Praktika kennen alle von uns. Während man das verpflichtende Schulpraktikum in der 8. Klasse häufig noch in der Heimatstadt absolviert hat, werden die Praktika, die man während des Studiums absolviert umfangreicher, komplexer, anspruchsvoller und sind letztlich nicht ganz unbedeutend, wenn es um den späteren Berufseinstieg geht. Das musst Du beachten, wenn Du ein Praktikum im Ausland absolvieren willst.
Praktika ermöglichen es, Berufserfahrungen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen und hoffentlich das Wissen, das man sich im Studium angeeignet hat, auch anzuwenden. Doch wieso genau muss man jetzt für ein Praktikum auch noch ins Ausland gehen? Reicht nicht ein Praktikum in Deutschland? Natürlich reicht auch ein Praktikum in Deutschland aus, um erste Berufserfahrungen zu sammeln, doch ein Praktikum im Ausland eröffnet noch einmal ganz neue Möglichkeiten. Auch wenn es mit deutlich mehr Vorbereitung, Organisation und auch Kosten verbunden ist, lohnt sich der Weg ins Ausland!
Anderes Land, andere Sprache, andere Kultur
Sofern Du dein Praktikum nicht in Österreich oder der Schweiz absolviert, bist Du auch zwangsläufig mit einer anderen Sprache konfrontiert. In Einzelfällen kann es sein, dass im Büro zwar Deutsch gesprochen wird, dies ist bei Auslandsvertretungen deutscher Stiftungen, Deutschen Botschaften usw. der Fall, jedoch ist die Landessprache im Idealfall kein Deutsch und so musst Du dich im Alltag zumindest mit einer anderen Sprache auseinandersetzen. Doch was ist außerdem noch so wichtig neben einer anderen Sprache? Ein Praktikum im Ausland stellt dich vor deutlich mehr Herausforderungen als ein Praktikum in Deutschland: Es beginnt bei der Überlegung, welche Länder überhaupt in Betracht kommen, wo man das Praktikum machen möchte, Anreise, Visum, Unterkunft, Sprache und die Überlegung, worauf man sich überhaupt einlassen muss. Auch wenn der Arbeitsaufwand im Vorfeld deutlich höher ist als ein klassisches Unternehmenspraktikum in der Unistadt, ist es eine wunderbare Erfahrung.
Organisation eines Auslandspraktikums
Für ein Auslandspraktikum solltest Du ungefähr 18 Monate bis ein Jahr an Vorbereitung einkalkulieren – damit Du möglichst stressfrei und gut vorbereitet die Reise ins Ausland antreten kannst. Hier ein ungefährer Zeitplan, der dir bei der Vorbereitung für dein Auslandspraktikum helfen kann:
1,5 bis 1 Jahr vorher:
Überlege dir zunächst, was für ein Auslandspraktikum Du machen möchtest: In diese Überlegung solltest Du einbeziehen, was für Sprachen Du beherrscht, welche Länder dich interessieren, welche Länder Du dir leisten kannst und in welchem Bereich Du ein Praktikum machen möchtest. Sobald Du dich entschieden hast, wo Du dein Praktikum machen möchtest, kannst Du dich an die Bewerbungen für die ausgewählten Stellen setzen. Beachte hierbei, dass Du am besten mindestens ein Jahr, bevor Du dein Praktikum antreten möchtest, deine Bewerbung abschickst. Bei besonders angefragten Praktikastellen, wie beispielsweise deutsche Botschaften im Ausland, kann es sein, dass Du am besten sogar schon bis zu zwei Jahre im Voraus Bewerbungen losschickst.
Nach der Zusage
Sobald du für deine Bewerbung eine Zusage erhältst, kannst Du dich freuen, aber auch schon bald mit den Vorbereitungen für dein Praktikum im Ausland beginnen. Als erstes solltest Du auf der Seite des Auswärtigen Amtes vorbeischauen, welche medizinischen Hinweise für dein Zielland ausgeschrieben sind und welche Impfungen empfohlen werden. Falls Du noch mehrere Impfungen benötigst, solltest Du dich schnellstmöglich mit deinem Hausarzt in Verbindung setzen, um einen Impfplan zu erstellen, da einige Impfungen einen gewissen Abstand bis zur nächsten Impfung brauchen und einige Impfstoffe auch erst bestellt werden müssen.
Außerdem kannst Du bereits nach Flügen schauen, um einschätzen zu können, wie teuer diese ungefähr sind. Flüge sind meistens ungefährt acht Monate vor Abflug am günstigsten. Falls Du in den Ferien fliegst oder es besonders beliebte Reiseziele sind, solltest Du so früh wie möglich schauen, welche Flugroute für dich am besten geeignet ist. Dabei kannst Du natürlich selbst entscheiden, ob Du online oder im Reisebüro buchst, falls Du jedoch flexible Optionen brauchst, um den Flug noch einmal umbuchen zu müssen oder mehrere Koffer brauchst, empfiehlt sich der Weg ins Reisebüro, falls Du online nicht zurechtkommen solltest.
Dann wäre die nächste Baustelle deine Unterkunft: Da gibt es leider kein Geheimrezept, das ist eine Mischung aus Glück und Geduld. So könntest Du einmal in Facebook-Gruppen schauen, bei deiner Praktikumsstelle nachfragen, wo frühere Praktikanten untergekommen sind und ob man da den Kontakt herstellen könnte, oder auch nach Erfahrungsberichten googlen. Zum Teil stellen Universitäten ja die Erfahrungsberichte von Praktikanten online, sodass man dort zum Teil noch Tipps nachlesen kann. Falls ihr über einen längeren Zeitraum, also drei bis sechs Monate vor Ort bleibt, gibt es natürlich auch die Möglichkeit, sich zunächst einmal ein Hostelzimmer zu buchen, um dann persönlich vor Ort weiterzusuchen. Auch wenn Du vor Ort persönlich suchst, stell sicher, dass Du für die ersten zwei Wochen im Vorfeld schon eine Unterkunft habt, ansonsten hast Du bereits in der ersten Praktikumswoche Stress mit der Wohnungssuche und kannst dich gar nicht wirklich eingewöhnen.
Anschließend stellt sich die Frage, ob Du alle Papiere hast, ist dein Reisepass noch aktuell, benötigst Du ein Visum, einen internationalen Führerschein, sonstige Bescheinigungen? Auch ist es nun noch früh genug, die Sprachkenntnisse aufzufrischen. Hierzu bieten viele Universitäten auch kostenlose Sprachkenntnisse an, die man für ein oder zwei Semester belegen kann.
Sechs Monate vorher
Ungefähr sechs Monate, bevor Du in dein Abenteuer Auslandspraktikum aufbrichst, solltest Du dir Gedanken über Kreditkarten und Stipendien machen und überlegen, ob Du dein WG-Zimmer in Deutschland untervermieten möchtest. Vor allem im außereuropäischen Ausland benötigst Du eine Kreditkarte, um Geld abzuheben und damit zu bezahlen. Achte bei der Auswahl darauf, dass Du im Ausland damit kostenlos Geld abheben kannst. Damit Du im Ausland auch ein wenig finanzielle Unterstützung bekommst, solltest Du dir auch überlegen, dich für ein oder sogar mehrere Stipendien zu bewerben. Hier kannst Du auch zunächst bei deiner Uni nachfragen, welche Möglichkeiten es gibt: Beachte hierbei nötige Fristen, in den meisten Fällen müssen auch noch Gutachten von Dozenten, Sprachprüfungen und Motivationsschreiben angefertigt werden. Um in Deutschland die Ausgaben möglichst gering zu halten, kannst Du auch überlegen, ob Du dein WG-Zimmer oder deine Wohnung untervermietest. Achte hier nur unbedingt darauf, dies im Vorfeld mit deinem Vermieter abzusprechen.
Wenn Du all diese Dinge dann bereits organisiert hast, bist Du schon sehr gut vorbereitet und deinem Praktikum steht nichts mehr im Wege. Ungefähr sechs bis vier Wochen vor Abflug solltest Du dich dann an die genaue Organisation von Dokumenten und der Packliste machen. Zunächst solltest Du dir eine Reiseapotheke zusammenstellen und die Medikamente, die Du regelmäßig benötigst, bereits in Deutschland kaufen. Im Ausland gibt es meistens nur die einheimischen Produkte. Überlege außerdem, welche eventuellen Krankheitsfälle eintreten können und welche Medikamente Du dafür benötigst.
Dann überlege dir schon einmal, was Du ins Ausland mitnehmen möchtest, insbesondere Kosmetik und Hygiene-Artikel solltest Du zumindest für den Beginn deiner Reise kaufen und auch Stromadapter sollten nicht fehlen. Zudem solltest Du alle Dokumente kopieren und zwischen Koffer und Handgepäck aufteilen, einen Satz Kopien am besten auch Eltern oder Partner in Deutschland für Notfälle da lassen und Kopien von Ausweisdokumenten und Kreditkarten machen. Am besten schickst Du dir ein Fotos deines Ausweises selbst an deine eigene E-Mail-Adresse. Falls das worst-case-Szenario eintritt, dass Papiere, Ausweise und Handy weg sind, kannst Du dich zumindest an einem öffentlichen Computer in deine E-Mails einloggen und dort deine Passnummer nachschauen.
Ansonsten solltest Du eine Tage vorher noch einmal schauen, ob alle benötigten Unterlagen da sind und Du alles gepackt hast. Und dann kann dein Auslands-Praktikum auch schon beginnen!
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