Ecuador ist für viele Europäer und Deutsche nur ein weit entferntes Land. Ein Land irgendwo auf dem südamerikanischen Kontinent. Dabei bietet es so viel mehr, als nur seine grobe geographische Nähe zu den Vereinigten Staaten. Jahrtausende alte Inseln, aktive Vulkane und Regenwald, wo die Natur noch in ihrer reinsten Form zu erleben ist.
Unsere gemeinsame Kurzreise durch das südamerikanische Juwel beginnt in der Hauptstadt Quito, die der Legende nach von einem Häuptling namens Quitumbe und seiner Frau Llira gegründet wurde. Beide überlebten als einzige eine Sinnflut, weil sie sich auf den Rucu Pichincha retteten und dort, als das Wasser verschwunden war, einen neuen Stamm, die Quitu, gründeten. Archäologische Funde belegen menschliche Existenz auf der Quito-Hochebene seit ungefähr 1500 v. Chr. Heute hat die höchstgelegene Hauptstadt auf der Erde rund 1,5 Millionen Einwohner und 700.000 weitere Menschen, die im Einzugsgebiet der „Stadt des ewigen Frühlings“ leben.
Diesen Spitznamen hat sich die Stadt verdient, weil aufgrund der Nähe zum Äquator das ganze Jahr über milde Temperaturen von rund 20 Grad herrschen. Das koloniale Zentrum mit dem Präsidentenpalast, der Kathedrale sowie zahlreichen Kirchen gehört zum Weltkulturerbe. Umgeben ist Ecuadors zweitgrößte Stadt von einer Kette von Vulkanen, die teils aktiv, teils schlafend, teils inaktiv, schon mehrmals für Zerstörung in Quito gesorgt haben.
Schneestürme auf dem Feuerberg
Einer der spektakulärsten Feuerberge ist mit Sicherheit der Cotopaxi, der mit seinen 5.897 Metern im Südosten der Stadt aufragt. Der „Hals des Mondes“ ist der höchste aktive Vulkan in Ecuador. Seit seinem ersten Ausbruch Anfang des 16. Jahrhunderts, spukte der Cotopaxi fast 50 Mal Feuer. Aufgrund seiner perfekten Kegelform, die durch eine Eiskappe abgerundet wird, gilt er als Idealbild eines sogenannten Stratovulkans. Als erster Mensch versuchte sich der deutsche Wissenschaftler Alexander von Humboldt 1802 mit der Besteigung des heiligen Inkaberges. Doch der Forscher scheiterte an Schneestürmen und Eiseskälte und musste letztendlich auf einer Höhe von 4.500 Metern die Rückkehr antreten. Den Kraterrand erreichten 70 Jahre später erstmals Wilhelm Reiß und Angel Escobar. Weil es im Durchschnitt alle 117 Jahre zu einer heftigen Eruption samt Erdbeben kommt, wird die Situation momentan als gefährlich eingestuft.
Der ewige Kreislauf des Lebens
Eben solche vulkanischen Aktivitäten bildeten vor Jahrhunderten die Grundlage für die Entstehung der Galapagos-Inseln rund 1.000 Kilometer vor der Küste Ecuadors. Dort schiebt sich die Nasca-Platte über eine Magmakammer, die noch heute aktiv ist. Gelegen im östlichen Pazifik wurden die rund 120 kleinen Eilande 1534 zufällig durch panamaischen Bischof Tomás de Berlange, der auf dem Weg nach Peru vom Kurs abkam und auf den Islas Encantadas – den verzauberten Inseln – strandete, entdeckt. Der Name entstand aus der Verblüffung der Entdecker, dass so weit entfernt vom Festland noch Leben existierte. Der Archipel fasziniert durch seine atemberaubende Natur.
Umgeben vom kühlen Wasser des Humboldt-Stroms gedeihen auf dem fruchtbaren vulkanischen Grund zahlreiche Pflanzen. Aufgrund der abgeschotteten Lage finden sich auf den Inseln auch viele endemische Tierarten, die nur dort vorkommen wie beispielsweise der Galapagos-Pinguin, die Meerechse oder die Galapagos-Riesenschildkröte, die dem Gebiet seinen heutigen Namen verliehen hat. Durch die stetigen Eruptionen befinden sich die Inseln in einem stetigen Wandel. Neues entsteht, altes verschwindet. Die Galapagos sind lebendige Erdgeschichte.
Von der Natur verschlungen
Wer genug von der Abgeschiedenheit des Meeres hat, kann innerhalb weniger Stunden die rauen Küsten der Galapagos gegen die feucht-heiße grüne Hölle im Cuyabano-Naturreservat eintauschen. In unmittelbarer Nähe zu gefräßigen Piranhas, bunten Papageien, knalligen Pfeilgiftfröschen und den Königen des Amazonas, den Flussdelfinen, kann man den Alltag hinter sich lassen und in eine Traumwelt eintauchen. Ecuador, ein Paradies auf Erden.
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