“Wo bin ich denn hier gelandet?”, war mein erster Gedanke als ich in Hughenden aus dem Auto stieg. In wenigen Tagen war ich von Sydney, der Millionenstadt, nach Hughenden ins Outback gereist, um dort meinen ersten Job anzutreten und die australische Lebensweise kennenzulernen.

Meine ersten Tage in Down Under
Nach meiner Ankunft in Sydney verbrachte ich zehn Tage dort. Glücklicherweise hatte ich schon einige Mitreisende auf dem Flug über Dubai kennengelernt. Dadurch wurden die ersten Tage im unbekannten Land leichter und um einiges lustiger. In Sydney wurden dann erst einmal die typischen Touristenattraktionen besichtigt, wie die Opera, die Harbour Bridge und natürlich wurde der Beachwalk gemacht. Auch wenn das Wetter in diesen zehn Tagen verrücktspielte und wir Sydneys kälteste Frühlingswoche seit Jahren miterleben durften, hat mir besonders der Beachwalk deutlich gemacht, dass ich nun wirklich am anderen Ende der Welt angekommen bin.
Ich muss jedoch gestehen, dass mir Sydney nicht wirklich gefallen hat. Meines Erachtens nach ist die Stadt zu groß, zu unübersichtlich und man sieht zu wenige Australier. Umso schöner fand ich jedoch unseren Ausflug zu den Blue Mountains. Auch wenn die 1.000 Stufen mich mit meiner Erkältung so einige Kraft gekostet haben: die Blue Mountains sind wunderschön und sollten auf jeden Fall auf eurer Liste stehen, falls ihr vorhabt, Sydney zu besuchen. Auf dem Weg dorthin haben wir außerdem in einem Wildlife-Park gehalten, uns dort mit den ersten Kängurus und Koalas angefreundet und uns von Quokkas, den glücklichsten Tieren der Welt, anlächeln lassen.
Von der Großstadt ins Outback – mein erster Job
Neben den Ausflügen habe ich viel Zeit im Büro meiner Organisation verbracht und nach Jobs gesucht, da mein Budget schon zu Beginn meiner Reise sehr knapp war. Nach tagelangem Suchen und endlosen Nachrichten und Anrufen habe ich dann endlich eine Zusage vom Great Western Hotel in Hughenden bekommen. Zwei Tage später hieß es für mich also raus aus der Großstadt und ab ins Outback. Ich flog von Sydney nach Townsville, wurde dort von meinem Boss abgeholt, um dann erstmal vier Stunden nach Westen zu fahren. Und ja, in Australien ist es üblich, mit einem Fremden ins Auto zu steigen und vier Stunden durch die Gegend zu fahren, ohne jegliches Handynetz. Glücklicherweise war Rob gleich zu Beginn sehr nett und die vier Stunden vergingen wie im Flug.
In Hughenden angekommen, waren meine Gedanken und Empfindungen gespalten. Hughenden ist ein Ort mit circa 1.000 Einwohnern, der jedoch alles hat, was man zum Leben braucht. Supermärkte, Schule, Schwimmbad sowie das Great Western Hotel und das Royal, in denen ich nun also als Bedienung an der Bar arbeiten durfte. Der einzige Nachteil an Hughenden: der nächste größere Ort ist Townsville, die Stadt, die vier Stunden entfernt liegt. Dennoch war ich beeindruckt, als Rob mir eine Rundfahrt durch Hughenden gab. Es ist schließlich nicht nur der größte Ort zwischen Townsville und Mount Isa, sondern liegt außerdem auf der Dinosaur Trail. In Hughenden und auf dem Weg durch die nächsten kleineren Orte wurden vor Jahren Dinosaurierknochen gefunden, weshalb dieser Dinosaur Trail entworfen wurde. Nun kommen sogar Touristen nach Hughenden, besuchen das Museum, verbringen einige Nächte in den Motels und fahren weiter nach Richmond, welches der nächste Ort auf dem Trail ist.
Und in diesem Dinosaurierort durfte ich nun also die nächsten Wochen bei um die 40 Grad leben und arbeiten. Die Bararbeit im Pub war schnell erlernt und ich gewöhnte mich auch nach und nach an die sogenannte Unterkunft, in welche die anderen Backpacker und ich untergebracht waren. Mit der Sprache hatte ich allerdings zunächst zu kämpfen. Und damit meine ich nicht die englische Sprache, denn die war ich ja durch meine Zeit in den USA schon gewohnt, sondern die „australische“ Sprache. Da ich in Sydney nicht sonderlich viele Australier getroffen hatte, war ich umso überraschter, als ich in Hughenden ankam und plötzlich kein Wort verstand und bei jeder Bestellung dreimal nachfragen musste. Nach ein paar Tagen gewöhnten sich meine Ohren aber auch daran. Da ich jeden Tag hinter der Bar stand, lernte ich auch schnell neue Menschen und vor allem Einheimische kennen.
Mein Kontakt zu den Australiern
Schnell freundete ich mich mit einer Gruppe von Lehrern an, die dort mehrere Jahre leben werden, um ihre Lehrausbildung zu vollenden. Auch lernte ich die Männer kennen, die jeden Tag um die gleiche Uhrzeit im Pub auftauchten, ihre Bierchen tranken und wieder nach Hause gingen, nur um dann am nächsten Tag um die gleiche Uhrzeit wiederzukommen. Geduldig beantwortete ich immer wieder die gleichen Fragen: “Wo kommst du her?”, “Wie lang bleibst du hier?”, “Wo warst du bis jetzt?”. Und auch wenn man hitzebedingt nicht viel unternehmen konnte und es einige Zeiten gab, in denen ich mich ohne Wifi zu Tode gelangweilt hätte, war ich doch traurig, als meine Abreise näher rückte. Denn die Familie Downie, für die ich arbeitete, ist unglaublich nett und herzlich und nach ein paar Wochen dort, hatte ich das Gefühl dazuzugehören. Auch die anderen Backpacker Matt, Nicky und Ciara haben die Zeit in Hughenden zu etwas Besonderem gemacht und ich bin froh, dort gewesen zu sein.
Mir bleiben einige schöne Erinnerungen, besonders der Nachtausflug zu Mount Walker, einem Berg nahe Hughenden, den ich glücklicherweise mit Freunden unternehmen durfte. Schon auf dem Weg dorthin liefen unglaublich viele Kängurus vor unserem Auto her, natürlich sind wir vorsichtig gefahren und haben sie nicht verletzt. An Mount Walker angekommen, ließen wir dann einfach den Sternenhimmel auf uns wirken. Hier also ein weiterer Tipp: falls ihr mal in Australien sein solltet, müsst ihr einmal den Nachthimmel im Outback erlebt haben. Für mich war dies der schönste Sternenhimmel, den ich jemals gesehen habe und der Moment, in dem ich mich in das Land verliebte. Während meiner Zeit in Hughenden hatte ich also neue Menschen kennengelernt, einen Einblick in das wirkliche australische Leben bekommen, Australien lieben gelernt und eine Familie dazugewonnen.
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