Im vergangenen Monat noch protestierten die bezahlten EU-Trainees in Brüssel in Solidarität mit ihren unbezahlten Kollegen im EU-Ausland – nun ist es endlich beschlossene Sache: Die EU-Delegationen müssen in Zukunft ihre Trainees bezahlen. Eine faire Geste, allerdings mit kontraproduktiven Folgen.
Um ein Traineeship in einer der zahlreichen EU-Delegationen weltweit zu absolvieren, muss man erstmal ordentlich sparen: Visum, Langstreckenflüge, Unterkunft und Verpflegung in einem fremden Land müssen bezahlt werden. Wer gerne nah an seinem Arbeitsplatz wohnen möchte, muss höhere Mieten auf sich nehmen – denn die EU sitzt in repräsentativen Viertel in den Hauptstädten. Hier sind selbst in Entwicklungsländern die Mieten vergleichsweise hoch.
Wer bezahlt das?
Im Zweifel bezahlen Mami und Papi. Die Chancen auf Stipendien sind gering und man muss lange gejobbt haben, um diese Summen aufzubringen. Und wenn Mami und Papi nicht zahlen können? Dann muss man das Traineeship eben absagen. Dumm gelaufen.
Diese Situation ist unfair: Erstens werden die EU-Trainees in Brüssel bezahlt – warum also nicht ihre Kollegen im EU-Ausland? Und zweitens werden so nur diejenigen gefördert, die sowieso schon aus gehobenem Hause kommen, deren Eltern wahrscheinlich Akademiker sind, und die wahrscheinlich schon Auslandserfahrung und Sprachkurse auf Kosten von Mami und Papi hinter sich haben. Diejenigen, die aufgrund geringerer finanzieller Möglichkeiten noch keinen internationalen Lebenslauf haben und ein solches Traineeship für ihre Karriere viel nötiger hätten, haben Pech gehabt.
Gesetzänderung mit Folgen
Das geht gegen die EU-Werte. Und letztendlich hat nun auch die EU eingesehen, dass hier etwas nicht stimmt. Daher die frohe Botschaft: Die nächsten Trainees in den EU-Delegationen werden bezahlt werden!
Na wunderbar… es gibt da nur einen kleinen Haken: Gleichzeitig wird das Budget für Personal nicht angepasst. Das bedeutet, dass in Zukunft viel weniger jungen Leuten die Chance gegeben wird, ein Traineeship zu absolvieren. Der Wettbewerb um die Stellen wird härter werden mit der Folge, dass wieder nur diejenigen mit Spitzenlebenslauf eine Chance kriegen. Eben nur weniger von ihnen als vorher. Ähnlich kontraproduktiv ist auch das Mindestlohn-Gesetz, welches vor zwei Jahren in Deutschland in Kraft getreten ist. Demzufolge wird ab einer Praktikumslänge von drei Monaten Mindestlohn gezahlt. Die Folge? Viele Praktika werden nur noch für eine Länge von bis zu drei Monaten angeboten, damit die Arbeitgeber das Gesetz umgehen können.
Deshalb, liebe Gesetzgeber, auch wenn eure Absichten positiv sind – bitte denkt auch an mögliche Folgen, die nicht eurem Wunschszenario entsprechen!
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