Cornwall, die südwestlichste Grafschaft in England, wird in Rosamunde Pilchers Liebesromanen oft ausführlich und romantisch beschrieben. Unsere Autorin hat einige Highlights besucht und musste feststellen, dass man nur zu leicht dem bezaubernden Charme der Landschaft verfallen kann.
Mein Blick fällt auf das türkisblaue Meer, so klar und blau, es scheint als leuchte das Meer mit dem tiefen Blau des Himmels um die Wette. Die Wellen brechen mit weißen Schaumkronen an den schroffen Klippen, der Weg ist gesäumt mit Rhododendren und riesigen Fuchsienbüschen, ja sogar eine Bananenstaude steht hier. Kein Anzeichen von Nieselregen und wolkenverhangenem Himmel, trotz dass ich in England bin. Besser gesagt in Cornwall, im äußersten Südwesten der Insel. Ich befinde mich auf dem South West Coast Path in Cornwall von der Carbis Bay nach St. Ives. Der Coast Path erstreckt sich insgesamt über 1014 Kilometer, entlang der Küste von Devon und Cornwall.
Die Stadt St. Ives wurde einst berühmt wegen seines „Weichen Lichtes”, das vor allem Künstler anzog. Heute entdeckt man beim Schlendern durch die kleinen Straßen zahlreiche Gallerien, in denen die Künstler ihre Werke ausstellen. Im Jahr 1993 eröffnete ein Ableger der Londoner Tate Gallery, spätestens seit dem hat sich St.Ives als Kunst-Hotspot etabliert.
Ein Wegweiser aus Holz zeigt mir die Entfernung bis nach St.Ives an; noch eine halbe Meile muss ich zurücklegen. Nach der nächsten Biegung erstreckt sich vor mir die Bucht von St.Ives, das Meer leuchtet türkisblau und die vielen kleine Böötchen, die in der Bucht liegen, werden sanft von den Wellen gewogen. Würde ich es nicht besser wissen, wäre ich überzeugt, irgendwo in Südfrankreich zu sein, denn so türkis kann das Meer doch hier gar nicht sein.
Verwandtschaft aus Frankreich
Ein weiteres Highlight in Cornwall ist der St.Michael’s Mount. Klingt fast wie der Mont St.Michel in Frankreich. Tatsächlich verbindet die beiden Inseln eine gemeinsame Geschichte: Der St.Michael’s Mount wurde im Jahr 1050 an seine Benediktinermönche übergeben, um an der englischen Küste ein Kloster nach französischen Vorbild zu errichten. Die Insel erreicht man bei Ebbe von dem kleinen Dorf Marazion zu Fuß, bei Flut mit kleinen Booten. Eine Besichtigung des Klosters lohnt, denn durch die Kapelle, den Rokokosalon, die Bibliothek und die Festung gewinnt man einen Einblick über den Wandel des Klosters im Laufe der Zeit. Die Festung wurde beispielsweise während des Hundertjährigen Krieges gebaut, nach dem englischen Bürgerkrieg erhielt dann die Familie St.Aubyn das Kloster, die es dann 1954 an den National Trust übergab. Heute wohnt der Sohn mit seiner Familie dort, durch die Übergabe sicherte sich die Familie ein tausendjähriges Wohnrecht. Nach der Besichtigung schlendere ich durch den Garten, der sich in östlicher und südlicher Richtung erstreckt. Ich bewundere Blumen in den schillerndsten Rottönen, die Vielfalt der subtropischen Pflanzen versetzt mich erneut in Staunen.
Zwei geographische Highlights
Cornwall ist nicht nur wegen seiner einzigartigen Landschaft bezaubernd, sondern auch in geographischer Hinsicht ein echter Clou. In Cornwall befindet sich sowohl der südlichste, als auch der westlichste Punkt Englands. Der südlichste Punkt, der Lizard Point liegt auf der Halbinsel Lizard und wird als schönster Ort in Cornwall gehandelt. Ob das wirklich stimmt sei dahingestellt, aber fest steht, dass wer nicht in Lizard war, einfach was verpasst hat. Die Landzunge beeindruckt mit schroffen Felsen, die aus dem tosenden Meer ragen und atemraubenden Ausblicken. Ich wandere von dem kleinen Dorf The Lizard los und nehme nicht den direkten, ausgeschilderten Weg zum Lizard Point, sondern entscheide mich für ein Stück des Coast Paths. Der Weg führt vorbei an der Küste und gewährt malerische Ausblicke auf die Steilküste, die hier markant, aber nicht bedrohlich aus dem Wasser ragt. Auf halbem Weg zum Ziel mache ich in einem kleinen Cafe Halt, genieße den Ausblick und die wärmende Sonne bei einem Cream Tea. Diese kornische Spezialität besteht aus einem Kännchen schwarzen Tee, Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade. Der Lizard Point an sich ist zugegeben nur halb so beeindruckend wie seine Umgebung, denn dort steht lediglich eine kleine Tafel mit der Beschriftung „Lizard Point”.
Der westlichste Punkt der Insel ist eindeutig bekannter: Land’s End. Heute ist der Himmel wolkenverhangen, der Nieselregen durchnässt meine Jacke und die schweren Wellen, die an den Felsen brechen wirken imposanter denn je. Ich starte meine kleine Wanderung in der Sennen Cove, grade heute kann man hier gut den vielen Surfern beim Wellenreiten zusehen. Der Weg führt wieder über den South West Coast Path zu Land’s End. Schon von weitem sehe ich das kleine, weiße Haus am südlichsten Punkt, „the first and last house”.
Von hier erstreckt sich schließlich die unendliche Weite und Tiefe des Meeres, ich sehe nur graues Wasser und bin fasziniert von diesem Ort und seinem ganz besonderem, mystischen Charme. Hier gibt es nicht viel außer schroffe Klippen, das ungestüme Meer und die einzigartige Aussicht. Der nächste Stopp ist hier, in mehr als 5000 Kilometern Entfernung, New York.
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