Der heilige Hieronymus Ämiliani kümmerte sich aufopferungsvoll um Pestkranke. Dieser Dienst wurde ihm am Ende zum Verhängnis: Er erkrankte selbst an der Pest und starb daran. Er hat den Auftrag christlicher Nächstenliebe ernst genommen – bis zum Tod. Ein Bericht von Benedikt Bögle.
Hieronymus stammte aus der wohlhabenden patrizischen Familie Ämiliani. 1486 wurde er in der Nähe von Venedig geboren. Als er gerade einmal fünfzehn Jahre alt war, starb sein Vater. Hieronymus wurde nun vor allem von seiner frommen Mutter sehr streng erzogen. Später entschied er sich dazu, Soldat zu werden. Bald machte er Karriere und wurde zum General ernannt. Die Wende in seinem Leben kam, als Hieronymus 1511 in Gefangenschaft geriet. Er beschloss, sein Leben zu ändern und dem Kriegsdienst zu entsagen. Der Legende nach betete er zu Maria, die ihm die Fesseln löste und die Kerkertüre öffnete. So konnte Hieronymus der Gefangenschaft entfliehen.
Hilfe für Arme und Bedürftige
Nun widmete er sein Leben ganz Gott. Hieronymus wollte Priester werden, 1518 folgte die Priesterweihe. Der Heilige setzte sich nun ganz besonders für die Armen und Bedürftigen ein. Er kümmerte sich um Waisen, die er in seinem Haus aufnahm, mit Kleidung und Nahrung versorgte und unterrichtete. Während einer Pestepidemie 1527 kümmerte er sich im Hospital an der Kirche San Rocco in Venedig um die an der Pest Erkrankten. Hieronymus sorgte sich um die Sterbenden und begrub die an der Pandemie Verstorbenen. Das blieb nicht ohne Folgen: Der Priester infizierte sich selbst mit der Pest, überlebte die Krankheit aber.
Hieronymus richtete Waisenhäuser ein
Nun richtete Hieronymus in Venedig und Bergamo Waisenhäuser ein, später auch in Verona, Como und Mailand. Bald schlossen sich ihm andere an und gründeten die „Gesellschaft der Diener der Armen“. Am Ende seines Lebens lebte Hieronymus zurückgezogen in einer Höhle, die er allerdings während der nächsten Pest-Epidemie verließ, um sich wiederum um die Kranken und Bedürftigen zu sorgen. Wieder steckte er sich mit der Pest an – überlebte die Krankheit jetzt aber nicht mehr. 1537 starb Hieronymus Ämiliani.
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“
Hieronymus hat den Auftrag Jesu zur Nächstenliebe ernst genommen: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Markusevangelium 12,31) Wer mit Pestkranken umging, musste jederzeit damit rechnen, sich selbst anzustecken. Wer einmal mit der Pest infiziert war, hatte kaum mehr Chancen, zu überleben. Dass Hieronymus seine erste Pest-Erkrankung überhaupt überlebte, war ein Wunder. Die Pest konnte nicht geheilt werden. Es war vielmehr Glück, ob man die Infektion überlebte oder nicht. Hieronymus musste das wissen – und ließ sich trotzdem von Angst und Sorge nicht davon abhalten, sich um die Bedürftigen zu kümmern. Hieronymus nahm den Auftrag Jesu ernst – bis zu seinem Tod.
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