Die letzten zwei Jahre der Weltgeschichte verliefen in vielerlei Hinsicht so ganz anders als geplant, angefangen mit der Corona-Pandemie, gefolgt von Krieg, Inflation, Energiekrise und Klimawandel, sehen Zukunft und Gegenwart nicht gerade rosig aus. Ob man in diese Welt noch Kinder setzen kann? Auf wen oder was kann man sich wirklich noch verlassen, wenn auf einmal sämtliche Sicherheiten verschwinden? Eine neue Studie der INSA zum Thema „Familie“ hat jetzt herausgefunden, dass gerade in solchen Krisen die Familie eine zentrale Rolle im Leben der Deutschen spielt!
Familie ja oder nein? (Noch) nicht jetzt?
Seit ich Mama eines wundervollen kleinen Jungen geworden bin, begegnen mir in persönlichen Gesprächen immer wieder die gleichen Gedanken und Themen. Bei genauerem Hinsehen ergibt sich für mich irgendwie kein stimmiges Bild dabei. Es erscheint mir eher widersprüchlich: Während Ältere mir sehnsüchtig zusprechen, ich solle die Zeit so genießen, denn „sie werden ja so schnell groß“, begegnen mir bei Jüngeren, insbesondere meiner eigenen Altersgruppe, die ja genau in dieser Phase wären, die größten Zweifel: „Na, ob das nicht langweilig wird auf die Dauer, mit so einem Kleinkind zu Hause – wann willst du denn wieder arbeiten gehen?“ oder: „Für mich/uns wäre das jetzt noch nichts, wir genießen noch unsere Freiheiten…“
Völlig legitim – und ich müsste lügen, wenn ich, als junge Erwachsene, nicht genau dieselben Fragen und Gedanken gehabt hätte – jedoch trat bei mir vor allem ein Gefühl in den Vordergrund, als ich diese unterschiedlichen Denkweisen reflektierte: Traurigkeit. Wie schade ist es doch, wenn die, deren Kinder bereits „aus dem Nest geflogen“ sind, der Kleinkindzeit nachhängen (und viele erfreuen sich ja gerade in dem Alter dann an Enkelkindern und genießen das sogar noch mehr), während diejenigen, die genau im besten Alter wären, eine Familie zu gründen, sich davor scheuen, weil es eben doch auch Mut braucht, diesen Schritt zu wagen. Dabei sind die Finanzen gar nicht mal der größte Anteil. Es geht auch um das Loslassen so mancher Bewegungsfreiheit, Opferbereitschaft (man ist ja 24/7 für jemand anderen verantwortlich) und man ist schlichtweg erstmal fremdem Terrain, was Erziehung betrifft, ausgesetzt…
Ist also die Familie in der Krise oder ist gerade sie es, die durch die Krisensituationen trägt?
Studie zeigt: bei allen Zweifeln – auf Familie ist Verlass
Eine neue Familienstudie der INSA hat im Feburar 2022 online 10.000 deutsche Bürger/innen in 42 Fragen über ihre Sicht von Familie befragt und herausgefunden, dass es sich für die meisten Familien letztendlich lohnt – trotz aller Strapazen und vor allem in Krisen: „Rund zwei Drittel aller Befragten (68 Prozent) würden sich in Krisensituationen am ehesten an die Familie wenden. Freunde (45 Prozent) kommen mit weitem Abstand an zweiter Stelle, danach folgen soziale Einrichtungen (12 Prozent) und Kirchen (4 Prozent).“ (https://www.insa-consulere.de/wp-content/uploads/2022/05/PM-Familienstudie-2022.pdf, S.2)
Familie kann hier natürlich auch zweierlei bedeuten: Herkunftsfamilie und die Gründung einer eigenen Familie. Selbst wer sich also aktuell nicht oder noch nicht vorstellen kann, selbst eine Familie zu gründen, profitiert meist von der Herkunftsfamilie und findet dort immer wieder den nötigen Halt und Hilfe in Fragestellungen.
Familie hat sich bewährt
Während der Staat und andere unabhängige Organisationen also auch ihre Angebote schaffen, damit Menschen in Krisensituationen geholfen werden kann, ist der Prozentsatz derer, die sich primär an die eigene Familie wenden, doch deutlich höher. Selbst Freunde können da nicht alles abfangen.
76 Prozent aller Befragten geben an, dass ihre eigene Familie eine Krise gut überstehen würde bzw. dies bereits getan hat. In Bezug auf Corona wurde konkret nachgehakt: „61 Prozent aller Befragten finden, dass sich die Beziehungen innerhalb ihrer Familie während der Corona-Pandemie weder verbessert noch verschlechtert hat. 21 Prozent sehen sogar eine Verbesserung, nur 12 Prozent eine Verschlechterung.“ (https://www.insa-consulere.de/wp-content/uploads/2022/05/PM-Familienstudie-2022.pdf, S.4)
Relevanz von Werten
Wo auf einmal Kontakte drastisch reduziert werden mussten, wurde wohl auch viel Raum dafür geschaffen, sich noch einmal der eigenen Familie besser zu widmen. Natürlich gab es auch erschütternde Nachrichten über häusliche Gewalt und es war nicht immer einfach, auf engem Raum gut auszukommen. Allerdings ist es fast ein Viertel der Befragten, die eine Verbesserung in den Beziehungen innerhalb ihrer Familie beobachten konnten.
Werte spielen auch hier eine große Rolle: 90 Prozent gaben an, Loyalität und Treue seien ihnen innerhalb der Familie besonders wichtig (68% „sehr wichtig“, 22“ „eher wichtig“), lediglich 5 Prozentantworteten mit „eher unwichtig“ oder „sehr unwichtig“.
Familie scheint also das beste Übungsfeld zu sein, Werte zu leben und wer Teil einer Familie sein darf, kann sich glücklich schätzen, besonders in Krisenzeiten. Zumindest sehen das die meisten Teilnehmer der Studie so – was denkt ihr dazu? Erfahrt ihr Ähnliches in eurer Familie oder überwiegen für euch so manche Schwierigkeiten im Miteinander?
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