Am 26. Mai findet die Wahl des Europäischen Parlaments statt. Immer wieder hört man von verschiedenen Seiten Ausreden, um nicht zur Wahl gehen zu müssen. Was du den Zweiflern entgegnen kannst, findest du hier.

Meine Stimme zählt doch eh nichts
Wahlen können oft ziemlich knapp ausgehen. Dann kann deine Stimme die entscheidende sein! Stell dir außerdem anhand eines Beispiels vor, was passieren würde, wenn jeder denkt wie du: Wenn 100 Menschen zur Wahl gehen und davon zehn Menschen eine Partei wählen, die dir nicht passt, erhält diese Partei zehn Prozent der Gesamtstimmen. Wenn aber nur diese zehn Menschen wählen gehen, weil der Rest der Bevölkerung unmotiviert ist, kann es leicht passieren, dass diese Partei einen höheren Prozentsatz an Stimmen bekommt.
In unserem Beispiel: Die zehn Wähler dieser Partei geben ihre Stimme ab, außer ihnen jedoch nur noch zehn andere – schon erhält die Partei 50 Prozent der Gesamtstimmen und damit viel Entscheidungsgewalt. Und das nur, weil ein Großteil der Bevölkerung sich nicht aufraffen konnte, ein Kreuzchen zu setzen. Auch auf diese Weise sind zum Beispiel das Ergebnis des Entscheids für den Brexit in Großbritannien zustande gekommen.
Das Europäische Parlament kümmert sich nicht genug um meine Probleme
Das wird sich sicher nicht ändern, indem du nicht zur Wahl gehst. Wähle eine Partei, die deine Interessen vertritt! Du kannst auch selbst aktiv werden und eine Petition (www.europarl.europa.eu:80/at-your-service/de/be-heard/petitions) einreichen. Dabei ist es egal, mit welchem Thema sich deine Petition befasst – ein individuelles Ersuchen kommt genauso vor den Petitionsausschuss wie eine Angelegenheit des öffentlichen Interesses.
Ich habe keine Zeit
Das ist die wohl faulste Ausrede überhaupt. Wer am 26. Mai tatsächlich von morgens bis 18 Uhr arbeiten muss und damit keine Chance hat, ins Wahllokal zu gehen, kann immer noch Briefwahl beantragen. Das geht zum Beispiel unter www.briefwahl-beantragen.de/ – hier findest du alle Informationen und Ansprechpartner deiner Stadt übersichtlich dargestellt. Es gibt eigentlich keinen Grund, auf die Briefwahl zu verzichten – die Rücksendung des ausgefüllten Stimmzettels ist kostenlos und das Kreuz schnell gesetzt.
Ich fühle mich nicht ausreichend über die Parteien informiert
Nicht jeder hat Zeit und Lust, jeden Tag die Zeitung zu lesen oder Nachrichten zu schauen. Einerseits ist das verständlich, andererseits musst du für deine Wahlentscheidung auch nicht jede einzelne Handlung der Parteien kennen. Gerade kleinere Parteien schaffen es oftmals gar nicht bis in die Nachrichten.
Der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für Politische Bildung informiert dich innerhalb weniger Minuten über das Wichtigste zur Wahl. Nach der Beantwortung der Fragen kannst du dich auf dieser Seite noch ausführlicher über die Standpunkte der einzelnen Parteien informieren. Und falls dir das noch nicht reicht: Google deine Parteien, schau dir ihre Internetaufritte an, oder komm sogar zu einer Wahlveranstaltung in deiner Stadt! Auch diese findest du leicht über Facebook und im Internet.
Niemand kann mich zwingen, zur Wahl zu gehen
Das stimmt. Du solltest dir allerdings bewusst machen, dass das Wahlrecht ein Privileg und eine Verantwortung ist. Außerdem musst du mit den Konsequenzen des Ergebnisses leben, wenn du nicht wählen gehst.
Ich wähle aus Protest nicht
Wer nicht wählen gehen möchte, um den Politikern einen Denkzettel zu verpassen, sollte seine Entscheidung gut überdenken: Eine ungültige Stimme ist besser als keine abgegebene Stimme, aber nicht so gut wie eine gültige Stimme. Zum oben erwähnten Beispiel kommt noch dazu, dass viele Beschlüsse, wie beispielsweise die Finanzierung für Parteien, an der erreichten Prozentzahl festgemacht werden. Wenn du eine ungültige oder keine Stimme abgibst, hast du darauf keinen Einfluss. Auch die Legitimation der einzelnen Abgeordneten sinkt, wenn nur ein geringer Teil der Bevölkerung wählen geht. Für sie ist es dann schwieriger, die Interessen ihres Landes im Europäischen Parlament zu vertreten.
Mir passt keine Partei
Da auf dem Stimmzettel zwar 40, aber keine 80 Millionen Parteien aufgelistet sind, überrascht es nicht, dass du nicht mit allen Zielen einer Partei übereinstimmen kannst. Versuche folgendes Gedankenspiel: Stell dir die EU in 10 Jahren vor, wenn sie von der Partei regiert wird, mit der du dich am ehesten identifizieren kannst. Würdest du in dieser EU gerne leben? Falls ja, dann wähle diese Partei – und falls nein, probiere diesen Gedankengang mit den anderen Parteien aus, bis du eine gefunden hast, mit der du dich anfreunden kannst.
Die Arbeit des EU-Parlaments betrifft uns doch gar nicht
Das ist falsch. Das EU-Parlament ist die Institution, die in der EU für die Gesetzgebung zuständig ist. Es erlässt Gesetze, die für alle Mitgliedsstaaten und damit auch für dich als EU-Bürger verbindlich sind. Ein Beispiel sind die zulässigen Abgasgrenzwerte für Kraftfahrzeuge. Außerdem ist das EU-Parlament die demokratische Kontrolle aller EU-Organe und gemeinsam mit dem Rat der EU für deren Haushaltsplanung zuständig. Es ist also extrem wichtig, wer im Parlament sitzt – und du kannst das mit deiner Stimme entscheiden!
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