Die Gamescom ist die größte Computer- und Videospiel-Messe der Welt. Mehr als 300.000 Besucherinnen und Besucher werden in diesem Jahr in Köln erwartet und sich die neusten Trends und Entwicklungen anschauen. f1rstlife war exklusiv vor Ort: Hier erfährst Du, was die Community bewegt – auch ohne dich durch die vollen Hallen quetschen zu müssen.
Trend 1: Begeisterung ohne Grenzen!
„Ein Spiel hab ich heute getestet“, schwärmt ein Jugendlicher am Handy in der Bahn, als er seinem Freund vom Besuch auf der Gamescom erzählt. Viele Stunden habe er dafür angestanden. Er habe sich Ego-Shooter aus der Entfernung angeschaut, fand die Cosplay-Kostüme genial und hat sich mit den wichtigsten Merch-Artikeln in einer großen Tüte ausgestattet.
Die Gamescom boomt, allein in den Vorjahren schauten sich 200 Millionen Menschen die Videos der Gamescom an. Influencer in der Gaming- und Cosplay-Szene gibt es eine Menge. Schon jetzt steht fest, dass Gaming uns junge Leute begeistert und auch in den nächsten Jahren begeistern wird. Das Statistische Bundesamt stellte kürzlich sogar fest, dass selbst die 10- bis 17-Jährigen am Tag rund eine Stunde und sieben Minuten mit Video- und Computerspielen verbringen. Was macht die Begeisterung aus? Was macht das mit uns? Wir wollen etwas tiefer in das Thema eintauchen.
Trend 2: Krasse Grafik-Boots für die Open-World-Games
Stell dir vor, Du könntest stundenlang die Wege und Landschaften weitergehen und würdest nicht an das Ende kommen. Du könntest die Natur um dich herum erleben, das wechselnde Wetter, Jahreszeiten, Tag- und Nacht im Wechsel – das sind Open-World-Spiele. Ein Trend, den Hogwarts Legacy ausgelöst hat. Bei dem Spiel, das an die Harry-Potter-Filme angelehnt ist, kannst du zahlreiche Landschaften, Dörfer und mystische Orte erkunden. Der Hype, den das Spiel ausgelöst hat, machen sich nun auch andere Spieleanbieter zunutze.
Bei Assassin´s Creed Shadows schlüpfst du dieses Mal in die Rolle von zwei asiatischen Geheimagenten, die das Böse vernichten und das Gute beschützen möchten. Das Spiel besticht dabei nicht nur durch komplett neue Rollenspielansätze, bei denen du zwei völlig unterschiedliche Charaktere spielst, sondern auch eine beeindruckende Grafik im Open-World-Universum: Du durchquerst Flüsse und Bäche, deren Spiegelung so realistisch aussehen, als wärst du wirklich im Spiel. Es regnet, auch noch als die Sonne zum Vorschein kommt. Japanische Kirchblüten rieseln auf die Erde.
Deutlich wird, dass sich die Unternehmen in diesem Jahr besonders viel Mühe mit einer aufwändigen, extrem-realistischen Grafik in einer Open-World-Umgebung gegeben haben. Das wird auch bei anderen Spielen deutlich: Bei Civilizations VII ziehen Tornados und Wolkenbänder an uns vorbei, während wir Städte aufbauen und Ressourcen sammeln. Bei Planet Coaster 2 können wir neben Freizeitpark-Attraktionen nun auch Wasserparks bauen. Wir finden im Gespräch heraus, dass sich im neuen Spiel auch das Wetter verändern wird – und dadurch auch das Management-Verhalten der Parkbesucher beeinflusst wird. Ob sie nun eher Indoor-Attraktionen aufsuchen oder– klassisch wie damals bei Roller Coaster Tycoon – einen Schirm aufspannen, bleibt abzuwarten.
Das gruselige Spiel „Little Nightmares 3“ wirkt noch mystischer durch eine stürmische Wüste, in der uns der Sand ins Gesicht peitscht. „Dune 2“ ohne das Ambiente der Wüste wäre nicht Dune und selbst der Landwirtschaftssimulator 2024 wird durch das Zusammenspiel von Sonne, Regen und Stürmen noch einmal realistischer und spannender.
Einziger Haken: Wer die neuen Spiele später an seinem eigenen PC spielen möchte, braucht die entsprechende Leistung – einen Gaming-PC mit einer entsprechenden Grafikkarte. Die Unternehmen scheinen sich kaum Gedanken darüber zu machen, dass solche Spielformate auch sehr viel Speicherplatz und Arbeitsspeicher benötigen. Viele junge Menschen werden das Gefühl haben, ihr Computer sei zu alt und müsste erneuert werden. Auch dafür gibt es auf der Gamescom natürlich Rabatte und Angebote: „Ab 1.800 EUR, oben offen“, entgegnet mir ein Mitarbeiter auf die Frage, wie teuer denn die rabattierten Gaming-PCs sein sollen – sehr viel für viele Jugendliche…
Trend 3: Fantasiewelten boomen
Doch vielen ist das Geld wert – denn dafür bekommen sie die besondere Gelegenheit, in neuartige Fantasiewelten einzutauchen, Rollen von Helden und Legenden einzunehmen – oder einfach etwas abzuschalten von der manchmal sehr tristen und langweiligen Welt dort draußen. Vor allem die Cosplay- und Anime-Szene ist auf der Gamescom sehr aktiv. Eine ganze Halle widmet sich den aufwändig hergestellten Kostümen und Figuren – natürlich ebenso teuer und exklusiv.
Gerade für junge Menschen ist es oft der Wunsch, in einer „zweiten“ Realität angenommen zu werden, wertvoll zu sein, einmal ein Held, ein Kämpfer, ein Sieger zu sein. Viele Jugendlichen haben in der Corona-Pandemie über Einsamkeit, über Angst und Unsicherheit geklagt. In der Gaming-Szene finden sie weiter ein Zuhause – das machen sich auch die Unternehmen zunutze.
Bei Crimson Desert begeben wir uns in eine Fantasiewelt als Söldner auf dem großen Kontinent Pywel. Bei Qiddiya Gaming betreten wir eine Welt voller Drachen und Sagen. Wer sich die Stände auf der Gamescom anschaut, hier auch in den Bildern, kommt zu dem Schluss, dass diese Strategie wirklich erfolgreich ist. Als Berseker Khazan kämpfen wir gegen Monster – und können jederzeit von vorne anfangen.
Das südkoranische Spiel nZOI treibt es da noch auf die Spitze. Hier können wir – ähnlich wie bei Sims – unser Leben digital neu anfangen, es in allen Facetten so gestalten, wie wir es möchten. Second-Life hat es schon damals gegeben, daraus ist übrigens auch die Idee von unserem eigenen Online-Magazin, f1rstlife, erwachsen: Wir wollen etwas Wertvolles weitergeben, aber eben auch hier und jetzt in der Realität etwas bewegen, nicht einfach nur virtuell, irgendwo, verloren bei Steam und im Internet.
Trend 4: Fantasy geht natürlich auch bei Kartenspielen
Das wiederum nutzen andere Hersteller, indem sie Fantasy-Thematik in ihren Kartenspielen verarbeiten. Dazu gibt es andersartige Würfel, die den exklusiven Charakter dieses Spiels hervorstellen. Die Kombination aus Brettspiel und neuer Fantasiewelt boomt auch in einer anderen Halle der Gamescom. Hier wird gespielt, was das Zeug hält – aber in Präsenz, am Tisch, gegenüber. Erkennbar ist hier, dass die Spiele stets einen besonderen Fantasie-Bezug behalten.
Das hat schon damals sehr gut funktioniert, bei den Retro-Games. Auf den Commodore 64 können wir sogar Computerspiele aus den 1980er-Jahren spielen, schon damals haben Shooter und Fantasiewelten eine Faszination auf uns ausgeübt. Es scheint, als ob die Gaming-Szene schon immer von einem gewissen Fundament an Werten, an Wünschen und Erwartungen profitiert hat. Hinzukommt aber nun ein weiterer Trend …
Trend 5: Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
Künstliche Intelligenz ist streng genommen gar kein neues Phänomen in der Gaming-Szene. Sogar schon seit den 1970er-Jahren, seit dem legendären Pong-Spiel am Fernseher, funktioniert der Computergegner mit einer bestimmten Form von künstlicher Intelligenz. Diese Intelligenz, auf Bewegungsmuster zu reagieren, hat sich mittlerweile perfektioniert. Bei Assassin´s Creed verneigen sich die Dorfbewohner nicht nur vor dem Spieler, sobald dieser an ihnen vorbeigeht – World of Warcraft geht bei der Gamescom noch einen Schritt weiter.
Die Spielerinnen und Spieler können eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen, sich auf einen beweglichen Untergrund setzen und das Spielerlebnis so immersiv wie selten zuvor erleben. Das Spiel, das in den Medien schon oft bekannt wurde durch abhängige Jugendliche, die nicht mehr aufhören können zu spielen, sensibilisiert somit auch weitere Körpersinne des Menschen und fokussiert sie direkt auf das Spielerlebnis. Ein Trend, der weitere Fragen aufwerfen wird, vielleicht sogar bewusst provoziert, denn auch schlechte Presse ist bekanntlich Aufmerksamkeit.
Trend 6: Indy-Games schaffen neue Lücken
Jeder findet, nicht nur auf der Gamescom, das Spiel, das ihm gefällt. An manchen Tagen kann es vielleicht sogar hilfreich sein, einfach mal den Kopf abzuschalten und zu spielen. Sogenannte Indy-Games sind Spiele von kleineren Herstellern, die zwar nicht mit den großen Konkurrenten mithalten können, aber sich inhaltlich trotzdem entfalten. Der Spieler kann dabei ungewöhnliche Geschichten und Spielmechaniken lernen, er kann in einem Spiel auf der Gamescom sogar in die Rolle einer Ameise schlüpfen und Futter in den Bau tragen.
Fazit:
Video- und Computerspiele haben uns schon seit Jahrzehnten begleitet – und tun an manchen Tagen auch mal richtig gut. Das Abtauchen in eine neue Fantasiewelt hat uns schon immer fasziniert, ebenso wie die erfrischende Möglichkeit, wieder von Neuem anzufangen, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht. Jetzt werden die grafischen und technischen Möglichkeiten immer besser, manche Spiele unterscheiden sich von der Realität kaum noch.
Wir sollten uns immer bewusst sein, dass solche Spiele eben nicht die Realität sind. Sie verzerren, sie lenken ab, sie können in manchen Fällen sogar süchtig machen. Die Challenge ist somit klar: Lasst uns im 1. Level viele coole Sachen finden, die das Leben schönmachen. Lasst uns im 2. Level etwas finden, das uns Spaß macht und daran arbeiten. Last uns im 3. Level zum Master eines Sports, eines Hobbys, eines Themas werden. Zur Abwechslung entspannt uns das Computerspiel – und wenn der alte PC es nicht mehr macht, schau dir die vielen Let´s-Play-Videos auf YouTube an und entscheide dann ganz genau, ob es dir das Geld wert ist oder nicht. Fakt ist: Es wird noch viele weitere Gamescoms geben, denn das Interesse wächst und wächst weiter.
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