Am Ostersonntag 2019 wurden Christen während des Gottesdienstes angegriffen. Bis heute sind die Terroranschläge nicht aufgeklärt. Damals starben knapp 300 Menschen, 500 wurden verletzt. Die Organisation „Kirche in Not“ unterstützt die Gemeinden bei therapeutischer Begleitung. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Ein knappes Jahr ist es her, dass die katholische Kirche und der christliche Glaube in Sri Lanka erschüttert wurden. Am Ostersonntag, dem höchsten Fest des Christentums, wurden Christen während des Gottesdienstes angegriffen. In Hotels der Hauptstadt Colombo detonierten zudem Bomben. Knapp 300 Menschen starben, etwa 500 Menschen wurden verletzt (firstlife berichtete). „Wir haben noch am Ostersonntag mit einem Bischof aus Sri Lanka gesprochen, mit Valence Mendis aus Chilaw, das 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo liegt. Er hat uns gesagt, dass der Terror für die christliche Gemeinschaft völlig überraschend kam. Seit dem Ende des Bürgerkriegs vor zehn Jahren ist die Lage auf der Insel relativ ruhig geblieben – abgesehen von kleineren Übergriffen”, berichtet Tobias Lehner vom weltweiten katholischen Hilfswerk Kirche in Not: „Es hat die Katholiken dort unvorbereitet und brutal getroffen. Unmittelbar nach den Anschlägen gab es Vermutungen, die Geheimdienste hätten etwas über entsprechende Vorbereitungen gewusst. Darauf hat auch der Kardinal von Colombo hingewiesen und gefragt: Warum habt ihr uns nichts gesagt?“
Die Täter scheinen radikale Islamisten gewesen zu sein. Der größte Teil der Bevölkerung Sri Lankas gehört, mit rund 70 Prozent, dem buddhistischem Glauben an. Es folgen Hindus und Muslime. Mit rund sieben Prozent sind Christen eine Minderheit auf dem Inselstaat. Bis 2009 wurde der Staat für mehr als 25 Jahre von einem Bürgerkrieg beherrscht, dessen Ziel die Abspaltung eines neuen Staates sein sollte.
Solidarität mit den Christen
Ein Jahr später hat die Kirche in Sri Lanka noch immer nicht zur Normalität zurückgefunden und die Polizei ihre Ermittlungsergebnisse noch nicht veröffentlicht. Die Kirche will die Verantwortlichen vor Gericht gestellt wissen. Kardinal Malcom Ranjith, der Erzbischof von Colombo, hat zu diesem Zweck Demonstrationen angekündigt, um die Regierung so zu einer Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse zu bringen. Der damalige Anschlag hatte Christen gegolten – in der Folge aber haben sich auch andere Religionen mit der Kirche solidarisiert. Jude Fernando leitet die Wallfahrtsstätte St. Antonius in Colombo. Er berichtet gegenüber „Kirche in Not“, ein großer Teil seiner Gottesdienstbesucher seien keine Christen: „Etwa 40 Prozent von ihnen sind Buddhisten oder Muslime“, sagt er.
Hilfe für die psychische Aufarbeitung
Dabei hat der Anschlag tiefe Wunden geschlagen – nicht nur bei den Toten und körperlich Versehrten. Viele Gläubige arbeiten noch immer an ihrer psychischen Gesundheit, versuchen, das Geschehene zu verarbeiten. Diese Arbeit unterstützt „Kirche in Not“: Die Arbeit von etwa vierzig Therapeuten wird von dem päpstlichen Hilfswerk finanziert. Zudem werden Fachkräfte ausgebildet, die Christen zuhause besuchen und betreuen sollen. Dazu kommt ein neues Projekt, das sich dezidiert um betroffene Priester kümmert. Juan Fernando sagt: „Die Priester brauchen Hilfe. Wenn wir für andere stark sein sollen, müssen wir auch selbst stark sein. Wenn wir schwach sind, werden die Menschen schwach bleiben.“ Gerade durch die ständige Betreuung verletzter, traumatisierter und trauernder Menschen kämen viele Priester immer wieder an ihre Belastungsgrenze.
Das päpstliche Hilfswerk: Kirche in Not
„Kirche in Not“ wurde 1947 von Pater Werenfried van Straaten gegründet. Er kümmerte sich von Belgien aus um Hilfe für Deutschland und die Flüchtlinge aus den Gebieten Osteuropas. Heute hat sich das päpstliche Hilfswerk aller verfolgten Christen angenommen. „Kirche in Not“ kümmert sich um die Ausbildung von Priestern, druckt und verteilt Bibeln, finanziert etwa den Wiederaufbau der christlichen Städte in der Ninive-Ebene (firstlife berichtete) und beobachtet weltweit Verfolgungen und Diskriminierungen von Christen. Bis heute werden in vielen Staaten der Welt Christen wegen ihres Glaubens verfolgt. „Kirche in Not“ bezeichnete 2019 als „eines der blutigsten Jahre für Christen“ (firstlife berichtete).
Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit Kirche in Not.
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