Ob die Heilige Katharina von Alexandrien wirklich gelebt hat, ist umstritten. Ihre Heiligenlegende zeigt jedoch, wie tief Glaube sein kann und wie wichtig eine vernünftige Verständigung zwischen den Religionen ist. Am 25. November ist ihr Gedenktag.

Bei manchen Heiligen der Katholischen Kirche kann man heute nicht mehr sicher sagen, ob sie überhaupt gelebt haben. Zu viele Legenden ranken sich meist um diese Menschen, erst viele Jahrzehnte bis Jahrhunderte nach ihrem Tod kann die Verehrung der Heiligen nachgewiesen werden. Eine dieser Heiligen, deren Existenz man heute nicht mehr sicher beweisen kann, ist Katharina von Alexandrien.
Der Legende nach war sie die Tochter des Königs von Zypern, geboren wohl im dritten Jahrhundert. Im heiratsfähigen Alter angekommen, begehrten sie viele Männer – doch jeder wurde abgelehnt. Ein Einsiedler dann soll ihr den richtigen Bräutigam gezeigt haben: Jesus Christus. Katharina ließ sich daraufhin taufen. Später soll sie dann nach Alexandrien gekommen sein. Dort forderte der Kaiser Maxentius, sie solle den heidnischen Göttern opfern.
Das war in der Antike ein durchaus geläufiges Verfahren der Christenverfolgung: Um zu erkennen, wer Christ war, sollte jeder Bürger des Imperiums den römischen Göttern opfern. Wer das nicht mit seinem Gewissen als Christ vereinbaren konnte, war aufgeflogen – oft drohte dann der Tod. Viele Christen versuchten, diesem „Test“ durch Bestechung zu entgehen. Sie opferten den Göttern zwar nicht, erhielten aber eine sogenannte Opferbescheinigung: Für viele Christen die Rettung vor dem sicheren Tod.
Katharina diskutiert mit 50 Philosophen
Auch Katharina sollte nun den Göttern opfern, verweigerte dies als Christin aber. Zur Rede gestellt, forderte Katharina in einer Diskussion zu zeigen, dass sie mit ihrem Glauben an Jesus Christus Recht hätte. Also ließ der Kaiser 50 Philosophen holen, die mit ihr diskutieren sollten. Der Legende nach unterlagen diese Denker der Frau aus Zypern.
Die Botschaft ist eindeutig: Gegen die Wahrheit Christi haben auch die besten Denker und Philosophen argumentativ keine Chance. Sie ließen sich allesamt taufen. Die kaiserliche Strafe dafür: Der Tod. Für Katharina war die Geschichte dadurch noch nicht beendet, vielmehr wollte der Kaiser sie nun heiraten. Sie lehnte ab und wurde dafür mit dem Tod bestraft. Katharina sollte gerädert werden, die Räder aber zerbrachen. Daraufhin wurde sie geköpft.
Christenverfolgung gibt es auch heute
Auch wenn Katharina nicht gelebt haben sollte, ist ihr Leben und Sterben doch nichts vollkommen. Außergewöhnliches für die Zeit der Christenverfolgungen. Viele Christen starben wegen ihres Glaubens, teilweise auf die grausamsten Arten. Ein längst beendetes Kapitel der Geschichte? Nein, das ist es nicht. Bis heute werden Christen in der ganzen Welt verfolgt und getötet.
Die Organisation „Open Doors“ spricht davon, dass weltweit auch heute noch mehr als 100 Millionen Christen verfolgt werden. Die Verfolgung beginnt bei sozialen und wirtschaftlichen Ausgrenzungen, reicht jedoch bis zu Folter und Mord. Diese Menschen stehen so fest in ihrem Glauben, sind so tief davon überzeugt, dass auch der drohende Tod sie nicht dazu bringen kann, ihren Überzeugungen den Rücken zu kehren – wie bei Katharina.
Religionen müssen sich verständigen
Und gleichzeitig zeigt die Legende der heiligen Frau noch etwas anderes: Der Diskurs mit den Philosophen will zeigen, dass auch Glaube und Religion vernünftigerweise diskutiert werden können. Gott kann selbstverständlich nicht bewiesen werden, nicht biologisch, nicht physikalisch, nicht rein logisch. Doch alleine das kann seine Existenz nicht von vorneherein ausschließen.
Viele entscheidende Dinge im Leben des Menschen können nicht berechnet werden: Liebe, Zuneigung und viele andere Gefühle. Und deswegen ist es auch möglich und nötig, dass sich Religionen in einen vernünftigen wissenschaftlichen Diskurs einbringen. Gerade auch durch den sogenannten „Islamischen Staat“ breitet sich eine extreme religiöse Haltung aus. Wo Religionen miteinander und mit der Gesellschaft nicht mehr konstruktiv diskutieren können, breitet sich Hass aus. Hass, der zur Verfolgung Andersdenkender führen kann. So wie zur Zeit der Christenverfolgungen im antiken Rom. So wie bei Katharina.
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