Kleidung ist eines der Statements, über die wir unsere Persönlichkeiten ausdrücken. Die einen laufen gerne sportlich mit Sneakers durch die Schule oder Uni, andere lieber etwas schicker und wieder andere möchten über die Kleidung einen nachhaltigen Lebensstil signalisieren. Warum du beim Kauf deiner Kleidung auf ein paar Punkte achten solltest und wie du dabei trotzdem deiner Persönlichkeit treu bleiben kannst, möchte ich dir in diesem Artikel zeigen.
Fast Fashion – Ein neuer Trend der Modeindustrie
Immer mehr, immer neuer, immer der passende Trend – Kleidungsstücke werden in vielen Schaufenstern häufiger ausgetauscht, als man vorbeischauen kann. Viele der gekauften Kleidungsstücke werden nur ein oder zwei Mal getragen oder behalten zum Teil sogar das Preisschild für immer am Zettelchen im Rückenbereich. Dies hängt damit zusammen, dass jedes Jahr neue Modetrends auf den Markt kommen und uns verführen sollen. Sie geben einem das Gefühl, dass man mitmachen sollte, weil alle anderen auch diese Teile tragen. Damit wird unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit gestillt. Außerdem macht uns so ein Kauf KURZ glücklich.
Fast Fashion, also „schnelle Mode“, heißt dieser Trend. Die Idee dahinter: Möglichst günstige Mode und somit für die breite Masse erreichbar. Dadurch entsteht ein Trend dahin, immer mehr zu kaufen in immer kürzerer Zeit (Umweltbundesamt 2015, BMUV 2022). So kommen neue Trends und Kollektionen in immer kürzeren Abständen in die Läden. Bis zu 24 neue Kollektionen werden pro Jahr in den Läden angeboten (Diener 2020). Billigläden, wie H&M, Zara oder Primark, kommen sogar auf bis zu 52 Mikrokollektionen im Jahr, also jede Woche eine Neue (zdf zoom 2021). So kaufen wir viele Kleidungsstücke nur noch für eine Saison, dementsprechend von schlechter Qualität sind diese. In Deutschland kaufen die Verbraucher*innen pro Jahr im Durchschnitt sechzig neue Kleidungsstücke. Davon werden 40 Prozent nie oder nur selten getragen. Die Textilherstellung hat sich in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdoppelt und soll, laut Prognosen, auch noch weiter ansteigen (BMUV 2022).
Keine Notwendigkeit für neue Kleidungsstücke
Interessant ist, dass die meisten von uns doch eigentlich genügend Kleidungsstücke im Schrank haben. Schau doch mal in deinen Schrank und überlege, welche Teile du wirklich trägst und welche dort eigentlich nur verstauben. Meistens tragen wir doch immer dieselben Sachen. Das heißt, wir gehen meistens nicht einkaufen (oder shoppen online), weil wir wirklich etwas brauchen, sondern weil wir Lust auf ein neues Teil haben. Sechzig neue Kleidungsstücke pro Jahr braucht niemand. Wir sollten uns überlegen, ob wir nicht statt auf billige Massenware lieber auf individuelle, qualitative Kleidung setzen sollten, die dann auch länger hält.
Woher kommen unsere Textilien und wie werden diese produziert?
Die meisten Kleidungsstücke und andere Textilien (wie Handtücher, Bettlaken oder Teppiche) werden nicht in Deutschland und auch nicht in Europa produziert. Dies hängt damit zusammen, dass europäische Löhne und Nebenkosten für die Unternehmen zu teuer sind und wir, als Konsument*innen, diese Preise für unsere Textilien auch nicht zahlen würden. Früher gab es große Modelabels und Produktionsstätten in Europa. Viele sind jedoch seit den 1970er Jahren in Entwicklungs- und Schwellenländer ausgelagert worden. Gerade Länder, wie China, Indien, Pakistan, die Türkei oder Bangladesch, stehen häufiger in den Etiketten unserer Kleidung. Weltweit vergrößert sich die Anzahl an gekaufter Kleidung jährlich. Im Jahr 2018 gaben die Deutschen durchschnittlich 780 Euro pro Kopf für Kleidung aus. 90 Prozent davon stammen nicht aus Deutschland (Reichert 2023).
Damit einher gehen lange und verflochtene Lieferketten, die durch die Sozialstandards schwer zu kontrollieren sind. Die Missachtung wird für einen höheren Gewinn häufig in Kauf genommen. In der Baumwollproduktion oder den Nähereien kommt es zu Niedriglöhnen, Kurzzeitverträgen, starker Überarbeitung, vielen Überstunden, Arbeitsrechtsverletzungen, schlechten Sicherheitsvorkehrungen und anderen prekären Beschäftigungsformen. In der Textilindustrie arbeiten überwiegend Frauen, welche mit diesen Tätigkeiten das Einkommen ihrer Familie sichern, von der sie häufig getrennt leben müssen (bpb 2009).
Folgen für unsere Umwelt
Neben dem langen Transportweg unserer Kleidungsstücke bringen sie noch weitere Umweltfolgen mit sich. Die Textilindustrie produziert pro Jahr mehr Treibhausgase als die internationale Flug- und Schifffahrtsindustrie zusammen. Ein T-Shirt aus Polyester verbraucht jedoch mehr als das Doppelte als ein Baumwoll-Shirt. Wolle verursacht davon auch nochmal das Doppelte, aufgrund der Emissionen der Schafe. Sie ist jedoch ein sehr natürlicher und langlebiger Rohstoff. Eine große Rolle bei den Treibhausgasemissionen spielt die Energie, mit der unsere Textilien produziert werden China und Indien zum Beispiel betreiben ihre Fabriken zum Großteil mit Kohleenergie (Reichert 2023). Bis ein T-Shirt in Deutschland verkauft wird, ist es bereits weit gereist, bis zu 20.000 Kilometer legt es bis dahin zurück (Umweltbundesamt 2017).
Pro Kilogramm Kleidung wird meistens ein Kilogramm Chemikalien benötigt (z.B. PFC, NPE). Dies geschieht zum Beispiel beim Färben, Bedrucken oder Imprägnieren von Outdoor-Bekleidung. Viele dieser Chemikalien sind giftig, einige sogar krebserregend. Außerdem wird für den Färbeprozess sehr viel Wasser benötigt, welches danach häufig als stark verunreinigtes Abwasser direkt in die Umwelt gelangt. Dass es keine Abwasserreinigung gibt, hängt unter anderem mit dem starken Preisdruck der westlichen Märkte zusammen. Eine Kläranlage können sich die Fabriken häufig nicht leisten (Reichert 2023, Umweltbundesamt 2017).
Hoher Wasserverbrauch und gesundheitliche Schäden durch Pestizide
Auch die Bestandteile unserer Kleidung bringen Umweltschäden mit sich. Baumwolle braucht im Anbau sehr viel Wasser. Für einen Kilogramm Baumwolle wird das Wasser aus 200 Badewannen benötigt. Dafür werden große Seen leergepumpt. Außerdem wird das Wasser und damit auch der Boden mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln stark verunreinigt. Baumwollpflanzen in den USA werden bis zu 30-mal jährlich mit Giften, wie Roundup, behandelt (Reichert 2023, Umweltbundesamt 2017). So werden 35 Prozent der Pestizide weltweit für die Baumwollproduktion genutzt, obwohl diese nur auf drei Prozent der Felder wachsen (Umweltbundesamt 2017). Durch die Pestizide, die auf die Baumwollfelder gesprüht werden, sterben jährlich bis zu drei Millionen Menschen (Umweltbundesamt 2015).
Circa 65-70 Prozent unserer Textilfasern bestehen aus synthetischen Fasern, also aus Kunststoff (Polyester, Polyacryl, Viskose oder Polyamid). Diese werden aus Erdöl hergestellt. 2015 wurden dafür 98 Millionen Tonnen Erdöl benötigt, der Bedarf steigt jährlich. Doch Kunststofffasern bringen noch ein weiteres Umweltproblem mit sich. Sie gelangen durch unsere Nutzung ungefiltert in die Umwelt und zersetzen sich dort kaum. Gerade durch die Abreibung beim Tragen oder in der Waschmaschine lösen sich kleinste Partikel immer wieder ab. Die Fasern aus synthetischer Kleidung bilden eine der Hauptquellen von Mikroplastik im Meer (35 Prozent) (Reichert 2023, Umweltbundesamt 2017).
Was passiert mit unserer Kleidung – Die Recyclinglüge
Günstige Kleidung hat ihren Preis. Sie ist nicht sehr qualitativ. Demnach halten viele Kleidungsstücke nicht sehr lange. Da sie so günstig waren, werden sie beim ersten Loch im T-Shirt auch gleich entsorgt. Es gibt ja für fünf Euro schon ein neues T-Shirt im Laden. Ein weiteres Problem der Fast Fashion – Industrie ist, dass unfassbar viele Kleidungsstücke gar nicht erst in den Kleiderschränken landen, da sie nicht gekauft werden. Außerdem sortieren Konsument*innen noch tragbare Kleidung zuhause häufig wieder aus und schmeißen diese weg.
Ein Recycling dieser übrig gebliebenen Kleidungsstücke in einem geschlossenen Stoffkreislauf funktioniert aktuell noch nicht (zdf zoom 2021). Rund 80 Prozent der Altkleider werden verbrannt oder landen auf Deponien, 20 Prozent werden zu Putzlappen oder Dämmstoffen und weniger als ein Prozent wird wirklich wieder für die Herstellung von Kleidung genutzt (BMUV 2022). Gerade das Exportieren in Länder, wie Bulgarien, Rumänien oder Polen, ist ein großer Trend. Dort werden die Kleider als Brennstoffe für die häuslichen Öfen verwendet. Die Ärmsten der Armen verbrennen aufgrund von Geldmangel unsere Kleider. Dadurch verpuffen giftige Chemikalien direkt in die Luft und machen die Menschen krank. Die grundsätzliche Idee, dass Kleidung aus Europa in solchen ärmeren Ländern noch weitergetragen werden kann, funktioniert aufgrund der schlechten Qualität der Fast Fashion Kleidung nicht mehr (zdf zoom 2021).
Viele große Hersteller beginnen vermeintlich mit einem Umdenken, nicht zuletzt aufgrund des Drucks durch Umweltorganisationen und uns Verbraucher*innen. Es ist zwar bei weitem nicht alles so grün, wie es glänzt, doch die Richtung ist die Richtige, oder? Was passiert eigentlich mit meinem T-Shirt, wenn ich es bei H&M und Co. in die Tonne für aussortierte Textilien werfe? Das Team von ZDF-Zoom hat sich dieses System von den 2019 29.000 Tonnen eingesammelten Altkleidern mal genauer angeschaut. Laut ihrer Nachforschung könne aktuell aus Altkleidern keine neue Kleidung entstehen. Die von diesen großen Marken dann als „teilweise recycelt“ angebotene Mode sei kaum transparent und sehr unverständlich. Der recycelte Anteil sei aus alten Einwegkunststoffflaschen und nicht aus Altkleidern. Umso schlechter die Qualität der Kleidungsstücke (wie bei der Fast Fashion), umso weniger könne man daraus noch machen (zdf zoom 2021).
Nachhaltige Textilien – Geht das überhaupt?
Zur deiner Beruhigung, ja es geht! Zwar nicht zu 100 Prozent, aber es gibt doch viele Möglichkeiten, nachhaltiger einzukaufen und dein Hobby für schöne Mode mit dem aktuellen Trend der Nachhaltigkeit zu verbinden. Folgende Tipps helfen dir dabei:
1. Label
Du kannst beim Kauf deiner Kleidung auf ökologische und soziale Standards achten und so die negativen Auswirkungen stark minimieren. Siegel, wie zum Beispiel das GOTS, Fair Wear, Naturland, Oeko Tex Made in Green, Fairtrade oder das EU Ecolabel, zeigen dir an, welche Kleidungsstücke darunterfallen. Bei Utopia zum Beispiel findest du Listen mit „nachhaltigen Modelabels“. Schau auch mal in deiner Stadt nach kleinen Läden mit nachhaltigen Produkten.
Nachhaltige Textilien bestehen häufig aus einer Alternative zu den herkömmlichen Textilfasern, zum Beispiel aus Bio-Baumwolle (organic cotton). Im Anbau von Bio-Baumwolle ist das Spritzen von Herbiziden verboten, das Unkraut wird mechanisch entfernt und Insektenbefall mit natürlichen Mitteln verringert. Außerdem wird im Anbau von Bio-Baumwolle weniger Wasser verbraucht. Dies liegt zum einen daran, dass diese Felder von Kleinbauern bewirtschaftet werden, die häufig mit dem Monsunregen arbeiten. Der einzige Nachteil ist, dass im Bioanbau für den gleichen Ertrag mehr Fläche benötigt wird (Reichert 2023).
2. Second Hand
Außerdem kannst du deine Kleidung im Second Hand – Handel kaufen. Dort kannst du sogar deine bisherigen Lieblingslabels finden. Die Textilien sind zwar immer noch nicht nachhaltig produziert, jedoch eben sowieso schon auf dem Markt und produziert. Es ist besser, dass sie so lange genutzt werden, bis sie wirklich nicht mehr funktionieren. Solche Läden findest du in deiner nächst größeren Stadt, doch es gibt auch unfassbar viele Online-Plattformen für Second Hand – Mode. Gerade die aktuell angesagte Vintage – Mode findest du günstig im Second Hand – Shop.
3. Kleidertausch
Auch Kleidertauschpartys werden immer beliebter. Du kannst dort die Kleidungsstücke, die du nicht mehr trägst, mitbringen und mit anderen tauschen. Sie haben vielleicht etwas im Schrank gehabt, was dir noch gefällt. So kannst du dich auch über ein neues Kleidungsstück freuen, ohne Geld ausgeben zu müssen. Und dabei lernst du vielleicht noch ein paar nette neue Leute kennen.
4. Kleidung pflegen
Zum einen solltest du deine Kleidungsstücke nur so häufig waschen wie nötig. Denn bei jedem Waschgang lösen sich Fasern aus deiner Kleidung und die Nähte werden stark belastet. Häng deine Kleidung raus zum Entlüften und versuche, Teile mehrere Tage lang zu tragen. Gerade Hosen müssen nicht permanent gewaschen werden.
Wenn ein Kleidungsstück doch mal ein Loch hat, kannst du es erstmal versuchen, zu flicken. Entweder probierst du es selbst oder du bringst es zu einer nahegelegenen Schneiderei. Viele bieten bereits einen Reparaturservice an. Wenn du hochwertigere Kleidungsstücke einkaufst, lohnt sich so eine Reparatur auch mehr. Bei günstigen, nicht-qualitativen Stücken ist eine Reparatur häufig schwierig.
5. Kleidung mieten
Kleidung mieten, so wie Autos? Ja das geht! In größeren Städten gibt es bereits passende Ladenlokale, aber auch online stößt du auf immer mehr Mietangebote für Kleidungsstücke. Dies lohnt sich zum Beispiel, wenn du nach einem schönen Kleid für den Sommer suchst oder ein bestimmtes Outfit für den nächsten großen Geburtstag oder die im Herbst anstehende Hochzeit deiner Cousine suchst. Das ist zum einen günstiger als etwas zu kaufen, was du dann eh nicht nochmal trägst, und zum anderen kannst du einem aktuellen Trend folgen.
6. Slow Fashion
Slow Fashion bildet die Gegenbewegung zur Fast Fashion. Viele kleine Labels produzieren bereits regional und nachhaltig. Sie möchten dir langlebige, coole Kleidungsstücke bieten, durch die du dich auch weiterhin trendig kleiden kannst. Jedoch sollten wir alle bewusster und weniger kaufen. Langlebig, zeitlos und qualitativ statt billig, kurz trendy, viel und schnelllebig. So kann man sich die häufig teureren Kleidungsstücke auch leisten. Am nachhaltigsten ist das Kleidungsstück, dass nicht produziert werden muss.
Film-Tipp:
Vom Klamotten-Kaufrausch zum Altkleider-Müllberg: Warum Recycling bei Fast Fashion nicht klappt. Bei Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=L4L9pRbD1ms
Fast Fashion – Die Folgen des Modewahnsinns. https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-fast-fashion—die-folgen-des-modewahnsinns-100.html
Außerdem sehr interessant:
Die Sneaker Jagd vom Flip Magazin: https://sneakerjagd.letsflip.de/
Der nachhaltige Warenkorb vom Rat für Nachhaltige Entwicklung: https://www.nachhaltiger-warenkorb.de/wp-content/uploads/Nachhaltiger_Warenkorb_Folder_3_Kleidung_Kosmetik.pdf
Quellen:
Reichert, I. (2023): Fast Fashion. So macht unsere Kleidung die Umwelt kaputt. Online unter: https://www.quarks.de/umwelt/kleidung-so-macht-sie-unsere-umwelt-kaputt/ (12.04.2023).
Bpb (2009): Menschenrechte. Arbeits- und Menschenrechte in der Textilindustrie. Online unter: https://www.bpb.de/themen/recht-justiz/dossier-menschenrechte/38751/arbeits-und-menschenrechte-in-der-textilindustrie/ (12.04.2023).
Umweltbundesamt (2015): Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode. Online unter: https://www.umweltbundesamt.de/fast-fashion-die-schattenseiten-der-mode (17.04.2023).
Umweltbundesamt (2022): Bio, Secondhand, Nutzungsdauer: Was bei nachhaltigem Umgang mit Kleidung wichtig ist. Online unter: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/bekleidung#unsere-tipps (17.04.2023).
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