Jeder Mensch steht irgendwann vor der Frage, wer er oder sie ist, woher er oder sie kommt und wohin es geht. Spätestens seit dem Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes am 1. November 2024 stellt sich die Frage nach Identität vollkommen neu. Wie die heilige Katharina von Siena bei der Suche nach Identität und der Bildung eines Standpunktes helfen kann.
Katharina von Siena, die von 1347 bis 1380 gelebt hat, ist eine große Heilige der Kirche und war eine bedeutende Mystikerin und wurde von der Kirche zur Kirchenlehrerin erhoben. Die als Caterina Benincasa geborene Frau sollte eine zentrale Rolle in der religiösen und politischen Geschichte des 14. Jahrhunderts spielen.
Die junge Caterina trifft die Entscheidung, Jesus nachzufolgen
Als sie sechs Jahre alt war, soll das junge Mädchen eine erste Vision gehabt und sich daraufhin geschworen haben, Jesus in Armut und Keuschheit nachzufolgen – gegen den Willen ihrer Eltern. Sie war aber so dermaßen von Jesus ergriffen, dass Caterina mit 16 Jahren Mitglied im Dritten Orden des Heiligen Dominikus wurde. Sie konnte ihre religiösen Gelübde ablegen, ohne jedoch ins Kloster einzutreten. Ähnlich wie der heilige Franziskus lässt sie alles hinter sich und folgt den Worten Jesu aus dem Matthäus-Evangelium, wo es heißt: „Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen.“ (vgl. Mt 19,29).
Was die junge Katharina schon früh ausgezeichnet hat, waren ihr Ehrgeiz und ihre Überzeugung. Auch heute braucht es diese beiden Charaktereigenschaften, damit sich ein eigener Standpunkt entwickelt, der auch bei den stärksten Erschütterungen nicht wankt. Diesen festen Anker hatte die junge Katharina in Jesus, der auch heute Vorbild und Orientierung für junge Menschen sein kann. Die oft wechselnden Trends in einer sich noch schneller wandelnden Welt und Gesellschaft fordern junge Menschen heraus. Hier kann das Beispiel Katharinas von Siena helfen, klare Werte und Überzeugungen zu entwickeln und diese auch nach außen, z. B. gegenüber Freunden oder am Arbeitsplatz, zu vertreten – komme es gelegen oder ungelegen.
Katharina von Siena lebt und wirkt aus der Verbundenheit mit Jesus
Katharina, die täglich betete und fastete, wurde durch ihre spirituellen Einsichten und Visionen eine gefragte Person. Eine ihrer bekanntesten Visionen war die “mystische Vermählung” mit Christus, bei der sie einen unsichtbaren Ring erhielt, den sie als Symbol ihrer Vereinigung mit Gott betrachtete. Aus dieser tiefen Verbundenheit mit Jesus Christus wurde Katharina politisch und sozial aktiv. Sie konnte sogar den Papst bewegen, seinen Palast in Avignon zu verlassen und 1376 nach Rom zurückzukehren.
Dies zeigt, dass sie nicht nur ein starkes spirituelles Leben führte, sondern auch eine beeindruckende Selbstsicherheit besaß, ihre Überzeugungen lautstark zu vertreten. In einer Welt, in der junge Menschen oft das Gefühl haben, keine Stimme zu haben oder das Weltgeschehen nicht beeinflussen zu können, kann Katharinas Mut inspirieren.
Reform für die Kirche besteht in der Rückkehr zu Gebet und Buße
In einer Zeit, die geprägt war von Krisen – besonders auch in der Kirche – hat Katharina von Siena ihre Stimme erhoben, zahlreiche Briefe verfasst und eine vor allem moralische Reform der Kirche gefordert. Sowohl der Klerus als auch die Laien sollten sich auf ein Leben der Tugend, der Buße und des Glaubens besinnen.
Katharina starb 1380 in Rom im Alter von 33 Jahren in Rom. 1461 hat sie Papst Pius II. heiliggesprochen. Im Jahr 1970 erhob sie Papst Paul VI. zusammen mit Teresa von Ávila zur Kirchenlehrerin. Doch damit nicht genug: 1999 hat sie Papst Johannes Paul II. zur Mitpatronin Europas erkärt.
Die heilige Katharina von Siena: ein Vorbild für die Jugend?
Das Leben und Wirken der heiligen Katharina von Siena kann jungen Menschen wichtige Orientierungshilfen bieten: Über die Bildung eines eigenen Standpunktes, der Selbstfindung und die Selbstannahme.
Um die Persönlichkeit gut ausbilden zu können, braucht es eine innere Stabilität, die nicht von der Bestätigung durch andere abhängig ist. Katharina war ein Vorbild für Standhaftigkeit und zeigte, wie wichtig es ist, auf das zu hören, was man im Herzen für richtig hält. Sie lehrte, dass wahre Stärke aus der inneren Verbundenheit mit sich selbst und mit Gott kommt.
Katharina von Siena war und ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie eine Balance zwischen innerer Reflexion und äußerem Handeln aussehen kann. Junge Menschen, die heute oft unter Druck stehen, ständig aktiv oder immer erreichbar zu sein, können von Katharina lernen, wie wichtig es ist, auch Zeiten der inneren Einkehr und Selbstreflexion zu haben.
Durch innere Überzeugung eine Inspiration für andere sein
Inneres Wachstum und äußerer Aktivismus dem Vorbild Katharinas nach entscheidend für die Entwicklung als Mensch. Katharina von Siena lehrt, dass es ein tiefes Verständnis von sich selbst und ein Sicher-Sein der Berufung braucht, um sinnvoll und nachhaltig in der Welt zu handeln.
Trotz der Herausforderungen ihrer Zeit gab sie nie auf und blieb ihrem Glauben und ihrer Berufung treu. Sie zeigt jungen Menschen in unserer Zeit, dass es im persönlichen Wachstum Geduld vonnöten ist.
Die Identität des Menschen ist in Gott zu finden
Gerade in einer schnelllebigen Welt, die geprägt ist von Trends und Beliebtheitswerten in den sozialen Medien, erinnert Katharinas Leben daran, dass sich durch Beharrlichkeit und Geduld das wahres Selbst entdecken lässt.
Katharina von Siena als eine wichtige Heilige der Kirche bietet jungen Menschen auf der Suche nach Identität auch heute:
- Mut,
- Innere Überzeugung,
- Engagement und Dienst,
- Innere Verbundenheit mit Gott.
Katharina von Siena ist ein Beispiel dafür, dass ein tiefes spirituelles Leben mit praktischem Engagement für die Welt verbunden werden kann, und dass die wahre Identität eines Menschen in der Verbindung mit seinen inneren Werten und der Liebe zu anderen gefunden wird.
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