Vom 23. Februar bis 07. März finden die nordischen Skiweltmeisterschaften in Oberstdorf im Allgäu statt. Viele deutsche Wintersportler hatten sich schon auf dieses Highlight mit heimischem Publikum gefreut. Corona machte allen Beteiligten hier jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Ausverkaufte Stadien, überall Deutschland-Fahnen, Lärm und Jubel – das ist es, auf was sich unsere deutschen Wintersportler so sehr gefreut hatten. Ein besonderes, oft einmaliges Erlebnis jeder Karriere. Doch in diesem Jahr ist einfach alles anders – und auch der Sport ist natürlich davon betroffen. Bereits in den vergangenen Weltcup-Rennen mussten die Sportler mit Einschränkungen rechnen. Einige Wettkämpfe wurden abgesagt. So ziemlich jedes Event fand ohne Zuschauer statt. Alle Beteiligten wurden regelmäßig getestet. Abstand halten und Maske tragen war natürlich an der Tagesordnung.
Corona – Zerstörer vieler Hoffnungen
Diese ungewisse Situation machte auch die gesamte Organisation der Weltmeisterschaft sehr schwierig. Das Programm der Eröffnungs- und Abschlussfeiern musste auf ein Minimum reduziert werden. Andere Rahmenveranstaltungen oder VIP-Besuche aus dem Ausland wurden abgesagt. Sehr lange hofften die Veranstalter, die Wettkämpfe wenigstens mit verringerter Zuschauerzahl unter abgestimmten Hygienebestimmungen stattfinden lassen zu können. Leider steht seit dem 19. Januar nun aber fest, dass die WM komplett ohne Zuschauer durchgeführt werden muss.
Oberstdorf – Wintersportzentrum Deutschlands
Bereits in den Jahren 1987 und 2005 war Oberstdorf Austrageort der nordischen Skiweltmeisterschaften. Das nicht ohne Grund, denn Oberstdorf galt in Deutschland als eines der wichtigsten Zentren des Wintersports. Durch seine südliche Lage hat der Ort eine hohe Schnee-Sicherheit und bietet vielen Wintersportarten beste Trainingsmöglichkeiten. Am örtlichen Sportgymnasium und den Sportanlagen (Skisprung- und Skiflugschanzen, Eisstadion, Langlaufstadion und zahlreichen Strecken) können viele junge Talente optimal gefördert werden.
So sind auch viele Aktive des deutschen Wintersports aus Oberstdorf, wie beispielweise die nordischen Kombinierer und Olympiasieger Johannes Rydzek und Vinzenz Geiger, der Skispringer und Skiflugweltmeister Karl Geiger, Skispringerin und Vize-Weltmeisterin Katharina Althaus oder die Langläuferin Laura Gimmler. Alle hatten sich sehr auf das Karriere-Highlight und vor allem natürlich die vielen deutschen Fans gefreut.
Deutschland auf dem Vormarsch – die Medaillen-Chancen
Im Wintersport gehört Deutschland neben Ländern wie Norwegen, Schweden, Frankreich oder Russland zu den führenden Nationen. So stehen auch die Chancen für deutsche Erfolge nicht schlecht. Die größten Medaillen-Chancen liegen wohl im Herren-Skisprung und der Nordischen Kombination. Karl Geiger und Markus Eisenbichler holten noch vor zwei Monaten bei der Skiflug-Weltmeisterschaft in Slowenien Gold und Bronze im Einzelkampf sowie gemeinsam mit Pius Paschke und Constantin Schmied Silber im Teamwettbewerb. Die nordische Kombination hat sich in den letzten Jahren zum Aufsteiger schlechthin entwickelt. Das deutsche Aufgebot präsentiert sich mit einigen Weltmeistern und Olympiasiegern der letzten Jahre.
Eric Frenzel, Johannes Rydzek, Fabian Riessle und Vinzenz Geiger sind in diesem wie auch in den letzten Jahren bei Großveranstaltungen wie auch den Weltcups nicht mehr wegzudenken. Doch auch in den anderen Disziplinen ist das deutsche Team auf dem Vormarsch. Im Langlauf konnten in dieser Saison erstmals seit einigen Jahren die Deutsche Katharina Hennig mit Podestplätzen und auch einige deutsche Herren mit Top-10 Ergebnissen auf sich aufmerksam machen und die Vorfreude auf die Rennen in Oberstdorf wecken. Der Damen-Skisprung ist im Vergleich zu den anderen Disziplinen noch ein „Frischling“. Bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi war das Damen-Skispringen erstmals eine olympische Disziplin. Bei diesem Wettkampf konnte sich die deutsche Athletin Carina Vogt durchsetzen und mit dem ersten olympischen Gold im Damen-Skisprung Geschichte schreiben. In den anschließenden Jahren konnte sich das deutsche Team weiter steigern und gute Ergebnisse erzielen. Auch bei der letzten nordischen WM 2019 im österreichischen Seefeld konnte Deutschland durch Katharina Althaus mit dem zweiten Platz eine Medaille verzeichnen. Auch wenn der Damen-Skisprung leider noch nicht die nötige Akzeptanz in der gesamten Sportlerwelt erhalten hat, ist diese Disziplin eine Bereicherung für den Sport.
Weltneuheit – erstmals Nordische Kombination der Frauen
Alle nordischen Sportarten haben sowohl im Weltcup als auch bei den Weltmeisterschaften Wettkämpfe für Damen und Herren – bis auf die Nordische Kombination, welche bisher nur für Männer angeboten wurde. Somit ist diese WM also nicht nur eine Besonderheit für alle Deutschen, sondern auch für die gesamte Sportwelt. Denn erstmalig wird es in diesem Jahr auch Wettkämpfe für Damen geben. Im Dezember fand bereits ein Weltcup-Rennen statt, in welchem zwar die Leistungsspanne noch etwas auseinanderklaffte, das deutsche Team konnte aber bereits mit drei Top-20 Ergebnissen punkten. Große Hoffnungen liegen auf der 18-jährigen Jenny Nowak, die bereits in den letzten drei Jahren bei den Junioren-Weltmeisterschaften Siege und Medaillen gewinnen konnte. Aber egal, wie am Ende auch die Ergebnisse sein werden: In erster Linie zählt doch vor allem die Bedeutung, dass nun beide Geschlechter für alle nordischen Disziplinen antreten können.
Papplikum – Zuschauer 2.0
Leere Ränge in den Stadien möchten aber wohl weder Zuschauer vor dem TV noch die Sportler gerne sehen. So hat sich das Oberstdorfer Organisationskomitee eine besondere Idee überlegt, das „Papplikum“. Fans können über einen Onlineshop für circa zwanzig Euro ein Foto von sich hochladen und dadurch als Pappfigur vor Ort im Publikum stehen. Nach den Weltmeisterschaften kann man seine Figur in Oberstdorf abholen oder sie sich sogar zuschicken lassen… und wer weiß, auf dem ein oder anderen hat vielleicht sogar einer der Sportler unterschrieben😊. Eine witzige Idee, die sowohl Sportler als auch Zuschauer motiviert und zusätzlich noch einen guten Zweck erfüllt, denn ein Euro jedes Beitrags wird an das Kinderhilfswerk „Plan International“ gespendet.
In diesem Jahr werden wir eine Weltmeisterschaft erleben, die es vorher noch nie gegeben hat und hoffentlich auch nicht mehr geben wird. Trotzdem ist es in diesen Zeiten nicht selbstverständlich, dass die Veranstaltung überhaupt stattfinden kann. Somit sind wohl alle Beteiligten froh und nehmen diese Umstände an. Außerdem kann diese schwierige Situation die Sportlerwelt auch noch enger zusammenschweißen. Denn wichtig ist doch nicht die Präsentation nach außen, sondern vor allem die Begeisterung der Menschen für den Sport zu wecken und sie zu animieren, selbst Sport zu betreiben.
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