Indonesiens Trauminsel Bali hinterlässet bei mir einen bittersüßen Eindruck. Die wildere Nachbarinsel Lombok fordert mich heraus.
Bali – Insel mit zwei Gesichtern
Bali gilt für viele oft als die tropische Trauminsel schlechthin. Doch die einzige hinduistische Insel des sonst muslimisch geprägten Indonesiens zeigt wie Ying und Yang zwei Seiten. Landschaftlich und kulturell hat Bali viel zu bieten. Die hinduistische Tradition erkennt man schon an den freilaufenden Kühen am Straßenrand und den kunstvoll geschmückten Tempeln. Auf dem Boden liegen überall, ob nun am Flughafen, in den Geschäften oder auf der Straße, kleine Bambuskörbchen mit Blumen und Rächerstäbchen als Opfergaben.
Ein Besuch im größten Tempel Balis Pura Besakih durfte nicht fehlen. Als wir ihn besichtigten, bewegten wir uns in einem Meer von weißgekleideten Menschen: die Frauen trugen Obstkörbe auf den Köpfen, die Kinder streuten Reis auf den Boden, denn es war ein jährlicher Festtag des balinesischen Hinduismus. Vor dem Betreten der Tempelanlage musste sich jeder ein traditionelles Tuch, namens Sarung umbinden.
Kulturschätze von Affen bewacht
Natürlich schauten wir uns die berühmten balinesischen Tänze an. Mit goldenen Ornamenten verzierte Fantasiegestalten, etwa das löwenartige Fabeltier Garong, Schauspieler mit Affenmasken und zierliche Tänzerinnen in aufwendigen, bunten Kostümen bevölkerten die Bühne. Dazu erklang Musik der hölzernen Bambusinstrumente, die ein wenig an Glockenspiele erinnerten.
Einer der schönsten Orte ist der Pura Luhur Uluwatu. Diese uralte Tempelanlage thront auf der Steilküste und tief unten brechen krachend die Wellen gegen die Felsen. Allerdings hat dieses Gelände seine ganz eigenen Bewohner – die Affen. Vor dem Eingang steht ein großes Schild, das auf sieben verschiedenen Sprachen auffordert, alles, was einem diese Tiere irgendwie stibitzen könnten, zurückzulassen. Sogar meine Brille musste ich abnehmen.
Die Kehrseite
Wir sahen Batikmanufakturen, riesige Götterstatuen, Regenwälder, Strände und sogar einen Vulkan, doch überall waren wir Teil eines riesigen Touristenstromes, der uns genau wie der allgegenwärtige Müll immer begleitete, ob nun im Regenwald oder am Rand der berühmten Reisfelder. Selbst am Haupttouristenstrand nahe Kuta lag ein großer Abfallhaufen, neben dem ein kleines Mädchen spielte. Der Ort Kuta könnte als „Ballermann für Australier“ bezeichnet werden. Vergessen sind dort die kulturellen Schätze Balis, es zählten nur Party, Bier, billiges Einkaufen und die letzten Footballergebnisse. Die „Trauminsel“ Bali hat bei mir ein zweiseitiges Bild hinterlassen, doch ein positives Klischee kann ich bestätigen: Die Balinesen, die ich dort getroffen habe, sind wirklich so freundlich wie es ihnen nachgesagt wird.
Lombok – Balis wilder kleiner Bruder
Balis Nachbarinsel Lombok ist noch nicht so touristisch überlaufen, Müllprobleme gibt es dennoch. Die Strände und Regenwälder sind unberührter, doch dafür gibt es auch mehr Mücken und meine Malaria-Angst stieg. Auch hier absolvierten wir das Touriprogramm. Traditionelle große Baumwoll- oder Seiden-Tücher, die Sarongs, wurden anprobiert und eine Indonesierin brachte mir bei, wie man sie webt. „Bevor man nicht einen Sarong gewebt hat, darf man auf Lombok nicht heiraten.“, erklärte sie mir während sie geschickt ein kunstvolles Muster begann. Die Fertigstellung eines Tuches dauert jedoch an die zwei Monate und so verabschiedete ich mich schnell von dem Gedanken, auf Lombok zu heiraten.
Außerdem besichtigten wir ein traditionelles Dorf, was auf der einen Seite sehr interessant war. Auf der anderen Seite hatte ich aber auch ein schlechtes Gewissen, als Touristin einfach so durch das Dof zu trampeln, indem die Bewohner und ihre Hütten ständig den neugierigen Ausländern ausgesetzt waren. Ein Junge fragte mich, woher ich käme. „Aus Deutschland, nahe Köln.“, antwortete ich. „Oh, Köln, 1. FC Köln, Podolski!“, war seine Antwort, die mich sehr verdutzte.
Boote, Backpacker und eine Meeresschildkröte
Ein Ausflug von Lombok führte uns auf die kleine Insel Gili Trawangan. Wir nahmen den traditionellen Weg. In einer völlig mit Essen, Fahrrädern und Menschen überladenen Holzboot-Fähre, auf der ich die einzige Ausländerin war, fuhren wir eine halbe Stunde über das Meer. Die Insel selbst war jedoch fest im Besitz der meist europäischen Touristen. Ich war ja auch eine und so stand auf Lilys Tagesplan die zum Standardprogramm der Backpacker gehörende Schnorcheltour. Auf diesem Boot waren meine zwei Freunde die einzigen Indonesier. Beim Schnorcheln entdeckte ich auf einem tieferen Stück auf dem Grund die erste Meeresschildkröte, die ich je gesehen hatte. Sie war so groß wie mein ganzer Oberkörper und zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von den paddelnden Plastikflossen über ihr.
Wenn es im Regenwald regnet
Auf einer Wanderung durch den Regenwald merkte ich erstmal, was ein richtiger Regenguss ist.
Zuerst spannte ich Stadtmensch unbesorgt meinen Schirm auf. Doch wir mussten einen Fluss durchqueren, was für mich schon schwierig genug war, mir im Gewitter aber richtig Angst einflößte. Den Schirm benutzte ich nun als Stützstock, ich wurde ja eh von unten und oben nass. Am Ziel angekommen wollten wir erst unter einem Felsvorsprung abwarten. Nach einiger Zeit riet unser Guide uns jedoch zurückzugehen, da der Fluss zu stark werden könnte, um ihn wieder zu durchqueren. Der Weg, den wir genommen hatten, vewandelte sich bereits selbst in einen Bach. Zum Gück kamen wir aber sicher wieder an. „Life begins at the end of your comfort zone.“, hatte meine Freundin mir in ein von ihr selbstgestaltetes Reisetagebuch geschrieben. War es Zufall, dass der Bericht über diesen Tag genau auf der Seite stand?
Die Abenteuer in Indonesien werden nicht langweiliger. Auf der nächsten Insel traf ich Skorpionspinnen in einer Tropfsteinhöhle und kam den größten Echsen der Welt, den Komodowaranen, für meinen Geschmack viel zu nahe.
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