„Laetare“ heißt der vierte Fastensonntag: „Freue dich!“. Freude ist eine zentrale Botschaft des Christentums. Der Grund: Eine tiefe Hoffnung auf ein gutes Ende. Ein Impuls von Benedikt Bögle.
Das Thema der Freude mag so gar nicht in die Fastenzeit und gerade jetzt während Corona passen. Eigentlich steht doch die Besinnung über die eigene Sündhaftigkeit im Mittelpunkt – ebenso wie der Blick auf das Leiden und Sterben Jesu Christi. Und dennoch heißt der vierte Fastensonntag „Laetare“ – „Freue dich!“. Damit greift dieser Sonntag ein wichtiges Thema des christlichen Glaubens auf. Im Zentrum des christlichen Glaubens steht das Evangelium. Das heißt: die gute, die frohe Botschaft. Nicht eine traurige Nachricht ist es, die Christen verkünden; kein böser Gott steht im Zentrum des kirchlichen Glaubens.
Fastenzeit ohne Ostern
Manchmal freilich ist dieser Eindruck etwas getrübt. Am Anfang seines Pontifikats veröffentlichte Papst Franziskus ein apostolisches Schreiben, das auch als „Regierungsprogramm“ des neuen Papstes bezeichnet wurde. „Evangelii gaudium“ (EG) trägt schon die Freude am Glauben in seinem Titel: „Die Freude des Evangeliums“. In seinem Schreiben beklagt der Papst Christen, in deren Glauben die Traurigkeit vorherrsche: „Es gibt Christen, deren Lebensart wie eine Fastenzeit ohne Ostern erscheint. Doch ich gebe zu, dass man die Freude nicht in allen Lebensabschnitten und -umständen, die manchmal sehr hart sind, in gleicher Weise erlebt.“ (EG 6)
„Mit Jesus kommt die Freude“
Das aber darf den Glauben nicht beherrschen. „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude“, schreibt Papst Franziskus (EG 1). Nur: Warum? Was ist es, was – zumindest im Idealfall – das Leben eines Christen freudig macht? Der Schlüssel zu diesem Verständnis des Papstes ist im Evangelium, in der frohen Botschaften selbst, zu suchen. Jesus hat bisweilen wirklich hart gesprochen. Sünde hat er immer angesprochen, konsequent Menschen auf ihre Fehler, Schwächen und Fehlvorstellungen hingewiesen. Angenehm war das sicherlich nicht immer.
Gott steht auf der Seite der Menschen
Gleichzeitig aber verkündet Jesus immer auch die Botschaft der Verzeihung. Der harten Erkenntnis von Sünde und Schuld folgt die Botschaft von Verzeihung und Befreiung. Christen dürfen deshalb darauf vertrauen, dass es mit ihnen ein gutes Ende nehmen wird: Gott will für seine Schöpfung nicht den Untergang, sondern die Heilung. Und so will er auch für jeden Menschen das Heil und nicht die Verdammnis. Einen größeren Grund zur Freude kann es überhaupt nicht geben: Gott steht auf der Seite des Menschen – das ist der Kern der frohen Botschaft. Gerade in der Fastenzeit sollten Christen darauf den Blick richten. Ist unser Leben durchdrungen von Hoffnung und der Freude des Evangeliums? Oder ist unser Leben eher, wie Papst Franziskus es beschreibt, eine Fastenzeit ohne Ostern?
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