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Seit zwei Wochen lebe ich mittlerweile in der Karibik. Zwei Wochen, die mir allerdings viel länger vorkommen. Ob das daran liegt, dass ich die Tage hier deutlich entspannter angehe und sie deshalb nicht so an mir vorbeirasen wie in Deutschland? Zu Hause fiel es mir oft schwer, abzuschalten, weil ich ständig „noch mal eben“ dieses oder jenes erledigen musste. Hier ist das anders. Gerade die erste Woche habe ich total ruhig verbracht. Der einzig feste Termin in dieser Zeit war mein Sprachkurs. Zwar hatte ich in der Schule Spanischunterricht, doch so ein individueller Kurs ist damit kaum zu vergleichen. Meine Lehrerin hat mit mir zunächst die Grammatikbereiche wiederholt, bei denen es noch etwas haperte. Die zweite Hälfte der Woche habe ich mich mit einem anderen Lehrer ganz aufs Sprechen konzentriert, denn das kam zumindest in meiner Schule im Unterricht immer zu kurz. Grundsätzlich würde ich jedem angehenden Volunteer einen solchen Intensivkurs ans Herz legen. Zum einen fühlt man sich sicherer und geht den ersten Tag im Projekt dementsprechend entspannter an. Zum anderen habe ich es als angenehm empfunden, nicht sofort mit der Arbeit zu starten, sondern mich erstmal akklimatisieren zu können.
Vor allem an die Klimaumstellung musste sich mein Körper gewöhnen. Ich finde es hier zwar nicht unerträglich heiß – im Gegenteil, oft ist es momentan sogar kühler als in Deutschland – aber die Luftfeuchtigkeit ist für mich etwas komplett Neues. Mittlerweile habe ich mich jedoch daran gewöhnt, nie ganz trocken zu sein: Entweder es regnet, oder man schwitzt, oder es regnet UND man schwitzt. Auch nach der Dusche wird man nur schwer wieder trocken! Irgendwann stört man sich aber nicht mehr daran und weiß dafür zu schätzen, dass dieses besondere Klima eine unglaublich vielfältige Tier- und Pflanzenwelt schafft.
Wir verbessern die Welt, aber sind keine Helden
Den besten Eindruck davon bekommt man im Jaguar Rescue Center, wo ich meinen Freiwilligendienst absolviere. Auf der Anlage tummeln sich Affen, Faultiere, Papageien, Raubkatzen, Schlangen und allerlei andere Tiere. Sie kommen ins Center, weil sie verletzt oder verwaist aufgefunden werden oder aber Opfer des illegalen Tierhandels wurden, der leider immer noch sehr populär ist. Viele Tiere bringen unfassbar traurige Geschichten mit: Ein Margay-Kater wurde zum Beispiel an der Grenze zu Panama beschlagnahmt, wo er als Haustier verkauft werden sollte. Er war in einem Auto festgebunden und wurde mit Kaffee und Brot als „Reiseproviant“ gefüttert. Viele Faultiere wiederum werden von Hunden angegriffen, die in Costa Rica zu Hauf und teilweise halbwild leben. Natürlich kann das Center nicht jedes Tier aufnehmen. Aber wie heißt es so schön: „Saving an animal won’t change the world, but it will change the world for this animal.”
Bis ein Schützling in die Auswilderungsstation umzieht und dort schrittweise in die Freiheit entlassen wird, liegt aber in der Regel viel Arbeit vor allen Helfern. Volunteers wie ich lernen, in jedem Bereich des Centers mitzuarbeiten. Nur mit den Reptilien haben wir keinen Umgang, da viele von ihnen wirklich gefährlich werden können und die Einarbeitung der Helfer sehr aufwändig wäre. Als Freiwilliger muss man sich schnell daran gewöhnen, dass man kein Held ist. So manche Aufgaben finden eher im Hintergrund statt. Dazu gehört beispielsweise der Küchendienst: Wichtig, damit die Tiere nicht verhungern, aber nicht sonderlich spektakulär. Schließlich sind wir Freiwilligen meist Abiturienten oder Studenten und keine Biologen oder Mediziner. Kontakt zu den Vierbeinern haben wir trotzdem viel, zum Beispiel wenn wir sie beim Freilauf beaufsichtigen. Insofern waren meine ersten Tage im Center von sehr vielfältigen Aufgaben geprägt und ich bin gespannt, was ich nun im Einzelnen so erleben werde. Davon berichte ich Euch gern!
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