f1rstlife

Und was denkst du?

  • Startseite
  • Über uns
    • Redaktion
    • Stiftung
      • Machen Sie mit!
      • Spenden Sie!
  • Mitmachen
  • Newsletter
  • Spenden
  • Kontakt
  • Workshops
  • Engagement
  • Lifestyle
  • Sport
  • Religion & Philosophie
  • Meine Zukunft
  • Politik & Gesellschaft
  • Wirtschaft
  • Kultur
  • Liebe & Sexualität
Aktuelle Seite: Startseite / Kultur / Roger Willemsen: Der letzte Ritter

Roger Willemsen: Der letzte Ritter

10. Februar 2016 von Thorben Pollerhof Kommentar verfassen

Roger Willemsen war einer der berühmtesten Intellektuellen Deutschlands. Am Sonntag starb er mit 60 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung. Er hinterlässt grandiose Momente – und eine ganz große Sorge.

© flickr.com / Marco Maas
© flickr.com / Marco Maas

Wenn man in Deutschland nach echter Intelligenz sucht, tut man dies oft vergebens. Nicht selten passiert es, dass man sich die Frage stellt, wie Person XY in eine solch wichtige Führungsposition gekommen ist. Letztlich führt einen diese Suche immer zu Roger Willemsen. Wenn man fragt, was er genau gemacht hat, dann ist das tatsächlich schwer zu beantworten. Herr Willemsen war Buchautor, Moderator, regelmäßiger Talkshow-Gast, Redner – aber vor allem war er Intellektueller. Jemand, dessen Aura und Wortgewandtheit einem klar machte, dass niemand ihm in der Medienlandschaft und wahrscheinlich auch darüber hinaus das Wasser reichen konnte. Jemand, dessen Sätze man zwar einzeln fünf Minuten lang studieren musste, um ihren Sinn zu erfahren, doch diese es stets mit einer grandiosen Pointe zurückzahlten.

Das Lebenswerk Willemsens

In der Schule blieb Roger Willemsen zwei Mal sitzen, besonders in den Fächern Mathematik, Latein, Chemie und Physik konnte er nicht die Leistung bringen, um die Schullaufbahn regulär zu beenden. Als er 1976 dann doch noch das Abitur bestand, studierte er Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in vielen verschiedenen europäischen Städten. Willemsens Fernsehkarriere begann im Jahre 1991 bei dem damals noch genannten Sender „Premiere“. Hier hatte er eine Sendung mit dem Namen „0137“, bei der Zuschauer anrufen und mit Willemsen in Verbindung treten konnten. Dabei führte er über 600 Interviews und sprach unter anderem auch viele Tabuthemen an. Die Sendung wurde mehrmals für ihre Innovation und ihren Moderator ausgezeichnet.

Im Radio moderierte Willemsen viel auf WDR 5, wo er auch die Silvestersendung regelmäßig leitete, entweder zusammen mit Elke Heidenreich oder Anke Engelke. Im Jahre 2014 machte er sich als Bestseller-Autor einen Namen, indem er das Buch „Das Hohe Haus: Ein Jahr im Parlament“ veröffentlichte. Darin verzeichnet Willemsen seine Eindrücke aus einem kompletten Jahr als Zuschauer im Bundestag. Und das in seiner gewohnt betonten, aber durchaus leicht zu lesenden und humoristischen Art. Besonders toll ist das Buch, weil es einen sehr kritischen Blick auf die Machenschaften und die Umgehensweisen im Bundestag wirft. Allerdings zeigt er auch, dass es, besonders auf den hinteren Bänken der Regierung, engagierte Politiker gibt, die wirklich für eine Sache kämpfen.

Die Sorge, die bleibt

Roger Willemsen erlag an einem Krebsleiden. Nichts ungewöhnliches, schließlich ist Krebs auch in Deutschland eine verbreitete Krankheit. Aber was bleibt, ist trotzdem die Sorge und Angst vor dieser gnadenlosen Krankheit. Die Sorge, dass der Krebs nicht vor Persönlichkeiten, Rang oder eben Intelligenz Halt macht. Die Sorge, dass man stirbt, egal wie sehr man es verdient hätte, weiterleben zu dürfen. Es kommt einem wie gestern vor, dass die Eilmeldung durch die Medien ging, dass Willemsen an Krebs erkrankt sei. Seitdem hatte man nichts mehr von ihm gehört. Nun, einige Monate später, kommt die traurige Erkenntnis, dass das auch für immer so bleiben wird. Und doch ist es im Falle Willemsens besonders tragisch, da er lange Zeit seinen Vater, der ebenfalls an Krebs erkrankt war, beim Sterben zusah. In einem SWR-Interview im Jahre 2014 verrät er, dass dies eine der schlimmsten Phasen seines Lebens war. Ebenfalls in diesem Interview spricht er darüber, dass die damalige Krebsmedizin noch in den Kinderschuhen steckte. Und doch konnte auch er, vier Jahrzehnte später, nicht gerettet werden.

Dass er es bis zu seiner Diagnose, und wahrscheinlich auch darüber hinaus, noch immer noch drauf hatte, das zeigte sein letzter „großer“ Fernsehauftritt, beim „Neo Magazin“ mit Jan Böhmermann. In seiner klassischen Manier spielte er das kleine Spielchen der Redaktion mit, die ihn den, eigentlich immer die Oberhand behaltenden, Jung-Moderator minutenlang zutexten ließ, nur um ihn im darauffolgenden Online-Special absurde Fragen beantworten zu lassen, bei der er allerdings auch keine einzige Spitze gegen Jan Böhmermann ausließ. Ohne dabei aber den Respekt für seinen Gegenüber zu verlieren. Willemsen schaffte oft den Spagat zu zeigen, dass er zwar klüger ist als der andere, jedoch das kein Indiz dafür ist, sich herablassend zu verhalten. Deswegen war er auch ein immer gern gesehener Gast in jeglichen Sendungen.

Viele Erinnerungen

Roger Willemsen hätte einen ganzen Buchband herausbringen können, nur mit seinen Zitaten geschmückt. Eines sticht dabei aber heraus und dient damit auch perfekt als Abschluss dieses Nachrufs. Auf die Frage in einem SWR-Interview, ob das Kiffen, zu dem Willemsen immer offen stand, nicht schädlich sei, sagte er: „Du hast ja keine Ahnung, was dieses Gehirn könnte, wenn ich nicht kiffen würde.“ Und genau deswegen wird er auch weiterhin vielen Leuten in Erinnerung bleiben.


Hat Dir der Artikel gefallen? Dann hilf uns, gute Inhalte und jungen Journalismus zu unterstützen!
  • Bio
  • Facebook
  • Latest Posts
Thorben Pollerhof

Thorben Pollerhof

wurde 1996 in Engelskirchen geboren und hat dort im Jahre 2014 auch sein Abitur gemacht. Seitdem studierte er Sportjournalismus an der Macromedia in Köln, 2016 wechselte er ins allgemeine Ressort. Nebenbei arbeitete er schon für den Sport-Informations-Dienst in Köln und betreibt sein eigenes Musik-Magazin. In seiner Freizeit hört er deshalb gerne Musik, guckt Filme und spielt Fußball. Und das Wichtigste - er schreibt über all das. Es gibt fast nichts, für das er sich nicht interessiert, oder wegen dem er sich nicht die Finger wund schreibt.
Thorben Pollerhof

Thorben Pollerhof

Thorben Pollerhof

Latest posts by Thorben Pollerhof (see all)

  • Politiker-Rücktritte: Chronik der Größe - 20. September 2018
  • E-Sport? Wie IOC-Präsident Thomas Bach dazu steht - 13. September 2018
  • Waffengesetz in den USA: Leere Hülsen - 22. Februar 2018
  • Streamer: Die neue Verantwortung - 19. Februar 2018
  • Amortentia – Die Gerüche, die du liebst - 26. September 2017
Twittern
Pin
Teilen123
123 Shares

Verwandte Artikel

  • Der Tod: Der Spiegel des Lebens
  • Wenn der Wille stärker ist als die Angst vor dem Tod
  • Wolfgang Bosbach – Außer dem Tod wird ihn nichts aufhalten
  • Der Tod: Der Spiegel des Lebens
Twittern
Pin
Teilen123
123 Shares

Kategorie: Kultur Stichworte: Intellektueller, Krebs, Nachruf, Roger Willemsen, Tod, Willemsen

Newsletter

Thorben Pollerhof

Über Thorben Pollerhof

wurde 1996 in Engelskirchen geboren und hat dort im Jahre 2014 auch sein Abitur gemacht. Seitdem studierte er Sportjournalismus an der Macromedia in Köln, 2016 wechselte er ins allgemeine Ressort. Nebenbei arbeitete er schon für den Sport-Informations-Dienst in Köln und betreibt sein eigenes Musik-Magazin. In seiner Freizeit hört er deshalb gerne Musik, guckt Filme und spielt Fußball. Und das Wichtigste - er schreibt über all das. Es gibt fast nichts, für das er sich nicht interessiert, oder wegen dem er sich nicht die Finger wund schreibt.

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Über uns

firstlife-Redaktion
Gutes bewegen in der Realität. [Weiterlesen]

Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren
Unser Newsletter enthält Informationen zu unseren Produkten, Angeboten, Aktionen und unserem Verein. Hinweise zum Datenschutz, Widerruf, Protokollierung sowie der von der Einwilligung umfassten Erfolgsmessung, erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Folge uns

Facebook

Like

Instagram

Follow

Twitter

Follow

Home | Über uns | Redaktion | Mitmachen | Die Stiftung | Kontakt | Impressum | Datenschutz

Wir messen die Nutzung von f1rstlife mit Cookies und weisen Dich aus rechtlichen Gründen darauf hin.OKDatenschutzerklärung