Es ist nicht immer leicht, unser Leben in der heutigen Gesellschaft. Der Leistungsdruck und die Erwartungshaltungen sind enorm hoch. In der Universität sitzt man als pflichtbewusster Student seine Vorlesungen und Übungen ab, um sich anschließend daheim durch Referate und nicht endende Skripte zu kämpfen. Weil das Geld knapp ist und Wohnung, Strom, Wasser, Nahrung und Getränke finanziert werden müssen, geht man abends oder am Wochenende zusätzlich arbeiten. Dort warten anstrengende Schichten auf mich. Aber ich arbeite gerne, weil mir der Beruf Spaß macht und ich meine Ziele mit Passion verfolge.
In der Mittagspause gehe ich schnell zum Bahnhof, um mir mein Ticket zu kaufen, mit dem ich am kommenden Morgen um kurz nach sieben in die Universität fahre, die in einer anderen Stadt beheimatet ist. Frohen Mutes klicke ich mich am Automaten durch die Kategorien, schiebe meine EC-Karte in den Schlitz, gebe den PIN ein und dann der Schock: „Die PIN wurde zu oft falsch eingegeben“. Zweiter Versuch, gleiches Ergebnis. Also zahle ich mit meinem restlichen Bargeld. Für die kommende Woche bleiben mir noch 20 Euro. Der Ärger ist umso größer, weil ich mir erst letzte Woche einen neun PIN-Code von der Bank zuschicken habe lassen.
Die innere Verzweiflung
Äußerlich wirke ich entspannt und laufe mit meinen Kollegen, die geduldig auf mich gewartet haben, zurück in die Arbeit. Innerlich könnte ich schreien, weinen, losrennen und den Gefühlen freien Lauf lassen! Wieso passiert so etwas immer mir? Ich meine, es ist nicht das erste derartige Ereignis in den letzten Wochen. Jeans verloren, Geldbeutel gerissen, Diebstahl von Geld bemerkt, Karte gesperrt … Es scheint, als ob in diesen Momenten sich die gesamte Welt gegen mich persönlich verschworen hätte.
Nach den ersten kleinen Missgeschicken habe ich meine Misere noch mit Lockerheit genommen. Irgendwann muss es schließlich wieder besser werden – so dachte ich. Als sich jedoch ein Zwischenfall an den nächsten reihte, verwandelte sich der anfängliche Galgenhumor in bittere Enttäuschung. Es ist als, ob ich in ein tiefes Loch gefallen wäre. Ich sitze abends auf meinem Bett starre ins Leere und eine Träne rollt die Wange hinab. In diesen Momenten ist mir mein beruflicher Erfolg egal. Er erscheint unbedeutend. Was hilft mir Geld und ein guter Einstieg in die Arbeitswelt, wenn sonst nichts klappt? Nichts.
Selbstverständlich bin ich mir bewusst, dass es nicht nur mir so ergeht. Jeder durchlebt in seinem Leben mehrere solche Phasen. Es scheint, als würden derartige Verwebungen in allen unseren Lebenssträngen verankert sein. Wiedersetzen oder dagegen ankämpfen, fällt in den meisten Fällen schwer. Der trübe und düstere Herbst trägt auch seinen Anteil an der negativen Stimmung. Keine Sonnenstrahlen, keine Glücksgefühle – das ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Diesen gefährlichen Cocktail an traurigen Gefühlen und daraus resultierender körperlicher und seelischer Niedergeschlagenheit selbst auszutrinken ist keine kluge Idee.
Was hilft?
Ob es mir je in den Sinn gekommen sei, bei der Telefonseelsorge anzurufen, wurde ich einst von einer Bekannten gefragt. „Nein“, lautete meine entschlossene Antwort. Wieso sollte ich Fremden von meinen Problemen erzählen, wenn ich auch eifrige Helfer in meiner direkten Umgebung habe. Die Rede ist nicht etwa von verwandten Doktoren oder Psychiatern – nein die Rede ist von Gott und meinen Freunden.
Ich gehe wahrlich nicht oft in die Kirche. Trotzdem vertraue ich auf den Herrn, der über uns alle wacht und sich unsere Sorgen zu jeder Uhrzeit anhört. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich einen Gott in der Form gibt, wie ihn uns die Bibel suggeriert. Sicher bin ich mir allerdings, dass es eine höhere Macht gibt, die für uns Menschen da ist. Ich schalte für einen Moment ab und bete. Eine kleine Geste, die für viele lächerlich erscheinen mag, mir jedoch viel Kraft gibt. Ich erbitte Hilfe für mich, meine Freunde und den Rest der Welt und häufig habe ich das Gefühl, dass meine Gebete erhört wurden.
Bei meinen Freunden ist es nicht anders. Ich kann sie um zwei Uhr nachts anrufen und sie nehmen es mir nicht übel. Sie hören sich meine Probleme an, sind einfühlsam und haben meistens einen sinnvollen Ratschlag parat. Das Wunderbare ist, dass sie in einer für mich ausweglosen Situation ruhig bleiben, alle Fakten analysieren und letztendlich hilfreiche Tipps geben. Ohne meine Freunde wäre ich in Tagen und Wochen, wie ich sie gerade wieder durchlebe, schutzlos mir selbst ausgeliefert. Mit ihnen an meiner Seite kann ich jedes traurige Tal sicher durchwandern und wenig später auf erleuchtete Auen treten. Gemeinsam mit Freunden und Gott.
Was gibt Dir in Deinem Leben Zuversicht?
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