Der Aspekt des Versagens begleitet das menschliche Handeln. Zum Beispiel beim Fußball und der Europameisterschaft. Spätestens in der K.O.-Runde war klar – verliert man, ist der Traum vorbei und es geht nach Hause. Doch natürlich werden nicht nur Spitzensportler von Versagensängsten geplagt. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Versagen ist menschlich
Googelt man den Begriff „Versagen“, so landet man schnell auf Wikipedia, eo es heißt: „Versagen ist das Nichterfüllen von Anforderungen“. Okay. Scheidet ein Team nach einem verlorenen Spiel aus, besteht ein Student Klausuren an der Uni nicht, stirbt der Kanarienvogel, weil er kein Futter bekommen hat – dann haben Menschen versagt. Sind Freunde nicht da, wenn dringend ein offenes Ohr gebraucht wird, oder ist kein Dialog zwischen Staaten mehr möglich, woraufhin heftige Auseinandersetzungen folgen, dann haben Menschen die an sie gestellten Anforderungen nicht erfüllt. Dann sind sie auf Neudeutsch „abgelost“. Ob mit Daumen und Zeigefinger ein „L“ an die Stirn gehalten, mit Unverständnis reagiert oder Stephan Remmlers Hit „Einer ist immer der Loser“ gesungen wird: Versagen kann schrecklich wehtun und Spuren hinterlassen. „Einer ist immer der Loser, einer muss immer verlier’n.
Versagen als Lernprozess
Es liegt in der Natur des Menschen, etwas schaffen zu wollen. Sich weiterzuentwickeln, vorwärts zu kommen. Die Evolution zeigt das eindrucksvoll. Der Wille zu überleben und die Adaption an unterschiedliche Lebensbedingungen sind sowohl Ausdruck einer lebensbejahenden Grundeinstellung der Menschen, als auch Zeugnis unzähliger Versagensmomente. Ein Schüler, der eine Schularbeit verhaut, bemerkt, dass es gilt, zu lernen, wenn schulischer Erfolg erzielt werden möchte. Wenn wir egoistisch handeln und dafür von unserem Umfeld bestraft werden, bemerken wir, dass es besser ist, für andere da zu sein: sowohl für die Gemeinschaft, als auch für unser eigenes Wohlempfinden. Actio, reactio. In jedem Versagen liegt neben Frust und Schmerz auch die Möglichkeit, zu erkennen, dass es beim nächsten Mal besser gemacht werden sollte. Um wieder auf den allgegenwärtigen Fußball zurück zu kommen – schied die deutsche Mannschaft bei der EM 2004 schon in der Vorrunde aus, wird sie zehn Jahre und etliche Halbfinalspiele später zum Weltmeister gekürt. Aus den Niederlagen wurde gelernt und es gilt mit Sicherheit zu sagen: „Was einen nicht tötet, macht ihn nur stärker!“
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
Herr Edison wurde mal gefragt, ob er nicht frustriert sei über die Misserfolge während des Entstehungsprozesses der Glühbirnenkonstruktion. Und anstatt sich dem Selbstmitleid hinzugeben, antwortete er kurz, dass er nun 1.000 Möglichkeiten kenne, wie es nicht funktioniere. Sehr löblich, diese Einstellung in Bezug auf das, was er liebte zu tun. Schließlich kam er irgendwann ans Ziel und hatte noch dazu weitere physikalische Erkenntnisse gewonnen. Denn was hilft einem mehr im Reifeprozess, als zu wissen, wie etwas nicht geht und wie man es nicht machen will?! Das Versagen aus der Tabu-Hölle befreien, mehr darüber sprechen, Fehler öfter zugeben. Wenn mehr bei sich geschaut würde, als empört aufzuschreien. Wenn es möglich wäre, sich mit seinem Versagen zu versöhnen und es als Teil des eigenen Entwicklungsprozesses anzunehmen, anstatt beschämt und klein mit Hut im allseits bekannten tiefen Loch im Boden zu verschwinden. Oh, wie wär’ das schön, oh, wie wär’ das schön! „Aufstehen, Krone richten, und weitergehen“ steht auf manchen Frühstücksbrettchen und Postkarten gedruckt. Sagt doch alles, oder?!
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