Bischof Jules Boutros ist der jüngste Bischof der katholischen Weltkirche. Im Interview mit „Kirche in Not“ spricht er über die Lage im Libanon, zahlreiche Probleme, aber auch über seine Hoffnung für das Land. Von Benedikt Bögle.
Die Menschen im Libanon haben in den vergangenen Jahren viel Leid erlebt. Lange schon war die wirtschaftliche und politische Lage schwierig. Die Explosion im Hafen von Beirut zerstörte 2020 einen großen Teil der Hauptstadt. Das Corona-Virus tat schließlich sein Übriges. Seither haben viele Menschen das Land verlassen – gerade junge.
Das kann auch Bischof Jules Boutros bestätigen: Der 39-Jährige ist der jüngste Bischof der Weltkirche und Kurienbischof des syrisch-katholischen Patriarchats von Antiochia. Mit dem päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ sprach er über die Lage in seinem Land: Von seinen Freunden und Bekannten hätten fast alle das Land verlassen. Der Bischof aber zeigt sich zuversichtlich: „Die Verhältnisse werden morgen besser sein. Aber das wird vom Volk ausgehen, nicht von der Regierung. Wir wollen leben, und wir lieben unser Land.“
Eine Minderheit im Libanon
Als syrisch-katholischer Bischof gehört er einer Minderheit an: Nur 16.000 syrische Katholiken leben im Libanon, weltweit sind es nur rund 140.000. Im Libanon habe seine Glaubensgemeinschaft keine politische Stimme: „Wir sind nicht im libanesischen Parlament vertreten, und es gibt keine Möglichkeiten für syrisch-katholische Frauen und Männer, Spitzenpositionen zu erreichen.“
Das läge, so Bischof Jules Boutros, auch daran, dass sich in der Vergangenheit wenige syrische Katholiken in der Öffentlichkeit engagiert hätten. Das versucht die Glaubensgemeinschaft, nun zu ändern. Gerade junge Menschen sollen sich mehr in der Politik engagieren – im vergangenen Mai sei nun zum ersten Mal eine syrische Katholikin in das Parlament gewählt worden. Und trotzdem kann der junge Bischof nicht in die Politik vertrauen: „Ich habe keine Hoffnung mehr in die Politik, aber ich hoffe weiterhin auf die Menschen.”
Junge Menschen verlassen ihr Land
Ein großes Problem: Junge Katholiken verlassen ihre Heimat – nicht nur im Libanon. Im Irak verlassen die Jungen das Land, ebenso in Syrien. Vor allem der syrische Militärdienst treibt die Jungen fort: „Die syrischen Männer müssen bis zu zehn Jahre dienen. Wenn sie danach lebend zurückkommen, können sie bei null anfangen“, erklärte der Bischof. „Wenn sie fünf Jahre im Ausland waren und 8000 US-Dollar zahlen, können sie zurückkehren, ohne den Militärdienst ableisten zu müssen. Wir verlieren eine ganze Generation.“
„Kirche in Not“ unterstützt
Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ unterstützt die Kirche im Libanon: Nach der Explosion in Beirut stellte es Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung, fünf Millionen Euro flossen in das Land. Das Hilfswerk wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von dem belgischen Prämonstratenser Werenfried van Straaten gegründet. Es sollte der Völkerverständigung dienen, Friede statt Hass sähen. Heute unterstützt „Kirche in Not“ Projekte auf der ganzen Welt. Gerade in armen Ländern werden Mittel zur Verfügung gestellt, um Gemeinden aufzubauen oder Priester auszubilden. Auf der ganzen Welt untersucht „Kirche in Not“ die Religionsfreiheit – und veröffentlicht regelmäßig seinen Bericht zur „Religionsfreiheit weltweit“.
Hilfe, die auch Bischof Jules Boutros und seinen Gemeinden zugute kommt. Er ist dankbar – und glaubt gleichzeitig, dass auch seine Gemeinden etwas mit den unterstützenden Ländern im Westen teilen können: „Wir können die Reife teilen, die wir im Zusammenleben mit Muslimen und anderen Religionen und im Angesicht von Krieg, Instabilität und Verfolgung gewonnen haben.“
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