Pablo Picasso hat den Zusammenhang zwischen Fantasie und Realität so zusammengefasst: Was du dir vorstellen kannst, ist auch existent. Während viele Erwachsene die Ansicht des berühmten Künstlers nicht teilen können oder wollen, ist sie für Kinder eine Selbstverständlichkeit. Ob im Gruppenspiel oder allein: Kinder sind in Fantasiewelten ebenso zu Hause wie in der Realität; Schnittmengen sind eher der Regelfall als die Ausnahme. Nicht jeder findet einen Zugang in die individuellen Fantasien der Kinder. Doch so unterschiedlich sie auch sein mögen, basieren sie doch stets auf denselben tragenden Säulen.
Was ist Fantasie? Und erfüllt sie einen Zweck?
„Was wäre, wenn …?“ Die Antwort auf diese Frage steht immer im Konjunktiv. Doch es gibt eine Ausnahme: In der Fantasie kann jede noch so abwegige Utopie Gestalt annehmen. Hier können Teppiche fliegen, man kann ein Interview mit Frau Holle führen oder sich durch den Erdkern bis nach Neuseeland graben. Natürlich steht die Fantasie immer im Zusammenhang mit dem individuellen Kontext. Für die eigene Kurzweil ist die Fantasie essenziell: Romane, Filme oder Videospiele hätten ohne diese Form der Vorstellungskraft keinen echten Reiz. Doch auch für die Lösung von aktuellen oder potenziellen Herausforderungen im realen Leben ist sie unabdingbar. Denn wenn man mögliche Szenarien im Kopf durchspielen kann, findet man auch den Lösungsansatz bedeutend schneller.
Wenn sich die Fantasie in der Kindheit entwickelt, spielt sie für die Problemlösung (meistens) noch keine Rolle. Mit Sicherheit ist die spielerische Natur der frühkindlichen Vorstellungskraft jedoch eine wichtige Vorbereitung auf das Leben und dann auftretende „Ernstfälle“. Fast bei allen Kindern steht das So-tun-als-ob-Spiel eine wesentliche Rolle. Da werden Puppen gefüttert oder verarztet, im nächsten Moment ist das Kind Prinz oder Prinzessin … Anfangs sind diese Fantasiewelten meistens noch von sehr kurzer Dauer, doch im Laufe der Zeit entwickeln viele Kinder sehr komplexe Szenarien.
Der imaginäre, auf dem Dachboden lebende Freund beispielsweise bleibt immer derselbe, zeigt aber immer neue Facetten seiner Persönlichkeit. Es ist spannend zu erleben, wie Kinder mühelos zwischen Realität und Fiktion wechseln und das reale Umfeld auch daran teilhaben lassen. In dieser Hinsicht können Gruppenarbeiten und Projekte eine tolle Ergänzungsmöglichkeit zum kreativen Spiel im familiären Umfeld darstellen. Schließlich können Kinder aller Altersgruppen hier ihre thematischen Interessen verfolgen. Gleichzeitig erhält ihre Kreativität durch Gruppendynamik und den Umgang mit neuen Methoden zusätzlichen Schub.
Hat Fantasie am Schreibtisch denn dann überhaupt einen Sinn?
Frühkindliche Fantasie benötigt die Interaktion mit dem Umfeld. Fast für jedes Kind sind aber auch Phasen wichtig, in denen es sich zurückziehen kann. Am Kinderschreibtisch mit Zubehör entwickelt der Nachwuchs kognitive Fähigkeiten und verbessert durch das Malen und Schreiben seine Ausdrucksfähigkeit, wobei die Rechtschreibung dabei für Vorschulkinder ja nicht unbedingt relevant zu sein braucht. Außerdem können Kinder ihren eigenen Gedanken und Gefühlen durchs Malen, Basteln und Schreiben Ausdruck verleihen. Für das Verständnis der eigenen Gefühlswelt ist das ein unschätzbarer Vorteil.
Und wenn dabei kleine Kunstwerke entstehen (für die man vonseiten der Familie beziehungsweise des Umfelds positives Feedback einstreicht), ist das auch fürs Selbstbewusstsein gut: Denn dass man auf spielerische Weise produktiv sein kann, ist für Kinder eine wichtige Erkenntnis, die sogar die Lernbereitschaft erhöht. Wichtig ist: Falls das Kind allein und in Ruhe kreativ sein möchte, sollte man ihm die Freiheit dafür lassen. Und wenn man sich zwischenzeitlich nach dem Fortschritt erkundigt, fühlt es dadurch wahrscheinlich kaum gestört.
Warum also nur eine Variante, wenn man auch beide haben kann?
Sicher ist: Kinder benötigen beides, also die fantasievolle Interaktion im Gruppenspiel wie auch die Ruhe am eigenen Schreibtisch. Idealerweise ist beides nicht nur räumlich voneinander getrennt, sondern bekommt jeweils ein eigenes Zeitfenster. Wenn Spiele für Kleinkinder ebenso ihren Platz im Familienkalender finden wie die Mal- und Bastelstunde, fühlt sich der Nachwuchs berücksichtigt und ernst genommen. Und das ist eine hervorragende Basis für ein intaktes Familienleben. Übrigens: Viele Ideen für kreative Schreibtischprojekte entwickeln sich zuvor im (Projekt-)Gruppenspiel. Außerdem kann man das eigene Fantasie-Projekt natürlich auch ins gemeinsame Spiel einbringen.
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit einem externen Redakteur.
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