Es ist ein spät-sommerlicher Nachmittag, an dem ich über die Felder Thüringens Richtung Buchenwald fahre. Die Schilder „Gedenkstätte Buchenwald“ führen mich in ein Waldstück auf den Ettersberg. Es wirkt nicht, als sei hier an dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte ganz wesentlich mitgeschrieben worden. Es ist eher ein Ort, an dem Kinder- und Jugendliche mit Zelt und Rucksack beladen eine naturnahe Ferienfreizeit starten könnten. Die Autofahrt wird ruppiger, als die Räder über die sogenannte „Blutstraße“ rollen. KZ-Häftlinge mussten sie bauen, um die Infrastruktur des Lagers zu verbessern. Ein Teilabschnitt dieser Straße ist im Original erhalten. Ich schlucke. Nach wenigen Minuten erreiche ich schließlich den weitläufigen Besucherparkplatz der Gedenkstätte, daran grenzen frisch sanierte Häuser im gelblichen Ton. Ich lese „Information“, „Museumscafé“ und „Direktion“. Früher boten diese Häuser den SS-Wachmannschaften Unterkunft. Ich steige aus dem Auto, der Feuerball am Himmel ist grell und warm, so grell und warm, dass ich eine Sonnenbrille brauche und die Ärmel meines Hemdes zurückschlage. Dann gehe ich die wenigen Schritte bis zum Lagertor und merke schnell: Ein kalter und finsterer Ort.
Vom Bahnhof zum Lagertor – Der Weg in die Hölle
Ich stehe vor dem Gebäude, dessen Spitze als Wachturm diente und in das ein kleines weißes Eisentor eingelassen ist. Wie in vielen Konzentrationslagern haben hier die Nazis ebenfalls einen Spruch angebracht: „Jedem das Seine“. Was sie mit dieser alten philosophischen Redewendung gemeint haben könnten, erschließt sich mir nicht. Sollte es das mörderische Lagermotto sein? Oder einfach nur als Verharmlosung der Tötungsmaschine KZ dienen?
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