Der Nachrichtenkonsum junger Leute findet heutzutage häufig nur noch auf Social Media statt. Neben Fake News und Filter Bubble gibt es ein weiteres Problem: Die User bleiben oft nur oberflächlich informiert, denn anspruchsvolle Themen scheinen der Social-Media-Logik zu widersprechen.
Es scheint fast so, als wäre es Vergangenheit, zumindest bei vielen jungen Menschen: Sich zu einer festen Uhrzeit vor den Fernseher zu setzen, um die Nachrichten anzuschauen. Ersteres ist heutzutage durchaus nicht unbedingt mehr zeitgemäß – Laptop und Smartphone haben den Fernseher als Empfangsgerät in vielen jungen Haushalten abgelöst. Das Internet mit seinen Mediatheken macht es möglich. Sitzen die Jugendlichen trotzdem ausnahmsweise vor dem Fernseher, ist die Aufmerksamkeit geteilt – mal wird der Fernsehbildschirm verfolgt, mal der handliche Screen direkt vor der Nase. Problematisch ist jedoch vor allem der Nachrichtenkonsum an sich: Es muss ja nicht gleich die Zeitung sein, aber konzentriert sich bei einigen tatsächlich die gesamte Informationsbeschaffung auf Social Media? Informieren sie sich überhaupt nicht mehr auf „normalem“ Wege, nicht einmal mehr über die Onlineauftritte von Fernsehen, Radio und den Printmedien?
Möglichst smartphonegerecht muss es sein
„Das habe ich auf Facebook gelesen“ – diesen Ausspruch hört man häufiger. Dass das auch seine Risiken birgt, ist wohl mittlerweile den meisten klar. Beeinflussung ist man hier überall ausgesetzt: Es tummeln sich Fake News, gefälschte oder verfälschte Meldungen, die Stimmung machen sollen. Auch die „bösen“ Algorithmen von Facebook manipulieren – erschaffen sie doch die vielbesagte Filterbubble, die Blase, die dem User (scheinbar) nur zeigt, was in sein Weltbild passt. Dass man bei all dem Scrollen und Wischen im Nachhinein gar nicht mehr weiß, woher eine Info stammt – von einem etablierten Medium oder einer unseriösen Seite, ist ebenso ein Problem.
Etwas anderes ist aber genauso erschreckend: Die Abneigung vieler Menschen, sich mehr als eine Minute mit einem Thema befassen zu wollen. Denn für Social Media muss alles so kurz wie möglich sein: So werden Fernsehsendungen schön smartphonegerecht in alle Einzelteile zerstückelt – die User sehen von vielen Sendungen längst nicht mehr alles, sondern nur noch einzelne Abschnitte.
Nur weichgespülte Themen auf Social Media?
Die ersten Sekunden eines Videos müssen schon mitreißen, sonst scrollt der Finger erbarmungslos weiter. Unterhaltend muss es sein, lustig, zeitvertreibend, immer spannend. Am besten animiert mit vielen bunten Grafiken – eine Bleiwüste wie in der Zeitung ist schließlich uncool, altmodisch und viel zu anstrengend. Der nächste Fehltritt Trumps, hier ein eingesetzter Ellbogen, da ein unbedachter Ausspruch oder die allseits bekannten Katzenvideos. So was läuft immer gut – und vor allem generiert es Klicks. Deutlich besser als „harte“ Themen aus Wirtschaft, Politik oder anderes komplexe Zeug. Sind nur weichgespülte Themen gut für Social Media? Sind zu viele Informationen uncool? Muss alles noch kürzer gefasst und weiter heruntergebrochen werden als ohnehin schon?
Offenbar widersprechen anspruchsvolle Themen der Social-Media-Logik. Soziale Netzwerke scheinen schon per se auf Unterhaltung ausgelegt zu sein. Immer aufmerksamkeitsheischender muss es in der Onlinewelt sein, mit möglichst vielen Cliffhangern, dass man ja draufklickt. Politik und Nachrichten scheinen auch nur noch Unterhaltung zu sein.
„Echte“ Medien als bessere Alternative
Sich trotz der großen Medienlandschaft nur auf soziale Netzwerke verlassen – möglich ist’s. Immerhin ist man hier fast in Echtzeit informiert. Besser jedoch noch lange nicht. Bloß nicht dem Irrglauben verfallen, man wäre enorm politisch oder gut informiert, wenn man ein paar Posts auf Facebook liked.
Trotzdem – viele Angebote der Zeitungen und der Rundfunkanstalten schaffen es zumindest hier, Menschen zu erreichen, die sonst vielleicht gar nichts von der Nachrichtenwelt da draußen mitbekommen würden. Vielleicht ist es ja ein Anreiz, sich hin und wieder umfassender zu informieren. Eventuell konsumiert der eine oder andere dann auch mal richtige Medien, nicht nur die sogenannten sozialen „Medien“.
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