Viele Menschen prägen uns im Laufe unseres Lebens, sie geben uns Liebe, Halt und manchmal auch gute Ratschläge. Die Weisheit und Lebenserfahrung der älteren Generationen kann uns wertvolle Einsichten und Lehren bieten, um unser eigenes Leben zu gestalten. In diesem Artikel teile ich 10 bedeutende Lektionen mit dir, die ich von meiner Oma gelernt habe. Ihre Ratschläge, ihre Wärme und ihr Leben haben meine Sichtweise geprägt und mir unvergessliche Erkenntnisse geschenkt, die mir immer im Leben schon oft weitergeholfen haben.
Einfachheit kann so schön sein
Früher war alles anders, das wissen wir wohl alle. Das Leben in den letzten 80 Jahren hat sich sehr verändert, nicht immer zum Guten. Immer, wenn ich meine Oma sprechen hörte, klang es wie aus einer anderen und besseren Welt, die Freundschaften, Werte und Normen waren anders, doch das, was mich am meisten faszinierte, war die Einfachheit.
Wir leben in einer Welt, die stark vernetzt und sehr komplex geworden ist. Vielleicht liegt es auch an der Hektik unseres Alltags, dass wir die Einfachheit oft einfach vergessen und gar nicht ausleben. Aber im Grunde brauchen wir gar nicht so viel. Zwar erleichtern viele Dinge unseren Alltag, die wir nicht unbedingt wieder missen wollen, andererseits bewegen wir uns eher in die Richtung des Konsums, die nicht unbedingt nachhaltig ist. Wenn ich mir Dinge aus der Zeit meiner Oma anschaue, ist mir klar, dass diese Dinge gemacht wurden, um bestenfalls lange zu halten.
Bei Gegenständen in der heutigen Zeit kann man das nicht mehr sagen. Im Grunde sind Dinge mittlerweile darauf ausgelegt, schnell kaputt zu gehen oder an Aktualität zu verlieren, um uns zum Kauf eines neueren Gegenstands zu bewegen. Natürlich bezieht sich die Einfachheit nicht nur auf Dinge, sondern auch auf Situationen. Meine Oma ging jeden Tag spazieren und fand Freude in den kleinen Dingen. Das kann man von vielen von uns leider nicht sagen, wir kennen nur noch schöner, schneller, besser.
Handarbeit hat unerwartete Nebeneffekte
Solange ich zurückdenken kann, hat meine Oma Kleider umgenäht und Pullover gestrickt und ich habe ihr dabei zugesehen. Ich war absolut fasziniert von den vielen Mustern, die sie beherrschte und mit wie viel Selbstverständlichkeit sie all das tat. Sie lehrte mich auch, wie wichtig es ist, Dinge selbst schaffen zu können, sei es durch Stricken, Nähen, Gärtnern oder Kochen.
In Diese Tätigkeiten haben nicht nur einen praktischen Nutzen, sondern schaffen auch ein Gefühl der Erfüllung und Zufriedenheit für mich. Doch zu verdanken habe ich all das ihr. Denn während meine Eltern oft arbeiteten, war sie immer da; wir waren ein Team aus Alt und Jung und sie hat mir nie das Gefühl gegeben, etwas nicht zu können. Sie war immer mit etwas beschäftigt, ganz selten hat sie sich mal bei einer Tasse Tee Seifenopern im Fernsehen angeschaut. Wenn ich mir mein heutiges Leben anschaue, dann gibt es auch viel zu tun, aber die Bildschirmzeit in der Freizeit ist wesentlich länger. Manchmal fehlt mir die Muße, etwas Handwerkliches zu tun. Und dann denke ich wieder an sie und überwinde mich doch.
Geduld zahlt sich immer für dich aus
Oft ertappe ich mich dabei, dass ich ungeduldig bin, ich warte auf Emails, Nachrichten, Bestellungen und es nervt mich, wenn etwas länger braucht als 1-2 Tage. Dabei sind es leider verlorene Nerven und zusätzlicher Stress, die mir nicht guttun. Geduld war eine Tugend, die meine Großmutter hingegen meisterhaft beherrschte.
Sie erklärte mir, wie wichtig es ist, in einer Geduld zu üben und dass man nichts verändern kann, wenn man auf etwas wartet, man kann diese Zeit aber mit sinnvollen Dingen füllen. Diese Tatsache ist etwas, woran ich häufig denken muss, wenn ich mich mal wieder bei der Ungeduld ertappe und es mir nicht schnell genug geht. Dann versuche ich bewusst, mich zu entspannen und mich auf etwas anderes zu konzentrieren, was ich gerade tun kann.
Eine Gemeinschaft ist deine Heimat
Meine Großmutter lebte in einer Zeit, in der Nachbarschaftsgemeinschaften wichtig waren. Das ist teilweise immer noch so, doch haben diese Gemeinschaften nicht mehr die Bedeutung, die sie früher hatten. Früher war es eine Gemeinschaft, die dazu da war, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen, wenn ein Mangel bestand. Sie sicherte das Überleben nach den zehrenden Weltkriegen. Ihre Vorstellungen von Freundschaft waren ganz anders, als die Werte und Normen, denen ich heute begegne.
Für sie war Freundschaft ein wichtiges Gut und für Freunde ging man durchs Feuer. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob schlechte Zeiten Menschen mehr zusammenschweißen, als gute Zeiten. Denn obwohl ich in einer Zeit des Überflusses lebe, kenne ich solche Freundschaften leider nicht, denn sie sind viel oberflächlicher geworden. Sie leben überwiegend von digitalem Austausch und nicht von wirklicher Herzlichkeit und Fürsorge. Dabei wäre es so wichtig, dass wir zu diesen ursprünglichen Werten und mehr Menschlichkeit zurückfinden.
Zuhören ist eine Kunst, die wir beherrschen sollten
Meistens sprechen wir mit anderen, um uns selbst mitzuteilen und von uns zu erzählen. Selten fällt uns auf, dass wir vielleicht zu wenig fragen, wo gefragt werden sollte und zu wenig zuhören. Meine Oma hatte diese wertvolle Fähigkeit, anderen Menschen aufmerksam zuzuhören und sie ausreden zu lassen. Sie zeigte mir, wie wichtig es ist, präsent zu sein und sich für die Geschichten und Gedanken anderer zu interessieren, auch wenn sie vielleicht wenig mit unserer Realität zu tun haben.
Eine Freundschaft und Beziehung lebt davon, dass gesprochen und zugehört wird. Doch durch die Erfahrung, dass uns niemand zuhören will, werden wir egoistischer und reißen die Gespräche an uns, weil wir befürchten, dass es andere genauso tun werden. Dabei sollten wir einen Schritt zurücktreten und andere so behandeln, wie wir selbst gerne behandelt werden würden.
Unabhängigkeit macht dich stärker
Meine Oma wuchs in einer Zeit auf, in der Unabhängigkeit für Frauen nicht selbstverständlich war. Ich kann es mir gar nicht wirklich vorstellen, wie es für Frauen in dieser Zeit gewesen sein muss, nicht die freie Wahl zu haben, was sie tun oder nicht tun. Und ich bewundere die Frauen, die für diese Entscheidungsfreiheit gekämpft und sie mitgestaltet haben.
Trotz ihrer Erziehung und der damaligen Normen hat meine Oma sich immer ermutigt, für mich selbst einzustehen und mich nicht leichtfertig in Abhängigkeiten zu begeben Sie lehrte mich auch, wie wichtig es ist, nach persönlichem Wachstum und Selbstverwirklichung zu streben und diese zu einer Priorität zu machen. Ihr Mut, eigene Wege zu gehen, inspiriert mich bis heute. Zwar wird es immer Anhängigkeiten geben, die wir nicht vermeiden können, trotzdem können wir vieles dafür tun sie dort zu vermeiden, wo wir entgegenwirken können.
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben
Meine Oma hat nicht übermäßig viele schöne Erlebnisse in ihrem Leben, vielmehr war es durchwachsen von Mangel, Verlust und schwierigen Entscheidungen. Sie hat alleine zwei Kinder großgezogen, ihre Mutter betreut und in einem überwiegend männlich geprägten Umfeld gearbeitet, manchmal auch in Nachtschichten. Aber niemals kam ein Wort der Beschwerde über ihre Lippen, sie betrachtete diese Aufopferung nicht einmal als bemerkenswert, sondern als notwendig und gut.
Trotzdem oder vielleicht genau deswegen betonte sie immer wieder die Bedeutung, den Moment zu genießen und das Leben zu leben. Sie lebte im Hier und Jetzt und ermutigte mich, achtsam zu sein und die Gegenwart zu schätzen, wie sie auch sein mag. Denn was wir aus dem Moment machen, ist das eigentlich Bedeutsame und kann uns entweder glücklich oder unglücklich machen. Diese Sichtweise eröffnet mit immer wieder eine Quelle von Freude und Dankbarkeit, denn mein Leben war bisher, objektiv betrachtet, um einiges glücklicher und nicht von ständigem Mangel und Verlust geprägt.
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