Der Astronaut Dr. Alexander Gerst schickte während seiner letzten Raumfahrt-Mission fast täglich Fotos und Videos via Twitter von der Internationalen Raumstation (ISS). Im Fokus seiner Forschung steht der Blick auf unseren Heimatplaneten Erde. Jetzt ist er zurückgekehrt und hat auf einer Pressekonferenz von seinen Erfahrungen berichtet.
Der Weltraum ist ein entscheidender Schlüsselfaktor für unsere Erde und liefert wichtige Informationen, um auf globale Herausforderungen international durchdacht reagieren zu können. Von der Internationalen Raumstation ISS (International Space Station) erreichen uns täglich Aufnahmen, die uns die Hilfeschreie unserer Erde eindrücklich vor Augen führen.
Raumfahrt ist eine Teamleistung
Kurz vor Weihnachten ist Alexander Gerst aus dem erdnahen Orbit zurückgekehrt, doch die Mission 57 unter dem Motto horizons ist noch nicht abgeschlossen. Es stellt sich bei all dem Aufwand, den die Raumfahrt mit sich bringt, die Frage, was wir durch sie lernen können. Was können wir durch den forschenden Blick von außen über unser Leben auf der Erde lernen?
“Kein Land alleine könnte eine solche Raumstation bauen oder unterhalten und nun bekommen wir ein Vielfaches von dem zurück, was wir investiert haben”, so Gerst während seiner ersten Pressekonferenz nach seinem Aufenthalt auf der ISS. Jan Wörner, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), pflichtet dem Astronauten bei und betont, dass die Zusammenarbeit auf der ISS ein “geopolitisches Vorbild für uns hier auf der Erde” sei. Wissenschaftler diverser Nationen kooperieren hier und auf der Erde grenzüberschreitend und zum Wohl aller.
Learnings aus der Raumfahrt
Vor ziemlich genau 50 Jahren wurde das erste Foto von unserer Erde aus dem Weltall geschossen. Seit diesem Augenblick haben sich unsere Ansichten von der Erde und ihrer Biosphäre grundlegend geändert. Die aktuellen Fotos zeigen die Schönheit und Verletzlichkeit unseres Planeten mit seiner hauchdünnen Atmosphäre, die die Dunkelheit des Weltraums kontrastiert. Mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Kilometern pro Stunde umrundet die ISS die Erde circa 16 Mal pro Tag.
In einer Höhe von 400 Kilometern zeigen die bebilderten Tweets der Besatzung, dass der Schutz der Erde eine globale Herausforderung darstellt: Die Ausmaße von Waldbränden, Wirbelstürmen, großflächigen Rodungen und Dürre sind von dort oben in vollem Ausmaß sichtbar.
Botschaft aus dem All
Gerst sendete kurz vor seiner Abreise eine Nachricht über die Social Media-Kanäle, die direkt viral ging, nicht zuletzt durch den eindringlichen Appell, sich jetzt vehement für unseren Heimatplaneten und das Leben auf der Erde einzusetzen. In seinem Video “Nachricht an meine Enkelkinder” merkt der Astronaut an: “Im Nachhinein sagen natürlich immer viele Leute, sie hätten davon nichts gewusst, aber in Wirklichkeit ist es uns Menschen sehr klar, dass wir im Moment den Planeten mit Kohlendioxid verpesten, dass wir das Klima zum Kippen bringen, dass wir Wälder roden, dass wir die Meere mit Müll verschmutzen, dass wir die limitierten Ressourcen viel zu schnell verbrauchen und dass wir zum Großteil sinnlose Kriege führen und jeder von uns muss sich da natürlich an die eigene Nasen fassen und sich überlegen, wohin das gerade führt.”
So erkunden die Wissenschaftler an Bord der ISS aus dem Weltraum die Auswirkungen des Klimawandels und liefern wichtige Daten darüber, wie wir unseren Lebensraum in Zukunft schützen können. Mit Hilfe von Satelliten gelingt eine präzise Wetterbeobachtung, die es Landwirten ermöglicht, ihre Ernten rechtzeitig vor Starkregen einzuholen. Außerdem erforschen die Astronauten mit ihren Teams Krankheiten, die uns hier auf dem Planeten Erde das Leben schwer machen wie beispielsweise Osteoporose oder Morbus Alzheimer.
Kommunikation über die Grenzen hinweg
Neben der ISS umkreisen auch Satellitensysteme unsere Erde. Trotz der enorm hohen Entwicklungskosten ist der Gewinn höher. Weltraumgestützte Kommunikationstechnik hilft weltweit Katastrophen- und Rettungsdiensten, stellt die Daten für eine Fern-Gesundheitsvorsorge bereit und verbessert die Bildung in ländlichen Gegenden.
“Die eigene Sichtweise ist eigentlich immer unvollständig”, so der promovierte Geophysiker Gerst und macht deutlich, worauf es auch in Zukunft in der Raumfahrt ankommt: Zusammenarbeit zwischen Menschen unterschiedlicher Nationen im Dienst der Menschheit und ihres Heimatplaneten Erde. Die Zukunft des zerbrechlichen Raumschiffes Erde liegt in Menschenhand und auch für entfernte Forschungsmissionen zum Mond oder zum Mars wird eine gesunde Erde immer die Basis bleiben.
Kathrin Rosi Würtz
Auf die Zukunft der Raumfahrt bin ich sehr gespannt. Mal sehen, wann die nächste Mondfahrt mit menschlicher Besatzung stattfinden und wer mit an Bord sein wird.