen.
Finanzwissen ist Macht: Bildung schützt vor Fehlentscheidungen
Ein großer Stolperstein für viele ist der fehlende Durchblick. Was bedeutet „Inflation“? Wie funktionieren Zinsen? Was ist der Unterschied zwischen aktiv und passiv gemanagten Fonds? Finanzbildung ist der Schlüssel zur eigenständigen Vorsorge. Portale wie Finanztip, Zinsen-berechnen.de oder der Verbraucherzentrale bieten leicht verständliche Informationen und Tools für den Einstieg.
Altersvorsorge für Selbstständige und Freiberufler:innen: Besondere Herausforderungen
Für Selbstständige gibt es keine Pflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung. Das heißt: Sie müssen vollständig eigenverantwortlich vorsorgen. Wer als Freelancer:in arbeitet, sollte unbedingt in eine private Rentenversicherung oder in ETFs investieren. Manche Berufsgruppen, etwa Künstler:innen, können sich über die Künstlersozialkasse absichern – ein Modell, das staatliche Unterstützung bietet.
Forderung nach Reformen: Was die Politik tun muss
Der Wirtschaftsrat der CDU fordert eine Modernisierung der Altersvorsorge: „Wir brauchen mehr Kapitaldeckung, mehr Eigenverantwortung, aber auch staatliche Anreize, die funktionieren.“ Ein Vorschlag ist die Einführung eines „Deutschlandfonds“ – ein staatlich organisierter Aktienfonds, in den jeder automatisch einzahlt, aber jederzeit austreten kann. Andere Länder wie Schweden oder Norwegen machen es vor.
Fazit: Deine Rente liegt in Deiner Hand
Die Wahrheit ist unbequem, aber eindeutig: Wer sich heute nicht kümmert, riskiert morgen die Altersarmut. Doch die gute Nachricht lautet: Es ist nie zu früh, um anzufangen. Ob mit einem ETF-Sparplan, einer Riester-Alternative oder betrieblicher Vorsorge – entscheidend ist, dass Du handelst. Setze Dir ein realistisches Sparziel, informiere Dich gut und fang klein an. Denn je länger Dein Geld arbeitet, desto größer ist Deine finanzielle Freiheit im Alter.
Weiterführende Tipps für den Einstieg:
- Budget erstellen: Wie viel kannst Du monatlich sparen?
- Depot eröffnen: Vergleichsportale helfen bei der Auswahl.
- ETF-Sparplan starten: Schon ab 25 € monatlich möglich.
- Riester prüfen: Besonders sinnvoll für Familien mit Kindern.
- Beratung suchen: Bei unabhängigen Stellen wie der Verbraucherzentrale.
- Regelmäßig checken: Jährlich das Sparziel und die Strategie anpassen.
Quellen:
- Statistisches Bundesamt (Destatis)
- Rentenversicherungsbericht 2023
- Wirtschaftsrat der CDU, Positionspapier zur Altersvorsorge 2024
- Paritätischer Wohlfahrtsverband, Armutsbericht 2023
- Finanztip & Verbraucherzentrale Bundesverband
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